Die Zombie-Apokalypse auf der Konsole ist ein Genre, das sich immer wieder neu erfindet. Doch inmitten all der Neuerscheinungen gibt es Klassiker, die sich hartnäckig in den Köpfen (und auf den Festplatten) der Spieler halten. Einer dieser Titel ist zweifellos Dying Light von Techland. Seit seinem Erscheinen im Jahr 2015 hat das Spiel eine treue Fangemeinde aufgebaut und wird oft als einer der besten Zombie-Titel überhaupt gelobt. Aber die Zeit schreitet unaufhaltsam voran. Mit einem Nachfolger auf dem Markt und etlichen neuen Horror-Games stellt sich die Frage: Lohnt sich Dying Light heute, im Jahr 2024, noch für Besitzer einer PS4 oder PS5?
Dieser Artikel taucht tief in die postapokalyptische Welt von Harran ein, beleuchtet die einzigartigen Gameplay-Elemente, die technische Leistung auf den aktuellen PlayStation-Konsolen und gibt eine klare Antwort darauf, ob du dich noch in dieses brachiale Survival-Horror-Abenteuer stürzen solltest.
Eine Zeitreise nach Harran – Was Dying Light auszeichnete
Als Dying Light 2015 das Licht der Welt erblickte, setzte es neue Maßstäbe im Zombie-Genre. Techland, bekannt für die Dead Island-Reihe, schlug einen anderen Weg ein und kombinierte die bewährte Nahkampf-Intensität mit einem revolutionären Parkour-System. Statt nur vor den Untoten zu fliehen, konnten Spieler Hindernisse überwinden, Gebäude erklimmen und sich mit einer Agilität durch die offene Welt bewegen, die man so noch nicht gesehen hatte.
Doch es war nicht nur die Bewegung, die Dying Light so besonders machte. Es war die Fusion aus Licht und Dunkelheit, aus Hoffnung und Verzweiflung, die Harran so lebendig (und gleichzeitig so tot) wirken ließ. Der Tag-Nacht-Zyklus war mehr als nur eine kosmetische Spielerei; er definierte das gesamte Gameplay. Tagsüber war man der Jäger, der Plünderer, der Überlebende. Nachts wurde man zur Beute, gejagt von den gefürchteten Volatiles, die eine ganz neue Dimension des Horrors einführten.
Die Geschichte um Kyle Crane, einen Agenten, der in die infizierte Stadt geschickt wird, um eine gefährliche Seuche zu untersuchen, war spannend und emotional. Ergänzt durch ein tiefes Crafting-System, das es ermöglichte, Waffen zu modifizieren und mächtige Hilfsmittel herzustellen, bot Dying Light ein umfassendes Survival-Erlebnis, das bis heute kaum übertroffen wurde.
Das Gameplay-Gerüst – Warum es immer noch fesselt
Das Herzstück von Dying Light ist und bleibt sein Gameplay. Auch Jahre nach der Veröffentlichung fühlt sich jede Facette immer noch frisch und relevant an:
- Das Parkour-System: Die Art und Weise, wie sich Kyle Crane durch Harran bewegt, ist schlichtweg fantastisch. Das flüssige Parkour-System ist intuitiv und macht jede Fortbewegung zu einem Vergnügen. Über Dächer springen, an Vorsprüngen entlanghangeln, auf Gegner herabspringen – all das funktioniert butterweich und vermittelt ein unglaubliches Gefühl von Freiheit und Agilität. Selbst im Vergleich zu modernen Titeln hält das System stand und ist in seiner Ausführung oft sogar präziser und befriedigender als bei manchem Nachfolger. Man merkt, wie viel Wert auf die vertikale Erkundung gelegt wurde, was die offene Welt von Harran ungemein bereichert.
- Der brutale Nahkampf: Anders als in vielen Zombie-Spielen, wo Schusswaffen dominieren, liegt der Fokus in Dying Light auf dem brutalen Nahkampf. Mit Rohren, Macheten, Äxten und selbstgemachten Waffen geht man den Untoten zu Leibe. Jede Waffe fühlt sich anders an, und die Trefferresonanz ist unglaublich befriedigend. Köpfe platzen, Gliedmaßen werden abgetrennt, und der Sound von knochenbrechenden Schlägen begleitet jede Auseinandersetzung. Das Crafting-System ermöglicht es dabei, Waffen zu verbessern und mit Elementarschäden wie Feuer oder Elektrizität zu versehen, was den Kampf noch taktischer und vielseitiger macht.
- Der nervenaufreibende Tag-Nacht-Zyklus: Hier zeigt Dying Light seine wahre Stärke. Tagsüber ist Harran eine gefährliche, aber noch irgendwie beherrschbare Spielwiese. Doch sobald die Sonne untergeht, verwandelt sich die Stadt in ein Albtraumszenario. Die gewöhnlichen Zombies werden aggressiver, und die omnipräsenten Volatiles tauchen auf. Diese schnellen, starken und extrem tödlichen Kreaturen machen die Nacht zu einer ständigen Jagd nach Sicherheit. Jeder Ausflug bei Dunkelheit ist ein Drahtseilakt, der Adrenalin pur verspricht. Die Belohnungen für nächtliche Missionen sind zwar höher, aber der Preis dafür kann schnell der Tod sein. Diese Mechanik sorgt für eine unvergleichliche Spannung und ein ständiges Gefühl der Bedrohung, das viele andere Zombie-Spiele vermissen lassen.
