Der Audi A4 B6 (2000-2004) und sein Nachfolger, der A4 B7 (2004-2008), erfreuen sich als Gebrauchtwagen großer Beliebtheit. Sie bieten ein attraktives Design, solide Technik und ein gewisses Prestige. Doch ist ein Exemplar mit rund 200.000 Kilometern auf dem Tacho wirklich noch eine lohnende Investition, oder droht das vermeintliche Schnäppchen zum teuren Groschengrab zu werden? Dieser Frage gehen wir in diesem Artikel auf den Grund.
Die Faszination Audi A4 B6/B7
Sowohl der B6 als auch der B7 genießen einen guten Ruf, was Verarbeitung und Fahrgefühl angeht. Die Modelle bieten eine breite Auswahl an Motorisierungen, von sparsamen Dieselmotoren bis hin zu kraftvollen Benzinern. Auch in puncto Ausstattung gibt es große Unterschiede, von der Basisvariante bis hin zu Modellen mit Lederausstattung, Navigationssystem und Xenon-Scheinwerfern. Die schlichte, elegante Optik, insbesondere des B7, hat bis heute nichts von ihrem Reiz verloren. Kein Wunder also, dass viele Autofahrer mit einem begrenzten Budget auf der Suche nach einem gebrauchten A4 B6/B7 sind.
Die Kilometerstand-Hürde: 200.000 km – Was bedeutet das?
Ein Kilometerstand von 200.000 km ist für ein Auto kein Pappenstiel. Es bedeutet, dass der Wagen bereits einiges erlebt hat und diverse Verschleißteile wahrscheinlich bereits an ihre Lebensgrenze stoßen oder diese bereits überschritten haben. Es ist wichtig zu verstehen, dass ein hoher Kilometerstand nicht automatisch bedeutet, dass das Auto schlecht ist. Vielmehr kommt es auf die Pflege und Wartung des Fahrzeugs an. Ein A4 B6/B7 mit 200.000 km, der regelmäßig gewartet und pfleglich behandelt wurde, kann in einem besseren Zustand sein als ein vergleichbares Modell mit weniger Kilometern, das vernachlässigt wurde.
Wo liegen die Schwachstellen? Typische Probleme beim A4 B6/B7
Bevor man sich für einen A4 B6/B7 mit hoher Laufleistung entscheidet, sollte man sich über die typischen Schwachstellen informieren. Hier eine Auflistung der häufigsten Probleme:
- Ölverbrauch: Insbesondere die 2.0 TFSI-Motoren (Benziner) sind bekannt für ihren hohen Ölverbrauch. Hier sollte man genau hinschauen und nach Spuren von Ölverlust suchen.
- Multitronic-Getriebe: Das stufenlose Automatikgetriebe (Multitronic) kann bei mangelnder Wartung zu Problemen führen. Ruckeln beim Anfahren oder Beschleunigen sind Warnzeichen.
- Fahrwerk: Querlenker, Stoßdämpfer und Lager sind Verschleißteile, die bei dieser Laufleistung oft erneuert werden müssen. Achten Sie auf Geräusche beim Fahren und ungleichmäßiges Abriebbild der Reifen.
- Elektronik: Defekte Fensterheber, Klimaanlage-Probleme oder Pixelfehler im Kombiinstrument können auftreten.
- Dieselmotoren: Bei den Dieselmotoren können Probleme mit dem Turbolader, dem Dieselpartikelfilter (DPF) und den Injektoren auftreten.
- Rost: Auch wenn Audi für seine gute Verarbeitung bekannt ist, kann Rost an Radläufen, Türunterkanten und am Unterboden auftreten, insbesondere bei Fahrzeugen, die viel im Winter gefahren wurden.
Die Checkliste vor dem Kauf: Worauf muss man achten?
Um das Risiko eines Fehlkaufs zu minimieren, sollte man vor dem Kauf eines gebrauchten Audi A4 B6/B7 mit hoher Laufleistung folgende Punkte unbedingt beachten:
- Scheckheft: Ein lückenlos geführtes Scheckheft ist ein gutes Zeichen und deutet auf regelmäßige Wartung hin.
