Ein Bußgeldbescheid flattert ins Haus, weil Sie angeblich zu schnell gefahren sind. Der erste Impuls ist oft Ärger und Frustration. Doch was, wenn Sie sich sicher sind, nicht so schnell unterwegs gewesen zu sein, wie im Bescheid angegeben? Die gute Nachricht: Nicht jeder Blitzer funktioniert einwandfrei. Es gibt Wege, die Messung anzufechten und im besten Fall ungeschoren davonzukommen. Ein Anwalt für Verkehrsrecht kann dabei eine entscheidende Rolle spielen, indem er potenzielle Messfehler aufdeckt und für Ihre Rechte kämpft.
Der erste Schock: Was tun nach einem Bußgeldbescheid?
Nach Erhalt eines Bußgeldbescheids sollten Sie Ruhe bewahren. Ignorieren Sie ihn auf keinen Fall! Die Einspruchsfrist beträgt in der Regel zwei Wochen ab Zustellung. Innerhalb dieser Frist müssen Sie schriftlich Einspruch einlegen. Der Einspruch sollte kurz und formell sein. Es reicht, zu schreiben, dass Sie Einspruch gegen den Bescheid einlegen, ohne zunächst Gründe anzugeben. Dies verschafft Ihnen Zeit, die Angelegenheit genauer zu prüfen und gegebenenfalls einen Anwalt zu konsultieren.
Wichtig: Bezahlen Sie den Bußgeldbescheid nicht voreilig! Die Zahlung kann als Anerkennung der Schuld gewertet werden und erschwert einen späteren Einspruch erheblich.
Warum ein Anwalt bei Geschwindigkeitsmessungen sinnvoll ist
Ein Anwalt für Verkehrsrecht ist ein Experte auf dem Gebiet der Geschwindigkeitsmessung und kennt die potenziellen Schwachstellen der verschiedenen Messgeräte. Er kann Akteneinsicht beantragen und die relevanten Unterlagen, wie z.B. das Messprotokoll, die Eichscheine des Geräts und die Schulungsnachweise der Beamten, einsehen.
Diese Unterlagen sind entscheidend, um mögliche Messfehler oder Verfahrensfehler aufzudecken. Ein Anwalt weiß genau, worauf er achten muss und kann die Beweismittel kritisch prüfen. Er kann beurteilen, ob die Messung ordnungsgemäß durchgeführt wurde und ob die Voraussetzungen für die Gültigkeit der Messung erfüllt sind.
Darüber hinaus verfügt ein Anwalt über das notwendige Fachwissen, um mit Sachverständigen zu kommunizieren und gegebenenfalls ein eigenes Gutachten in Auftrag zu geben. Dies kann besonders dann sinnvoll sein, wenn der Verdacht auf einen gravierenden Messfehler besteht.
Typische Messfehler bei Blitzern
Es gibt eine Vielzahl von Faktoren, die zu fehlerhaften Geschwindigkeitsmessungen führen können. Hier einige der häufigsten Ursachen:
* **Fehlerhafte Eichung:** Messgeräte müssen regelmäßig geeicht werden, um sicherzustellen, dass sie korrekt funktionieren. Ein abgelaufener oder fehlerhafter Eichschein kann die gesamte Messung ungültig machen.
* **Falsche Aufstellung:** Die korrekte Aufstellung des Blitzers ist entscheidend für genaue Ergebnisse. Steht das Gerät nicht im richtigen Winkel zur Fahrbahn oder wird es durch Hindernisse beeinträchtigt, kann dies zu Messfehlern führen.
* **Bedienungsfehler:** Die Beamten, die das Messgerät bedienen, müssen ausreichend geschult sein. Bedienungsfehler, wie z.B. falsche Einstellungen oder ungenaue Ausrichtung, können zu falschen Messergebnissen führen.
* **Technische Defekte:** Auch Messgeräte selbst können technische Defekte aufweisen, die die Messung beeinträchtigen. Dies kann z.B. durch Witterungseinflüsse, Verschleiß oder unsachgemäße Behandlung verursacht werden.
* **Störungen durch andere Fahrzeuge:** In bestimmten Fällen können andere Fahrzeuge die Messung beeinflussen. Dies gilt insbesondere für Radargeräte, bei denen es zu Reflexionen oder Überlagerungen kommen kann.
* **Unklare Zuordnung:** Bei mehreren Fahrzeugen auf dem Blitzerfoto muss zweifelsfrei feststehen, welches Fahrzeug gemessen wurde. Ist die Zuordnung unklar, ist die Messung angreifbar.
