Seit Jahrzehnten fasziniert uns The Legend of Zelda, eine Spielreihe, die Generationen von Gamern geprägt und die Grenzen des Videospiel-Designs immer wieder neu definiert hat. Von den bescheidenen Anfängen auf dem NES bis zu den atemberaubenden Welten auf der Switch hat Links Reise durch Hyrule stets neue Maßstäbe gesetzt. Doch inmitten dieser glorreichen Geschichte erhebt sich immer wieder eine scheinbar unlösbare Frage unter Fans und Kritikern gleichermaßen: Welches Zelda-Spiel ist objektiv das Beste? Eine Frage, die so alt ist wie die Tri-Force selbst, und deren Beantwortung oft mehr über den Fragenden aussagt als über das Spiel selbst.
Die Suche nach dem „objektiv besseren” Spiel ist im Bereich der Kunst – und Videospiele sind zweifellos eine Kunstform – von Natur aus schwierig. Was für den einen ein Meisterwerk ist, kann für den anderen nur solide Unterhaltung sein. Faktoren wie Nostalgie, persönliche Präferenzen, der Zeitpunkt des erstmaligen Erlebnisses und sogar die eigene Gaming-Biografie spielen eine immense Rolle. Dennoch ist es eine reizvolle intellektuelle Übung, die Stärken und Schwächen der prominentesten Titel zu analysieren und zu versuchen, ein möglichst umfassendes Bild ihrer Beiträge und Qualitäten zu zeichnen.
Die Fundamente legen: Von 2D-Meistern zu 3D-Revolutionen
Bevor wir uns den modernen Giganten widmen, müssen wir die Wurzeln ehren. The Legend of Zelda: A Link to the Past, oft als der Höhepunkt der 2D-Zelda-Spiele angesehen, definierte viele der Kernelemente, die wir heute mit der Serie verbinden: die dualen Welten, das progressiv freischaltbare Inventar, komplexe Dungeons und ein Gefühl der Entdeckung. Es war ein Meisterwerk des Game Designs, das bis heute unzählige Nachahmer inspiriert hat.
Der wahre Game Changer kam jedoch 1998 mit The Legend of Zelda: Ocarina of Time für das Nintendo 64. Dieses Spiel war nicht nur ein Meilenstein für die Serie, sondern für die gesamte Videospielindustrie. Es übersetzte das Zelda-Gameplay nahtlos in eine dreidimensionale Welt, etablierte das Z-Targeting-System, das zur Blaupause für 3D-Kampfsysteme wurde, und erzählte eine epische Geschichte, die Generationen von Spielern in ihren Bann zog. Die majestätische Hyrule Field, die Zeitreise-Mechanik und die unvergesslichen Dungeons wie der Wassertempel prägten sich tief in das kollektive Gedächtnis ein. Ocarina of Time wird oft als das „beste Spiel aller Zeiten” bezeichnet, nicht nur wegen seiner Qualität, sondern auch wegen seines immensen Einflusses und seiner Fähigkeit, ein fast perfektes Spielerlebnis für seine Zeit zu liefern.
Die Ära der Experimente und Verfeinerungen: Majora’s Mask, Wind Waker & Twilight Princess
Nach Ocarina of Time bewies Nintendo, dass sie nicht davor zurückschreckten, mit der etablierten Formel zu experimentieren. The Legend of Zelda: Majora’s Mask, ebenfalls auf dem N64, ist vielleicht das mutigste Zelda-Spiel überhaupt. Mit seinem einzigartigen 72-Stunden-Zeitschleifen-System, einem unerbittlichen Countdown und einer düsteren, melancholischen Atmosphäre wich es stark vom klassischen Zelda-Schema ab. Statt einer weitläufigen Welt konzentrierte es sich auf eine intime, aber bedrohliche Spielwelt voller detaillierter NPC-Routinen und emotionaler Side-Quests. Für viele ist Majora’s Mask aufgrund seiner thematischen Tiefe und seines innovativen Gameplays das Nonplusultra der Serie.
