Der Porsche 944 S2 – ein Transaxle-Klassiker, der in den späten 1980er und frühen 1990er Jahren die Sportwagenwelt aufmischte. Nicht so exklusiv wie ein 911, aber mit einer ganz eigenen Persönlichkeit und einer faszinierenden Motorcharakteristik. Ein Aspekt, der immer wieder für Diskussionen sorgt, ist die Drehfreudigkeit des 3,0-Liter-Reihenvierzylinders. Darf, kann, soll ein 944 S2 wirklich bis an die 8000 U/min drehen? Oder ist das reiner Drehzahl-Wahnsinn mit drohendem Motorschaden?
Die Spezifikationen des 944 S2 Motors
Um die Frage zu beantworten, müssen wir uns zunächst die technischen Details des Motors genauer ansehen. Der 3,0-Liter-Reihenvierzylinder des 944 S2 ist eine Weiterentwicklung des 2,5-Liter-Aggregats, das bereits in den Vorgängermodellen zum Einsatz kam. Porsche vergrößerte den Hubraum und optimierte das Design des Zylinderkopfs, um mehr Leistung und Drehmoment zu erzielen. Wichtig ist: Der Motor ist von Grund auf als Drehzahlmotor konzipiert.
Hier sind einige wichtige Eckdaten:
- Hubraum: 2990 cm³
- Leistung: 211 PS (155 kW) bei 5800 U/min
- Drehmoment: 280 Nm bei 4000 U/min
- Bohrung x Hub: 104 mm x 88 mm
- Verdichtung: 10,9:1
- Ventiltrieb: DOHC (zwei obenliegende Nockenwellen) mit 4 Ventilen pro Zylinder
Besonders das Verhältnis von Bohrung zu Hub (104 mm x 88 mm) deutet auf einen Motor hin, der gerne dreht. Ein kürzerer Hub ermöglicht höhere Drehzahlen, da die Kolbengeschwindigkeit bei gleicher Drehzahl geringer ist. Die DOHC-Ventilsteuerung mit vier Ventilen pro Zylinder sorgt für eine effiziente Füllung der Brennräume und unterstützt die Drehfreudigkeit.
Die Werksangaben und die Realität
Porsche selbst gibt eine maximale Drehzahl von 6800 U/min für den 944 S2 an. Der Drehzahlbegrenzer greift allerdings erst bei etwa 7000 U/min ein. Die Frage ist also: Warum liegt die Werksangabe so deutlich unter dem tatsächlichen Limit?
Die Antwort liegt vermutlich in einer Kombination aus Gründen:
- Haltbarkeit: Porsche möchte sicherstellen, dass der Motor auch bei regelmäßiger Belastung und unter verschiedenen Betriebsbedingungen eine lange Lebensdauer hat. Eine konservative Drehzahlbegrenzung trägt dazu bei, die Belastung der mechanischen Komponenten zu reduzieren.
- Abgasvorschriften: Die Einhaltung der Abgasnormen war auch in den 1980er und 1990er Jahren ein Thema. Höhere Drehzahlen können zu einem höheren Schadstoffausstoß führen.
- Marketing: Der 944 war nicht als reiner Rennwagen positioniert, sondern als alltagstauglicher Sportwagen. Ein übermäßiger Fokus auf hohe Drehzahlen hätte möglicherweise eine andere Zielgruppe angesprochen.
In der Praxis zeigt sich jedoch, dass viele 944 S2 Fahrer den Motor durchaus höher drehen als von Porsche angegeben. 8000 U/min sind zwar nicht der alltägliche Betriebszustand, aber im kurzzeitigen Beschleunigungsmodus oder auf der Rennstrecke durchaus üblich. Wichtig ist dabei, dass der Motor in einem guten Zustand ist und regelmäßig gewartet wird.
Was spricht für das Ausdrehen des Motors?