* **Mangelhafte Beweisfotos:** Das Beweisfoto muss bestimmte Kriterien erfüllen, um als Beweismittel vor Gericht zugelassen zu werden. Ist das Foto unscharf, über- oder unterbelichtet oder fehlen wichtige Informationen, kann dies die Beweiskraft der Messung schmälern.
Wie ein Anwalt Messfehler nachweist: Die Strategie
Ein erfahrener Anwalt für Verkehrsrecht geht bei der Anfechtung einer Geschwindigkeitsmessung systematisch vor. Er prüft zunächst die formellen Voraussetzungen des Bußgeldbescheids. Sind alle notwendigen Angaben vorhanden? Wurde der Bescheid fristgerecht zugestellt?
Anschließend beantragt er Akteneinsicht und analysiert die relevanten Unterlagen. Dabei achtet er insbesondere auf folgende Punkte:
* **Das Messprotokoll:** Enthält das Protokoll alle erforderlichen Angaben? Wurden die Messungen ordnungsgemäß dokumentiert? Gibt es Unregelmäßigkeiten oder Widersprüche?
* **Den Eichschein:** Ist der Eichschein gültig? Wurde das Messgerät regelmäßig und ordnungsgemäß geeicht?
* **Die Schulungsnachweise der Beamten:** Sind die Beamten, die das Messgerät bedient haben, ausreichend geschult und zertifiziert?
* **Die Bedienungsanleitung des Geräts:** Wurden die Vorgaben des Herstellers bei der Aufstellung und Bedienung des Messgeräts beachtet?
* **Das Beweisfoto:** Ist das Foto aussagekräftig und eindeutig? Lässt es Rückschlüsse auf die gefahrene Geschwindigkeit zu?
Stellt der Anwalt Unregelmäßigkeiten oder Messfehler fest, kann er verschiedene Strategien anwenden:
* **Er kann die zuständige Behörde auf die Fehler hinweisen und um eine Überprüfung der Messung bitten.** In vielen Fällen lenkt die Behörde ein, wenn die Fehler offensichtlich sind.
* **Er kann einen Antrag auf Einholung eines Sachverständigengutachtens stellen.** Ein Sachverständiger kann die Messung technisch überprüfen und die Wahrscheinlichkeit eines Messfehlers beurteilen.
* **Er kann im Rahmen einer Gerichtsverhandlung Zeugen benennen, die die Messung in Frage stellen.** Dies können z.B. Mitfahrer, andere Verkehrsteilnehmer oder Anwohner sein.
Die Kosten eines Anwalts und die Erfolgsaussichten
Die Kosten für einen Anwalt für Verkehrsrecht können variieren. Sie hängen in der Regel vom Streitwert und dem Umfang der anwaltlichen Tätigkeit ab. Viele Anwälte bieten eine kostenlose Erstberatung an, in der Sie sich über die Erfolgsaussichten und die zu erwartenden Kosten informieren können.
Die Erfolgsaussichten, einen Bußgeldbescheid aufgrund eines Messfehlers anzufechten, sind von Fall zu Fall unterschiedlich. Sie hängen stark von den konkreten Umständen und der Qualität der Beweise ab. Ein erfahrener Anwalt kann Ihre Erfolgsaussichten realistisch einschätzen und Ihnen eine fundierte Entscheidungsgrundlage bieten.
Es ist wichtig zu beachten, dass auch bei einem erfolgreichen Einspruch Kosten entstehen können, z.B. für ein Sachverständigengutachten. Diese Kosten können jedoch im Vergleich zu den drohenden Strafen (Bußgeld, Punkte in Flensburg, Fahrverbot) oft gering sein.
Fazit: Bei Zweifeln immer einen Anwalt konsultieren
Wenn Sie Zweifel an der Richtigkeit einer Geschwindigkeitsmessung haben, sollten Sie nicht zögern, einen Anwalt für Verkehrsrecht zu konsultieren. Er kann Ihnen helfen, Ihre Rechte zu wahren und einen unberechtigten Bußgeldbescheid abzuwenden. Ein Anwalt kennt die Tricks und Kniffe, um Messfehler aufzudecken und für Sie das bestmögliche Ergebnis zu erzielen. Lassen Sie sich frühzeitig beraten, um Ihre Chancen zu wahren und unnötige Kosten zu vermeiden. Die Investition in einen Anwalt kann sich am Ende lohnen, wenn Sie dadurch ein Bußgeld, Punkte oder sogar ein Fahrverbot verhindern können. Vertrauen Sie auf das Fachwissen eines Experten, um zu Ihrem Recht zu kommen.