Der Sprung auf den GameCube brachte eine weitere visuelle und erzählerische Neuerung: The Legend of Zelda: The Wind Waker. Sein Cel-Shading-Artstyle war bei der Ankündigung umstritten, alterte aber wunderschön und verlieh dem Spiel einen zeitlosen Charme. Das Segeln über das Große Meer, die Erkundung verstreuter Inseln und die charmanten Charaktere gaben Wind Waker eine unvergleichliche Leichtigkeit und ein Gefühl der Freiheit, das sich deutlich von seinen Vorgängern abhob. Auch wenn die Dungeons nicht so zahlreich waren, überzeugten sie mit cleverem Design und einzigartigen Mechaniken.
Als Reaktion auf die Kritik am Stil von Wind Waker kehrte The Legend of Zelda: Twilight Princess auf dem GameCube und der Wii zu einem düstereren, realistischeren Artstyle zurück, der oft als geistiger Nachfolger von Ocarina of Time betrachtet wird. Es bot eine riesige Hyrule-Welt, komplexe Dungeons und epische Bosskämpfe. Die Möglichkeit, sich in einen Wolf zu verwandeln und Links Sidekick Midna waren prägende Elemente. Für Fans, die eine klassische, ausgedehnte Zelda-Erfahrung mit einer ernsthafteren Tonalität suchten, ist Twilight Princess oft der Favorit.
Selbst The Legend of Zelda: Skyward Sword für die Wii U und später die Switch, trotz seiner kontroversen Motion Controls und einer linearen Struktur, brachte wichtige Innovationen wie das Ausdauer-System und das Aufwerten von Gegenständen mit sich. Es erzählte die Ursprungsgeschichte von Link, Zelda und dem Master-Schwert mit einer emotionalen Tiefe, die viele Spieler berührte.
Die Revolution: Breath of the Wild und Tears of the Kingdom
Und dann kam 2017 The Legend of Zelda: Breath of the Wild. Dieses Spiel war kein einfacher Schritt nach vorne; es war ein Quantensprung, der die gesamte Videospiel-Landschaft neu definierte. Breath of the Wild war eine radikale Abkehr von der linearen Struktur früherer Titel und präsentierte eine gigantische, völlig offene Spielwelt, die von Anfang an erkundbar war. Es setzte auf emergent Gameplay, ein ausgeklügeltes Physiksystem und eine beispiellose Freiheit. Klettern, Gleiten, Kochen, Experimentieren mit den Runen – all das förderte die Kreativität der Spieler und belohnte die Neugier. Die traditionellen Dungeons wichen Schreinen und den Titanen, und die Geschichte wurde fragmentiert erzählt, um die Spieler in ihrer eigenen Pace zu fordern.
Breath of the Wild war nicht nur ein kommerzieller Erfolg, sondern wurde auch von Kritikern und Spielern gleichermaßen für seine Innovation, seinen Umfang und seine schiere Gameplay-Brillanz gelobt. Es gewann unzählige „Spiel des Jahres”-Auszeichnungen und gilt als eines der wichtigsten Videospiele des letzten Jahrzehnts. Seine Stärke lag in der Fähigkeit, eine Welt zu erschaffen, die sich lebendig anfühlte und unzählige Möglichkeiten bot, Probleme auf eigene Faust zu lösen.
Der direkte Nachfolger, The Legend of Zelda: Tears of the Kingdom, baute 2023 auf den Fundamenten von Breath of the Wild auf und erweiterte sie in spektakulärer Weise. Mit den neuen Fähigkeiten „Synthese”, „Ultra-Hand” und „Deckensprung” gab es den Spielern eine noch nie dagewesene kreative Freiheit. Das Hinzufügen von Himmelsinseln und dem Untergrund verdreifachte effektiv die Größe der Spielwelt und sorgte für noch mehr Erkundungsmöglichkeiten. Tears of the Kingdom verfeinerte das Physiksystem und erlaubte es den Spielern, unglaubliche Konstruktionen zu bauen, die das Gameplay auf eine völlig neue Ebene hoben. Es bewies, dass die offene Welt von Hyrule noch viel mehr Geheimnisse und Interaktionen bereithielt und setzte die Messlatte für Open-World-Spiele erneut höher.
