Die Resident Evil-Reihe ist seit Jahrzehnten ein Titan im Horrorspiel-Genre. Mit ihrer packenden Atmosphäre, den ikonischen Monstern und den unvergesslichen Geschichten hat sie sich fest in den Herzen der Spieler verankert. Doch wie bei jeder langlebigen Saga mit einer riesigen Besetzung von Charakteren gibt es auch hier Licht und Schatten. Während wir Leon, Chris, Jill und Claire oft bejubeln, gibt es eine ganze Reihe von Figuren, die bei Fans eher Kopfschütteln, genervtes Stöhnen oder gar offene Abneigung hervorrufen. Manchmal ist es ihre Stimme, manchmal ihre mangelnde Nützlichkeit oder einfach nur eine schlecht geschriebene Persönlichkeit – die Gründe für Antipathie sind vielfältig. Tauchen wir ein in die Tiefen des Racoon City-Universums und decken die Charaktere auf, die die Geduld der Spieler auf eine harte Probe gestellt haben.
Es ist wichtig zu verstehen, dass „nervig” oft eine subjektive Empfindung ist und manchmal auch ein Nebenprodukt des Spieldesigns oder der Geschichte. Doch die folgenden Charaktere haben sich ihren Platz auf dieser Liste redlich „verdient”, indem sie über Jahre hinweg für kollektives Augenrollen in der Resident Evil-Community gesorgt haben. Egal, ob sie uns das Leben im Spiel unnötig schwer gemacht haben oder uns einfach nur mit ihrer Präsenz auf die Nerven gegangen sind, diese Figuren bleiben uns aus den falschen Gründen in Erinnerung.
Ashley Graham (Resident Evil 4) – Die Königin der Verzweiflungsschreie
Beginnen wir mit einer unangefochtenen Spitzenreiterin der Nervensägen: Ashley Graham aus Resident Evil 4. Kaum ein anderer Begleiter hat Spieler so sehr zur Weißglut getrieben wie die verwöhnte Tochter des US-Präsidenten. Ihre ständigen Schreie nach „Leon! Help me!” sind legendär – und das nicht im positiven Sinne. Ashleys Rolle als Schutzbefohlene, die ständig in Gefahr gerät, von Gegnern entführt wird oder in die nächste Bärenfalle tappt, hat viele Spieler an den Rand des Wahnsinns getrieben. Das Gameplay wurde durch ihre Anwesenheit oft verlangsamt und erschwert, da man permanent ein Auge auf sie haben musste, anstatt sich auf die eigentlichen Kämpfe zu konzentrieren. Die berüchtigten Quick-Time-Events (QTEs), bei denen man Ashley vor einem Sturz retten musste, sind vielen Fans noch heute ein Dorn im Auge. Während der Remake von Resident Evil 4 Ashleys KI und Nützlichkeit leicht verbessert hat, bleibt ihr Ruf als eine der anstrengendsten Begleiterinnen in der Geschichte der Videospiele bestehen. Sie ist der Inbegriff eines Charakters, der das Gameplay mehr behindert als bereichert, und das ausgerechnet in einem Spiel, das sonst für sein herausragendes Action-Gameplay geliebt wird.
Steve Burnside (Resident Evil Code: Veronica) – Der Teenager-Nervtöter
Aus der Ära des PlayStation 2 und Dreamcast kommt Steve Burnside, ein Charakter aus Resident Evil Code: Veronica, der bei vielen Spielern eine Mischung aus Mitleid und tiefer Abneigung hervorrief. Steve ist ein unreifer, impulsiver Teenager, dessen ständiges Gejammer und seine egozentrische Art schnell auf die Nerven gingen. Er verliebte sich Hals über Kopf in Claire Redfield, was zu einigen der wohl kitschigsten und peinlichsten Dialoge in der gesamten Resident Evil-Historie führte. Seine Eifersucht, seine Unfähigkeit, sich selbst zu helfen, und seine ständige Suche nach Anerkennung machten ihn zu einem schwer zu ertragenden Begleiter. Obwohl seine tragische Transformation und sein Tod einen emotionalen Höhepunkt darstellen sollten, konnten viele Spieler die Erleichterung kaum verbergen, als er endlich von der Bildfläche verschwand. Steve ist ein Paradebeispiel dafür, wie ein schlecht geschriebener Charakter mit mangelnder Tiefe und einer überzogenen Persönlichkeit das Spielerlebnis trüben kann, selbst in einem sonst hochgelobten Titel wie Code: Veronica.
