Luft im System kann mehr Ärger verursachen als man denkt. Ob in der Heizungsanlage, der Bremsanlage oder im Kühlsystem des Autos – Luftblasen sind unerwünscht und können zu Leistungseinbußen, Geräuschen und im schlimmsten Fall zu Schäden führen. Dieser Artikel erklärt, wann eine Entlüftung notwendig ist, welche Anzeichen darauf hindeuten und wie man verschiedene Systeme fachgerecht entlüftet.
Warum muss überhaupt entlüftet werden?
Luft ist kompressibel, Flüssigkeiten in der Regel nicht. Das ist der Knackpunkt. In einem geschlossenen System, das eigentlich mit einer nicht kompressiblen Flüssigkeit gefüllt sein sollte, stören Luftblasen die korrekte Funktion aus verschiedenen Gründen:
- Verringerte Leistung: In Heizungsanlagen blockieren Luftblasen den Wärmetransport, sodass Heizkörper nicht richtig warm werden. Bei Bremsanlagen führt Luft zu einem schwammigen Pedalgefühl und verminderter Bremsleistung, da der Druck nicht effektiv übertragen wird. Im Kühlsystem kann Luft zu Überhitzung führen, da die Kühlflüssigkeit nicht mehr alle Bereiche erreicht.
- Geräuschentwicklung: Luftblasen, die durch Rohre und Leitungen strömen, können gluckernde, blubbernde oder rauschende Geräusche verursachen. Diese Geräusche sind oft ein deutliches Zeichen für Luft im System.
- Korrosion: Luft enthält Sauerstoff, der Korrosion fördern kann. In Heizungsanlagen kann dies zu Rostbildung in Heizkörpern und Leitungen führen.
- Beschädigung von Komponenten: In extremen Fällen kann Luft zu Kavitation führen, einem Phänomen, bei dem sich in Flüssigkeiten Dampfblasen bilden und wieder zusammenfallen, was zu Materialverschleiß und Schäden an Pumpen und anderen Komponenten führen kann.
Wann ist eine Entlüftung notwendig?
Es gibt verschiedene Situationen, in denen eine Entlüftung eines Systems notwendig wird:
- Nach Reparaturen oder Wartungsarbeiten: Wenn an einem System gearbeitet wurde, bei dem Flüssigkeit abgelassen wurde (z.B. beim Austausch eines Heizkörpers, einer Bremse oder einer Wasserpumpe), ist es wahrscheinlich, dass Luft in das System gelangt ist.
- Nach dem Befüllen oder Nachfüllen von Flüssigkeit: Auch beim Befüllen oder Nachfüllen von Flüssigkeiten kann Luft eingeschlossen werden.
- Bei Auftreten von typischen Symptomen: Gluckernde Geräusche in Heizkörpern, schwammiges Bremspedal, Überhitzung des Motors – all das sind Alarmsignale.
- Regelmäßige Wartung: Einige Systeme, wie z.B. Heizungsanlagen, sollten regelmäßig (z.B. einmal jährlich) entlüftet werden, um die optimale Funktion sicherzustellen.
Wie entlüftet man verschiedene Systeme?
Die Entlüftungsmethode hängt stark vom jeweiligen System ab. Hier eine Anleitung für die gängigsten Anwendungen:
1. Heizungsanlage entlüften
Die Heizung entlüften ist eine einfache Aufgabe, die man selbst durchführen kann. Man benötigt lediglich einen Entlüftungsschlüssel (oft als Vierkantschlüssel) und ein Gefäß, um austretendes Wasser aufzufangen.
- Vorbereitung: Schalten Sie die Umwälzpumpe aus. Dadurch wird verhindert, dass während des Entlüftens Luft durch das System gesaugt wird. Warten Sie ca. 30 Minuten, damit sich die Luft in den Heizkörpern sammeln kann.
- Heizkörper finden: Beginnen Sie mit dem Heizkörper, der am höchsten im Haus liegt. Luft steigt nach oben, daher sammeln sich die meisten Luftblasen dort.
- Entlüften: Setzen Sie den Entlüftungsschlüssel auf das Entlüftungsventil (meistens ein kleines Ventil an der Oberseite des Heizkörpers). Halten Sie das Gefäß unter das Ventil. Drehen Sie den Schlüssel langsam gegen den Uhrzeigersinn, bis Luft entweicht.
- Luft entweichen lassen: Lassen Sie die Luft entweichen, bis Wasser austritt. Sobald nur noch Wasser kommt, schließen Sie das Ventil wieder fest.
- Wiederholen: Wiederholen Sie den Vorgang bei allen Heizkörpern im Haus, beginnend mit den höchsten und endend mit den niedrigsten.