Es gibt durchaus Argumente, die für das gelegentliche Ausdrehen des Motors sprechen:
- Leistungsentfaltung: Der 944 S2 Motor entfaltet seine maximale Leistung erst bei höheren Drehzahlen. Wer das volle Potenzial des Motors nutzen möchte, muss ihn also auch ausdrehen.
- Fahrspaß: Das lineare Hochdrehen des Motors und der damit verbundene Sound sind ein wesentlicher Bestandteil des Fahrerlebnisses mit einem 944 S2.
- Reinigungseffekt: Gelegentlich hohe Drehzahlen können dazu beitragen, Ablagerungen im Motor zu reduzieren und die Schmierung zu verbessern.
Was spricht gegen das Ausdrehen des Motors?
Auf der anderen Seite gibt es auch Risiken, die mit dem Ausdrehen des Motors verbunden sind:
- Verschleiß: Hohe Drehzahlen bedeuten eine höhere Belastung für alle mechanischen Komponenten. Dies kann zu einem erhöhten Verschleiß und einer verkürzten Lebensdauer des Motors führen.
- Ölmangel: Bei hohen Drehzahlen ist eine ausreichende Ölversorgung besonders wichtig. Ein Ölmangel kann zu schweren Motorschäden führen.
- Überhitzung: Hohe Drehzahlen erzeugen mehr Wärme. Wenn das Kühlsystem nicht optimal funktioniert, kann der Motor überhitzen.
- Risiko von Motorschäden: Wenn der Motor in einem schlechten Zustand ist oder nicht richtig gewartet wird, kann das Ausdrehen zu einem Motorschaden führen.
Wichtige Faktoren für die Langlebigkeit des Motors
Um sicherzustellen, dass der 944 S2 Motor auch bei höheren Drehzahlen lange hält, sollten folgende Punkte beachtet werden:
- Regelmäßige Wartung: Ölwechsel, Zündkerzenwechsel, Kontrolle der Ventileinstellung – eine regelmäßige Wartung ist unerlässlich.
- Hochwertiges Öl: Verwenden Sie nur hochwertiges Motoröl, das den Anforderungen des Motors entspricht.
- Gutes Kühlsystem: Stellen Sie sicher, dass das Kühlsystem in einwandfreiem Zustand ist. Ersetzen Sie ggf. Kühlmittel, Thermostat und Wasserpumpe.
- Korrekte Zündung: Eine korrekt eingestellte Zündung ist wichtig für eine effiziente Verbrennung und reduziert die Belastung des Motors.
- Vermeidung von Kaltstarts: Fahren Sie den Motor erst warm, bevor Sie ihn belasten.
- Überprüfung der Lager: Die Kurbelwellen- und Pleuellager sollten regelmäßig überprüft und ggf. erneuert werden.
- Kenntnis des Fahrzeugs: Achten Sie auf ungewöhnliche Geräusche oder Vibrationen, die auf ein Problem hindeuten könnten.
Fazit: Drehzahl-Wahnsinn oder Normalität?
Die Frage, ob ein Porsche 944 S2 wirklich auf 8000 U/min touren darf, lässt sich nicht pauschal beantworten. Es hängt vom Zustand des Motors, der Wartungshistorie und der Fahrweise ab. Ein gut gewarteter Motor, der nicht ständig im roten Bereich bewegt wird, kann durchaus auch höhere Drehzahlen vertragen. Ein ungepflegter Motor hingegen riskiert bei zu hohen Drehzahlen einen Motorschaden.
Letztendlich ist es eine individuelle Entscheidung, wie hoch man den Motor drehen möchte. Wer auf Nummer sicher gehen will, hält sich an die Werksangaben von Porsche. Wer das volle Potenzial des Motors erleben möchte, kann ihn auch höher drehen – sollte sich aber der Risiken bewusst sein und auf die Gesundheit des Motors achten. Der 944 S2 ist ein faszinierendes Auto, das mit Gefühl und Sachverstand behandelt werden will. Und dazu gehört auch, die Drehzahl im Auge zu behalten.