- Offene Welt und Progression: Harran ist eine riesige, detaillierte und vertikal gestaltete offene Welt voller Geheimnisse, Collectibles und Nebenquests. Die Progression durch Skill-Trees (Survival, Agility, Power) ist motivierend und erlaubt es, den eigenen Spielstil anzupassen. Die Suche nach Ressourcen und das Management des Inventars tragen zusätzlich zum Survival-Gefühl bei.
Technik und Performance auf PS4/PS5 – Ein genauer Blick
Ein neun Jahre altes Spiel auf modernen Konsolen – wie schlägt sich Dying Light hier?
- Auf der PS4: Auf der originalen PS4 und insbesondere der PS4 Pro lief Dying Light schon sehr gut. Mit der PS4 Pro wurde eine verbesserte Auflösung und eine stabilere Bildrate erreicht. Die Texturen und das Detaillevel waren für die damalige Zeit beeindruckend und auch heute noch absolut ansehnlich. Lediglich in sehr actionreichen Szenen konnte es zu leichten Rucklern kommen, aber insgesamt war die Performance solide.
- Auf der PS5 (Abwärtskompatibilität): Hier glänzt Dying Light wirklich. Dank der PS5 Abwärtskompatibilität profitiert das Spiel von deutlich schnelleren Ladezeiten. Wartezeiten, die auf der PS4 manchmal die Immersion brachen, sind auf der PS5 kaum noch spürbar. Zudem läuft das Spiel auf der PS5 mit einer rocksoliden Bildrate, oft bei stabilen 60 FPS, was dem flüssigen Parkour-Gameplay sehr zugutekommt. Bewegungen fühlen sich noch direkter und präziser an.
Techland hat im Laufe der Jahre auch Next-Gen-Patches veröffentlicht, die das Spielerlebnis auf PS5 (und Xbox Series X/S) weiter optimieren. Diese Patches bieten oft Optionen für höhere Auflösungen (bis 4K) oder einen Performance-Modus mit 60 FPS, manchmal sogar beides gleichzeitig. Die Grafik von Dying Light mag zwar nicht mit brandaktuellen AAA-Titeln mithalten können, doch der einzigartige Artstyle, die stimmungsvolle Beleuchtung (insbesondere in der Nacht) und die detaillierte Welt von Harran sehen auch heute noch fantastisch aus. Es ist ein Beweis dafür, dass gutes Design und eine starke Atmosphäre oft wichtiger sind als die rohe technische Leistung.
Gerade die „Dying Light: Definitive Edition” (die alle DLCs enthält) ist auf PS5 ein absoluter Genuss. Sie bietet das komplette Paket in einer technisch optimierten Version.
Die Story und ihre Erweiterungen – Mehr als nur Überleben
Die Hauptgeschichte von Dying Light ist packend und emotional. Als Kyle Crane tauchst du in die komplizierten Machtverhältnisse von Harran ein, triffst auf skrupellose Überlebende, heroische Retter und suchst nach einer Heilung oder zumindest nach einem Weg, das Chaos zu überleben. Die Geschichte ist gut geschrieben und bietet einige unvergessliche Charaktere.
Was den Langzeitwert von Dying Light aber noch einmal enorm steigert, sind die Erweiterungen, allen voran der grandiose DLC „The Following„. Diese Erweiterung ist kein kleiner Zusatz, sondern eine vollwertige Expansion, die eine komplett neue Region außerhalb von Harran einführt. Hier darf man nicht nur ein eigenes, aufrüstbares Buggy fahren, sondern wird auch in eine noch düsterere und mysteriösere Geschichte verwickelt, die die Lore von Dying Light auf spannende Weise erweitert.
„The Following” ist ein Paradebeispiel dafür, wie man einen DLC richtig macht: neue Mechaniken (Fahrzeuge), eine riesige neue Karte, neue Gegnertypen und eine Story, die das Hauptspiel perfekt ergänzt und sogar zu einem der zwei Enden des Hauptspiels führt. Neben „The Following” gab es noch zahlreiche kleinere DLCs, die neue Waffen, Skins und Herausforderungen hinzufügten, die ebenfalls in der Definitive Edition enthalten sind und das Paket abrunden.
Koop-Erfahrung – Gemeinsam gegen die Untoten
Obwohl Dying Light eine fesselnde Einzelspieler-Kampagne bietet, entfaltet es sein volles Potenzial oft erst im Koop-Modus. Das Spiel ist von Anfang bis Ende mit bis zu vier Spielern spielbar. Und genau hier liegt ein weiterer großer Reiz:
- Gemeinsam die Welt erkunden: Mit Freunden durch Harran zu springen, Missionen zu erledigen und sich gegenseitig den Rücken freizuhalten, macht einfach unglaublich viel Spaß. Die Herausforderungen der Nacht werden im Team weniger beängstigend und stattdessen zu einem spannenden Wettlauf ums Überleben.