Helena Harper (Resident Evil 6) – Die Last auf Leons Schultern
Resident Evil 6 ist bekannt für seine ambitionierte, aber oft überladene Struktur, und die Charaktere sind da keine Ausnahme. Helena Harper, die Partnerin von Leon Kennedy in seiner Kampagne, hat sich schnell als eine der unbeliebteren Figuren etabliert. Ihr größtes Vergehen? Sie ist von Anfang an eine wandelnde Geheimniskrämerei. Ihre ständige Andeutungen von Schuld und ihre Weigerung, Leon über die wahren Hintergründe ihrer Mission aufzuklären, ziehen sich über Stunden hinweg und belasten die Dynamik zwischen den beiden Protagonisten. Helena wirkt oft wie eine Bürde für Leon, sowohl narrativ als auch im Gameplay, da sie zu Beginn nicht besonders effektiv im Kampf ist und ihre Motive lange Zeit undurchsichtig bleiben. Ihr „großes Geheimnis” erweist sich letztendlich als weniger weltbewegend, als die lange Hinhaltetaktik vermuten lässt, was viele Spieler frustrierte. Helena ist ein Beispiel für einen Charakter, der durch schlechtes Storytelling und mangelnde Chemie mit dem Hauptprotagonisten auf die Nerven geht.
Jake Muller (Resident Evil 6) – Der arrogante Wesker-Junior
Ebenfalls aus Resident Evil 6 stammt Jake Muller, der arrogante Söldner und Sohn des ikonischen Bösewichts Albert Wesker. Jake wurde offenbar entworfen, um cool und düster zu wirken, scheiterte aber auf ganzer Linie. Sein ständiges Gejammer über seine Herkunft, seine überzogene Arroganz und seine fehlende Empathie machten ihn zu einem unglaublich unsympathischen Charakter. Die Chemie zwischen ihm und seiner Partnerin Sherry Birkin war kaum vorhanden, und seine Versuche, als rebellischer Einzelgänger durchzugehen, wirkten erzwungen und klischeehaft. Die Tatsache, dass er der Sohn von Wesker ist, fühlte sich für viele Fans wie ein unnötiger Versuch an, eine Verbindung zu einer früheren Ära herzustellen, anstatt einen wirklich originellen Charakter zu schaffen. Jakes gesamte Existenz und seine Geschichte wirkten wie ein fehlgeschlagener Versuch, einen neuen Badass-Protagonisten zu etablieren, der aber stattdessen nur genervtes Kopfschütteln hervorrief. Sein Charakterdesign und seine Persönlichkeit sind ein Paradebeispiel für verpasste Gelegenheiten im Storytelling.
Excella Gionne (Resident Evil 5) – Die unterkühlte Marionette
In Resident Evil 5 treffen wir auf Excella Gionne, eine hochrangige Mitarbeiterin der Tricell Corporation und Partnerin von Albert Wesker. Obwohl sie stilvoll und mächtig erscheint, ist Excella ein Paradebeispiel für einen Charakter, der mehr Schein als Sein ist. Ihre Arroganz, ihre überhebliche Art und ihre offensichtliche Selbstverliebtheit machen sie zu einer leicht zu verabscheuenden Figur. Das Problem ist jedoch, dass sie über diese oberflächlichen Eigenschaften hinaus kaum Tiefgang besitzt. Sie dient hauptsächlich als Vehikel für Weskers Pläne und wird letztendlich auf eine unwürdige und wenig beeindruckende Weise entsorgt, als Wesker sie mit einem Plagas-Parasiten infiziert und fallen lässt. Ihre Rolle im Spiel fühlt sich größtenteils wie eine hübsche, aber austauschbare Marionette an, die keinen wirklichen Beitrag zur Geschichte leistet, außer Wesker einen Gesprächspartner zu bieten. Excella repräsentiert die Art von Bösewicht, der so generisch ist, dass er eher langweilt als einschüchtert.
Rebecca Chambers (Resident Evil 0 & 1) – Das ewige Sorgenkind
Rebecca Chambers, die junge Sanitäterin und Mitglied des S.T.A.R.S.-Teams, ist seit Resident Evil 0 und dem originalen Resident Evil dabei. Obwohl sie eine Überlebende ist, wird sie oft als das „Sorgenkind” der Serie wahrgenommen. Besonders in Resident Evil 0, wo sie als eine der beiden spielbaren Charaktere fungiert, ist ihre Zerbrechlichkeit und ihre Neigung, in Schwierigkeiten zu geraten, ein wiederkehrendes Thema. Billy Coen muss sie ständig beschützen, sie heilen oder ihr den Weg freimachen. Ihre geringe Kampfkraft und ihre Anfälligkeit für Angriffe machen sie im Vergleich zu anderen Protagonisten oft zu einer Last. Während sie in Resident Evil 1 eine etwas passivere Rolle spielt, bleibt das Bild der hilfsbedürftigen Anfängerin an ihr haften. Für viele Spieler, die eine Herausforderung suchen, kann Rebeccas konstante Abhängigkeit und ihre manchmal naive Art frustrierend sein, auch wenn sie im Kern eine gutherzige Person ist. Sie ist der Prototyp des „Damsel in Distress”, auch wenn sie selbst spielbar ist.