- Druck prüfen: Überprüfen Sie nach dem Entlüften den Wasserdruck der Heizungsanlage. Wenn der Druck zu niedrig ist, füllen Sie Wasser nach.
2. Bremsanlage entlüften
Die Bremsanlage entlüften ist eine anspruchsvollere Aufgabe, die sorgfältig durchgeführt werden muss, da die Bremsen sicherheitsrelevant sind. Im Zweifelsfall sollte man diese Arbeit einer Werkstatt überlassen. Es gibt verschiedene Methoden, z.B. die klassische Zwei-Personen-Methode, das Entlüften mit einem Vakuumentlüfter oder mit einem Druckentlüfter.
Zwei-Personen-Methode:
- Vorbereitung: Besorgen Sie sich frische Bremsflüssigkeit (die richtige Sorte für Ihr Fahrzeug), einen durchsichtigen Schlauch, ein Auffanggefäß und einen passenden Schraubenschlüssel für die Entlüftungsventile an den Bremssätteln.
- Bremsflüssigkeitsbehälter prüfen: Füllen Sie den Bremsflüssigkeitsbehälter bis zum Maximum auf. Achten Sie darauf, dass der Behälter während des gesamten Vorgangs nicht leerläuft, da sonst erneut Luft in das System gelangt.
- Entlüftungsventil vorbereiten: Beginnen Sie am Rad, das am weitesten vom Hauptbremszylinder entfernt ist (in der Regel das hintere rechte Rad). Stecken Sie ein Ende des Schlauchs auf das Entlüftungsventil und das andere Ende in das Auffanggefäß, das mit etwas Bremsflüssigkeit gefüllt ist (damit keine Luft zurückgesaugt wird).
- Entlüften: Eine Person setzt sich ins Auto und tritt das Bremspedal mehrmals langsam durch und hält es dann ganz unten gedrückt. Währenddessen öffnet die zweite Person das Entlüftungsventil kurz. Es sollte Bremsflüssigkeit (mit Luftblasen) in den Schlauch fließen. Schließen Sie das Ventil wieder, bevor die Person im Auto das Pedal loslässt.
- Wiederholen: Wiederholen Sie diesen Vorgang (Pedal treten, Ventil öffnen, Ventil schließen, Pedal loslassen) mehrmals, bis keine Luftblasen mehr in der Bremsflüssigkeit zu sehen sind, die durch den Schlauch fließt.
- Weitere Räder: Wiederholen Sie den Vorgang an den anderen Rädern, in der Reihenfolge: hinten links, vorne rechts, vorne links.
- Bremsflüssigkeitsstand prüfen: Überprüfen Sie nach dem Entlüften aller Räder den Bremsflüssigkeitsstand im Behälter und füllen Sie ggf. nach.
- Probefahrt: Machen Sie eine Probefahrt und prüfen Sie die Bremswirkung.
Wichtig: Achten Sie darauf, dass keine Bremsflüssigkeit auf Lack oder Kunststoffteile gelangt, da sie diese beschädigen kann.
3. Kühlsystem entlüften
Das Kühlsystem entlüften ist wichtig, um eine Überhitzung des Motors zu vermeiden. Moderne Fahrzeuge haben oft automatische Entlüftungsventile. Bei älteren Fahrzeugen ist möglicherweise ein manuelles Entlüften erforderlich.
- Vorbereitung: Lassen Sie den Motor abkühlen. Öffnen Sie den Kühlmittelbehälter (Vorsicht, heißer Dampf!).
- Entlüftungsventil finden: Suchen Sie das Entlüftungsventil. Es befindet sich oft am höchsten Punkt des Kühlsystems, z.B. am Thermostatgehäuse oder an einem Kühlerschlauch.
- Entlüften: Öffnen Sie das Entlüftungsventil. Füllen Sie Kühlmittel in den Behälter, bis Kühlmittel ohne Luftblasen aus dem Entlüftungsventil austritt. Schließen Sie das Ventil.
- Motor starten: Starten Sie den Motor und lassen Sie ihn im Leerlauf laufen, bis er Betriebstemperatur erreicht hat. Beobachten Sie den Kühlmittelstand im Behälter. Füllen Sie ggf. Kühlmittel nach.
- Kontrolle: Überprüfen Sie nach dem Abkühlen des Motors den Kühlmittelstand erneut und füllen Sie ggf. nach.
Fazit
Die Entlüftung von Systemen ist eine wichtige Wartungsmaßnahme, um die optimale Funktion und Lebensdauer der Geräte zu gewährleisten. Durch das Erkennen der Symptome und das korrekte Durchführen der Entlüftung können Sie Leistungseinbußen, Geräusche und Schäden vermeiden. Bei Unsicherheiten sollte man jedoch immer einen Fachmann zu Rate ziehen.