Die Definition von „Besser”: Eine vielschichtige Betrachtung
Um die Frage nach dem „objektiv besseren” Spiel zu beantworten, müssten wir uns auf eine Reihe von Kriterien einigen, und selbst dann würde die Gewichtung dieser Kriterien subjektiv bleiben:
- Innovation und Einfluss: Hier würden Ocarina of Time und Breath of the Wild die Nase vorn haben, da sie die gesamte Gaming-Landschaft nachhaltig verändert haben.
- Geschichtenerzählung und Immersion: Majora’s Mask besticht durch seine dunkle, emotionale Tiefe, während Ocarina of Time eine klassische Heldenreise perfekt inszeniert. Twilight Princess bietet eine epische Erzählung, und Skyward Sword eine bewegende Ursprungsgeschichte.
- Gameplay-Tiefe und Freiheit: In dieser Kategorie dominieren eindeutig Breath of the Wild und Tears of the Kingdom. Ihre emergenten Systeme und die beispiellose Freiheit der Spieler sind konkurrenzlos.
- Dungeon-Design: Klassische Zelda-Fans würden wohl die komplexen und cleveren Dungeons von A Link to the Past, Ocarina of Time oder Twilight Princess bevorzugen. BotW und TotK haben hier einen anderen Ansatz verfolgt, der nicht jedem gefällt.
- Welt-Design und Erkundung: Wind Waker mit seinem Ozean und seinen Inseln bot eine einzigartige Art der Erkundung. Doch die schiere Größe, Dichte und die interaktive Natur der Welten von BotW und TotK sind unerreicht.
- Musik: Die Soundtracks der gesamten Serie sind ikonisch. Von Koji Kondo’s Meisterwerken in Ocarina of Time bis zu den atmosphärischen Klängen von Breath of the Wild – jedes Spiel hat unvergessliche Melodien.
- Replay Value: Die offene Natur von BotW und TotK mit ihren unzähligen Interaktionsmöglichkeiten bietet einen endlosen Wiederspielwert. Majora’s Mask mit seinen vielen Geheimnissen und Routen ist ebenfalls extrem dicht.
Warum es keine objektive Antwort gibt – und warum das gut ist
Letztlich zeigt sich, dass die Frage nach dem „objektiv besseren” Zelda-Spiel eine Fangfrage ist. Jedes der genannten Spiele ist auf seine Art ein Meisterwerk und hat in bestimmten Bereichen absolute Spitzenleistungen erbracht. Die Serie The Legend of Zelda ist so reichhaltig und vielfältig gerade *weil* sie sich immer wieder neu erfunden hat und unterschiedliche Schwerpunkte setzte.
Der beste Titel hängt davon ab, was ein Spieler in einem Videospiel sucht. Sucht man nach einer bahnbrechenden 3D-Erfahrung, ist es Ocarina of Time. Nach einer düsteren, einzigartigen Narrative? Majora’s Mask. Nach unübertroffener Freiheit und emergentem Gameplay? Breath of the Wild oder Tears of the Kingdom. Nach der Quintessenz des 2D-Designs? A Link to the Past.
Die Schönheit von The Legend of Zelda liegt nicht darin, ein einziges, perfektes Spiel hervorgebracht zu haben, sondern darin, eine Reihe von Titeln geschaffen zu haben, die die Grenzen des Mediums immer wieder verschoben und dabei eine unglaubliche Vielfalt an Spielerlebnissen geboten haben. Jeder Fan hat sein persönliches „bestes” Zelda, und das ist auch gut so. Es ist ein Beweis für die anhaltende Qualität und Kreativität von Nintendo und ein Geschenk an die Spieler, dass wir so viele herausragende Abenteuer in Hyrule erleben durften. Die ewige Frage bleibt ungelöst, aber die Diskussion darüber ist Teil des Zaubers, der diese legendäre Serie umgibt.