Alle Autofahrer kennen sie, die jährliche oder zweijährliche Begegnung mit dem TÜV. Gemeint ist die Hauptuntersuchung (HU), oft in Kombination mit der Abgasuntersuchung (AU), bei der das eigene Fahrzeug auf Herz und Nieren geprüft wird. Doch was genau passiert da eigentlich? Und was sind die häufigsten Missverständnisse rund um diese Untersuchung? Dieser Artikel räumt mit Mythen auf und liefert Ihnen die wichtigsten Fakten rund um den TÜV.
Was ist der TÜV und warum gibt es ihn?
Der TÜV, kurz für Technischer Überwachungsverein, ist eine unabhängige Prüforganisation, die in Deutschland und anderen Ländern die Sicherheit von Fahrzeugen, Anlagen und Produkten überwacht. Im Wesentlichen geht es darum, die Verkehrssicherheit zu gewährleisten und die Umwelt zu schützen. Die regelmäßige Hauptuntersuchung ist dabei ein wichtiger Baustein.
Die gesetzliche Grundlage für die HU bildet die Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung (StVZO). Sie legt fest, welche Kriterien ein Fahrzeug erfüllen muss, um am öffentlichen Straßenverkehr teilnehmen zu dürfen. Der TÜV überprüft, ob diese Kriterien eingehalten werden.
Was wird bei der Hauptuntersuchung (HU) geprüft?
Die Hauptuntersuchung umfasst eine Vielzahl von Punkten, die die Sicherheit und Umweltverträglichkeit des Fahrzeugs betreffen. Hier eine Übersicht der wichtigsten Prüfpunkte:
- Bremsanlage: Funktionstüchtigkeit der Bremsen, Zustand der Bremsleitungen und -beläge.
- Lenkung: Spiel in der Lenkung, Zustand der Lenkungsbauteile.
- Beleuchtung: Funktion aller Scheinwerfer, Blinker und Rückleuchten, Einstellung der Scheinwerfer.
- Achsen und Fahrwerk: Zustand der Stoßdämpfer, Federn und Radaufhängungen.
- Reifen: Profiltiefe, Zustand der Reifenflanken, Reifendruck.
- Karosserie: Rostbefall, Beschädigungen, Zustand tragender Teile.
- Auspuffanlage: Dichtigkeit, Zustand des Katalysators oder Partikelfilters.
- Sicherheitsausstattung: Funktion der Sicherheitsgurte, Airbags (falls vorhanden).
- Umweltverträglichkeit: Einhaltung der Abgasnormen (im Rahmen der Abgasuntersuchung).
Es ist wichtig zu beachten, dass die genauen Prüfpunkte je nach Fahrzeugtyp und Alter variieren können. Der Prüfer dokumentiert alle Mängel in einem Prüfbericht.
Die Abgasuntersuchung (AU): Was wird gemessen?
Die Abgasuntersuchung (AU) ist ein integraler Bestandteil der HU und dient dazu, die Einhaltung der Abgasnormen zu überprüfen. Dabei werden verschiedene Schadstoffe gemessen, die das Fahrzeug ausstößt. Die genauen Messwerte hängen von der Abgasnorm ab, die für das Fahrzeug gilt.
Bei älteren Fahrzeugen werden die Abgase oft noch mit einer Sonde direkt am Auspuff gemessen. Bei neueren Fahrzeugen greifen die Prüfer auf die On-Board-Diagnose (OBD) zu, um die gespeicherten Fehlercodes und Messwerte auszulesen.
Was passiert, wenn mein Fahrzeug die HU nicht besteht?
Wenn bei der Hauptuntersuchung Mängel festgestellt werden, erhält das Fahrzeug keine neue TÜV-Plakette. Der Prüfer dokumentiert alle Mängel in einem Prüfbericht und teilt Ihnen mit, welche Reparaturen erforderlich sind. Sie haben dann in der Regel einen Monat Zeit, die Mängel zu beheben und das Fahrzeug erneut vorzuführen (Nachuntersuchung).