- Probefahrt: Eine ausführliche Probefahrt ist unerlässlich. Achten Sie auf Geräusche, Ruckeln, Vibrationen und das Verhalten des Motors und Getriebes.
- Zustandsbericht: Ein unabhängiger Zustandsbericht von einer Prüforganisation (z.B. TÜV, DEKRA) gibt Aufschluss über den technischen Zustand des Fahrzeugs.
- Ölstand und Kühlwasser: Überprüfen Sie den Ölstand und das Kühlwasser. Achten Sie auf Ablagerungen oder Verfärbungen.
- Unterboden: Begutachten Sie den Unterboden auf Rost und Beschädigungen.
- Funktion der Ausstattung: Testen Sie alle elektrischen Funktionen (Fensterheber, Klimaanlage, Radio, etc.).
- Reifenprofil: Überprüfen Sie das Reifenprofil und achten Sie auf ungleichmäßigen Abrieb.
- Bremsen: Testen Sie die Bremsen und achten Sie auf Geräusche oder Vibrationen.
- Verkäufer: Machen Sie sich ein Bild vom Verkäufer. Ist er vertrauenswürdig? Hat er Antworten auf Ihre Fragen?
Die Kosten im Blick behalten: Was kommt auf mich zu?
Neben dem Kaufpreis sollte man auch die laufenden Kosten im Blick behalten. Dazu gehören:
- Kfz-Steuer und Versicherung: Diese Kosten sind abhängig von Motorisierung und Versicherungsklasse.
- Kraftstoffverbrauch: Der Kraftstoffverbrauch hängt von der Motorisierung und dem Fahrstil ab.
- Wartung und Reparaturen: Hier sollte man bei einem Fahrzeug mit hoher Laufleistung mit höheren Kosten rechnen. Verschleißteile müssen eventuell bald erneuert werden.
- Ersatzteile: Audi-Ersatzteile sind in der Regel etwas teurer als bei anderen Herstellern.
Alternativen zum Audi A4 B6/B7
Bevor man sich endgültig für einen Audi A4 B6/B7 mit 200.000 km entscheidet, sollte man auch andere Modelle in Betracht ziehen. Mögliche Alternativen wären:
- VW Passat B6/B7: Bietet ähnliche Technik wie der A4, ist aber oft günstiger zu bekommen.
- Skoda Octavia: Eine preiswerte Alternative mit viel Platz.
- Ford Mondeo: Bietet ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis.
- BMW 3er E90: Eine sportliche Alternative zum A4.
Fazit: Schnäppchen oder Groschengrab?
Ob ein Audi A4 B6/B7 mit 200.000 Kilometern ein Schnäppchen oder ein Groschengrab ist, hängt von vielen Faktoren ab. Der Zustand des Fahrzeugs, die Wartungshistorie, die Motorisierung und die Ausstattung spielen eine entscheidende Rolle. Wenn man sich ausreichend informiert, eine gründliche Probefahrt macht und einen unabhängigen Zustandsbericht einholt, kann man durchaus ein gutes Exemplar finden. Man sollte sich jedoch bewusst sein, dass bei einem Fahrzeug mit dieser Laufleistung früher oder später Reparaturen anfallen werden. Wer bereit ist, diese Kosten zu tragen und sich selbst etwas mit der Technik auskennt oder einen vertrauenswürdigen Schrauber an der Hand hat, kann mit einem gebrauchten Audi A4 B6/B7 durchaus noch Freude haben. Für alle anderen gilt: Vorsicht ist besser als Nachsicht.
Empfehlung: Suchen Sie gezielt nach Exemplaren, die nachweislich gut gepflegt wurden und investieren Sie im Zweifelsfall lieber etwas mehr, um spätere teure Reparaturen zu vermeiden. Ein gut gewarteter A4 B6/B7 kann Ihnen auch mit hoher Laufleistung noch treue Dienste leisten.