- Taktische Möglichkeiten: Im Multiplayer können Spieler verschiedene Rollen einnehmen. Einer konzentriert sich auf Nahkampf, der andere auf Fernkampf, ein dritter auf Fallenstellen. Die Kombination verschiedener Fähigkeiten und Waffen führt zu kreativen Lösungen im Kampf gegen Horden von Zombies oder im Überleben gegen die Volatiles.
- Geteilte Schreckmomente: Die unberechenbaren Begegnungen und die Jump-Scares wirken im Team noch intensiver. Das gemeinsame Lachen über einen missglückten Sprung oder das panische Schreien, wenn ein Volatile plötzlich auftaucht, schafft unvergessliche Momente.
Der Online-Koop von Dying Light ist nahtlos integriert und funktioniert auch heute noch hervorragend. Für Gruppen von Freunden, die ein spannendes und herausforderndes Koop-Erlebnis suchen, ist Dying Light eine absolute Empfehlung.
Dying Light vs. Dying Light 2 – Ein Vergleich
Die Veröffentlichung von Dying Light 2 Stay Human im Jahr 2022 wirft unweigerlich die Frage auf, ob der Vorgänger da noch mithalten kann. Die Antwort ist ein klares Ja, denn die beiden Spiele bieten trotz ähnlicher Mechaniken unterschiedliche Erfahrungen:
- Atmosphäre und Horror: Dying Light 1 ist deutlich düsterer, grungiger und legt einen stärkeren Fokus auf Horror-Elemente. Die Nacht ist beängstigender, die Zombies wirken bedrohlicher. DL2 setzt mehr auf Action und ein helleres Farbschema. Wer den puren Survival-Horror sucht, ist bei DL1 besser aufgehoben.
- Kampf: Obwohl DL2 den Kampf weiterentwickelt hat, empfinden viele Spieler den Nahkampf in DL1 als wuchtiger und befriedigender. Die Trefferresonanz und das Gefühl der Brutalität sind in DL1 stärker ausgeprägt.
- Parkour: DL2 hat sein Parkour-System verfeinert und erweitert, mit noch mehr Möglichkeiten und Gadgets. DL1 bietet jedoch immer noch ein extrem flüssiges und intuitives System, das in seiner Einfachheit brilliert.
- Story und Entscheidungen: DL2 legt großen Wert auf Entscheidungen, die die Spielwelt beeinflussen. DL1 hat eine lineare, aber sehr effektive und emotionale Geschichte.
Kurz gesagt: Dying Light 1 ist nicht obsolet geworden. Es bietet ein anderes, oft intensiveres und horrorlastigeres Erlebnis, das auch neben seinem Nachfolger absolut seine Daseinsberechtigung hat. Viele Fans bevorzugen sogar die rohe, ungeschliffene Ästhetik und den kompromisslosen Horror des ersten Teils.
Das Urteil – Lohnt sich Dying Light heute noch?
Nach all diesen Überlegungen kommen wir zur Kernfrage: Lohnt sich Dying Light heute noch für PS4/PS5? Die Antwort ist ein klares und lautes JA!
Dying Light ist nicht nur ein gutes, sondern ein hervorragendes Spiel, das auch neun Jahre nach seiner Veröffentlichung immer noch begeistert. Es bietet:
- Ein einzigartiges und befriedigendes Gameplay-Loop aus Parkour, brutalem Nahkampf und dem nervenaufreibenden Tag-Nacht-Zyklus.
- Eine spannende Geschichte und umfangreiche Erweiterungen, insbesondere „The Following”, die den Spielumfang enorm erhöhen.
- Eine hervorragende technische Leistung auf der PS5 dank Abwärtskompatibilität, mit schnellen Ladezeiten und stabilen 60 FPS. Auch auf der PS4 ist es immer noch gut spielbar.
- Einen fantastischen Online-Koop-Modus, der das Erlebnis mit Freunden noch unvergesslicher macht.
- Ein unschlagbares Preis-Leistungs-Verhältnis, besonders wenn man zur „Definitive Edition” greift, die oft im Sale ist und das gesamte Paket bietet.
Für wen ist es geeignet? Für jeden, der:
- Fan von Zombie-Spielen und Survival-Horror ist.
- Ein flüssiges und befriedigendes Parkour-System schätzt.
- Gerne im Koop mit Freunden spielt.
- Ein Spiel mit einer dichten Atmosphäre und einem echten Gefühl der Bedrohung sucht.
Dying Light ist ein zeitloser Klassiker, der seine Faszination über die Jahre hinweg bewahrt hat. Es ist ein Muss für jeden, der die Zombie-Apokalypse auf der Konsole erleben möchte und beweist, dass gute Spielmechaniken und eine dichte Atmosphäre älteren Spielen auch heute noch zu einem exzellenten Spielspaß verhelfen können. Also, schnapp dir deine Konsole, lade die Definitive Edition herunter und stürze dich in die gefährliche, aber unglaublich lohnenswerte Welt von Harran!