Wichtig: Wenn bei der Nachuntersuchung erneut Mängel festgestellt werden, kann die Frist für die Mängelbeseitigung verkürzt werden. In schwerwiegenden Fällen kann das Fahrzeug sogar sofort aus dem Verkehr gezogen werden, wenn die Verkehrssicherheit nicht mehr gewährleistet ist.
Mythen rund um den TÜV
Um den TÜV ranken sich viele Mythen. Hier sind einige der häufigsten:
- Mythos 1: Der TÜV ist reine Abzocke.
Fakt: Der TÜV ist eine unabhängige Prüforganisation, die im öffentlichen Interesse handelt. Die Gebühren sind gesetzlich festgelegt und dienen dazu, die Kosten für die Prüfung zu decken. Natürlich kann man über die Höhe der Gebühren diskutieren, aber der TÜV ist keine reine Abzocke.
- Mythos 2: Der TÜV findet immer etwas, um eine neue Plakette zu verweigern.
Fakt: Der TÜV ist verpflichtet, alle Mängel zu dokumentieren, die die Verkehrssicherheit oder Umweltverträglichkeit beeinträchtigen. Wenn ein Mangel festgestellt wird, ist dies nicht willkürlich, sondern basiert auf den gesetzlichen Vorgaben.
- Mythos 3: Mit Schmiergeld kann man den TÜV bestechen.
Fakt: Bestechung ist eine Straftat und wird von den Prüforganisationen streng verfolgt. Wer versucht, einen Prüfer zu bestechen, riskiert hohe Strafen und den Verlust seiner Fahrerlaubnis.
- Mythos 4: Kleine Mängel sind egal.
Fakt: Auch kleine Mängel können die Verkehrssicherheit beeinträchtigen oder sich im Laufe der Zeit verschlimmern. Es ist wichtig, alle Mängel zu beheben, auch wenn sie auf den ersten Blick harmlos erscheinen.
- Mythos 5: Der TÜV ist immer gleich streng.
Fakt: Die Prüfer sind angehalten, objektiv und nach den gesetzlichen Vorgaben zu prüfen. Es kann aber natürlich Unterschiede in der Auslegung der Vorschriften geben. Außerdem ist der Zustand des Fahrzeugs entscheidend.
Tipps zur Vorbereitung auf die HU
Um die Hauptuntersuchung erfolgreich zu bestehen, können Sie einige Dinge vorbereiten:
- Kontrollieren Sie die Beleuchtung: Überprüfen Sie alle Scheinwerfer, Blinker und Rückleuchten auf Funktionstüchtigkeit. Defekte Leuchtmittel sollten Sie vor der HU austauschen.
- Prüfen Sie den Reifendruck und die Profiltiefe: Der Reifendruck sollte korrekt sein und die Profiltiefe mindestens 1,6 mm betragen.
- Reinigen Sie das Fahrzeug: Ein sauberes Fahrzeug macht einen besseren Eindruck und erleichtert dem Prüfer die Arbeit.
- Überprüfen Sie die Flüssigkeitsstände: Öl, Kühlwasser und Bremsflüssigkeit sollten ausreichend vorhanden sein.
- Beheben Sie kleinere Mängel selbst: Kleinere Reparaturen, wie z.B. das Auswechseln von Scheibenwischerblättern, können Sie selbst vornehmen.
- Fahren Sie vorab in eine Werkstatt: Eine Werkstatt kann Ihr Fahrzeug vor der HU checken und eventuelle Mängel beheben.
Fazit
Die Hauptuntersuchung ist ein wichtiger Beitrag zur Verkehrssicherheit und zum Umweltschutz. Auch wenn die Begegnung mit dem TÜV oft mit gemischten Gefühlen verbunden ist, ist es wichtig, die HU ernst zu nehmen und sein Fahrzeug regelmäßig überprüfen zu lassen. Eine gute Vorbereitung kann dabei helfen, die HU erfolgreich zu bestehen und unnötige Kosten zu vermeiden. Indem man sich mit den Fakten auseinandersetzt und die Mythen entlarvt, kann man dem TÜV mit mehr Gelassenheit begegnen.