Moira Burton (Resident Evil Revelations 2) – Die Fluchwort-Prinzessin
Moira Burton, die Tochter des ikonischen Barry Burton, feierte ihr Debüt in Resident Evil Revelations 2. Moira ist ein Teenager mit einer rebellischen Ader, die sich vor allem durch ihren exzessiven Gebrauch von Schimpfwörtern äußert. Ihre „Ich bin zu cool für diese Welt”-Attitüde und ihr ständiges Gefluche können schnell auf die Nerven gehen, vor allem wenn man bedenkt, dass sie anfangs nur eine Taschenlampe und Brechstange zur Verteidigung hat. Während sich ihr Charakter im Laufe des Spiels entwickelt und sie über sich hinauswächst, haben viele Spieler ihren anfänglichen Charakterzug als unnötig und aufgesetzt empfunden. Die Entwickler wollten sie wohl als freche, moderne Teenagerin etablieren, doch für viele Fans wirkte sie einfach nur unreif und nervtötend. Moira zeigt, wie der Versuch, einen Charakter „kantig” zu machen, nach hinten losgehen kann, wenn die Persönlichkeit nicht organisch wirkt.
Der Duke (Resident Evil Village) – Der allgegenwärtige Händler
Auch wenn Der Duke aus Resident Evil Village technisch gesehen ein nützlicher Charakter ist, hat seine allgegenwärtige Präsenz und sein oft seltsames Verhalten bei einigen Spielern für Irritation gesorgt. Er taucht an den unwahrscheinlichsten Orten auf, immer bereit, Ethan Winters mit Waffen, Upgrades und Proviant zu versorgen. Obwohl seine Dienste unverzichtbar sind, ist seine fast schon übernatürliche Fähigkeit, Ethan zu folgen und überall aufzutauchen, ein Bruch mit der sonst so bedrohlichen und isolierenden Atmosphäre des Spiels. Seine cartoonhafte Erscheinung und seine oft übertriebenen Kommentare wirken manchmal deplatziert und untergraben die Immersion. Der Duke ist weniger „nervig” im Sinne einer Last, sondern eher im Sinne einer Figur, die so skurril und allgegenwärtig ist, dass sie für einige die ernste Tonalität des Horrors aufbricht und das Gefühl vermittelt, dass man nie wirklich allein ist – ein Paradoxon in einem Survival-Horror-Spiel.
Warum Begleiter so oft nerven
Ein wiederkehrendes Muster auf dieser Liste ist die Tatsache, dass viele der „nervigsten” Charaktere Begleiter sind. Das liegt daran, dass Resident Evil, insbesondere in seiner Action-Phase, oft ein empfindliches Gleichgewicht zwischen Kampf, Erkundung und Storytelling finden muss. Ein schlecht konzipierter Begleiter kann dieses Gleichgewicht stören: Er kann das Gameplay verlangsamen, konstante Aufmerksamkeit erfordern, störende Dialoge liefern oder einfach nicht die gewünschte Hilfe bieten. Die Erwartung, dass Spieler eine enge Bindung zu diesen Charakteren aufbauen sollen, während sie gleichzeitig eine Last im Gameplay darstellen, führt unweigerlich zu Frustration. Die Kunst, einen wirklich guten Begleiter zu schaffen, ist schwierig, und Resident Evil hat dies in der Vergangenheit oft unter Beweis gestellt – sowohl positiv als auch negativ.
Fazit: Ein notwendiges Übel?
Obwohl diese Charaktere viele Fans genervt haben und teilweise für Kopfschmerzen sorgten, sind sie ein untrennbarer Teil der Resident Evil-Geschichte. Sie zeigen, dass selbst in einer so geliebten Serie nicht jeder Charakter ein Volltreffer sein kann. Manchmal sind es bewusste Designentscheidungen, die polarisieren, manchmal einfach nur Fehlgriffe im Charakterdesign oder Storytelling. Doch genau diese Diskussionen über die „nervigsten” Figuren tragen auch zur Lebendigkeit der Fangemeinde bei. Sie sind die Charaktere, über die wir uns aufregen, uns lustig machen und die uns letztendlich immer wieder in Erinnerung bleiben, wenn wir über unsere Lieblings-Horrorspiele sprechen. Mögen sie uns auch auf die Nerven gegangen sein, sie haben definitiv ihre Spuren hinterlassen – für manche Spieler vielleicht zu tiefe. Und wer weiß, welche nervigen Gestalten uns in zukünftigen Resident Evil-Titeln noch erwarten werden!