Die PlayStation 4, ein Gigant der letzten Konsolengeneration, hat die Herzen von Millionen Spielern weltweit erobert. Mit über 117 Millionen verkauften Einheiten ist sie eine der erfolgreichsten Konsolen überhaupt. Doch während die Konsole selbst immer noch viele Stunden Spielspaß verspricht, stellt sich für viele Besitzer ein zunehmend frustrierendes Problem: Wo sind die neuen, originalen PS4-Controller geblieben? Wer heute versucht, einen frischen, fabrikneuen DualShock 4 zu kaufen, stößt oft auf leere Regale, absurde Preise oder eine Flut an minderwertigen Fälschungen. Was steckt hinter dieser rätselhaften Mangelware? Dieser Artikel beleuchtet die komplexen Gründe, warum der einst allgegenwärtige PS4-Controller zu einer echten Rarität geworden ist.
Das Ende einer Ära: Der natürliche Lebenszyklus einer Konsole
Jede Konsolengeneration folgt einem bestimmten Lebenszyklus. Mit der Veröffentlichung der PlayStation 5 im November 2020 begann offiziell das Ende der Hochphase der PS4. Für Sony bedeutet dies eine strategische Neuausrichtung. Der Fokus verschiebt sich unweigerlich auf die neueste Hardware, den DualSense-Controller der PS5 und die dazugehörigen Spiele.
**Sonys Produktionsstrategie:** Es ist ein klares wirtschaftliches Kalkül. Wenn eine neue Konsole auf den Markt kommt, werden Ressourcen – sowohl personelle als auch materielle – auf die Produktion der neuen Hardware und deren Zubehör umgeleitet. Die Fertigung von älteren Produkten wie dem DualShock 4 wird schrittweise zurückgefahren. Zunächst verlangsamt sich die Produktion, dann werden Restbestände abverkauft, bis die Fertigung schließlich ganz eingestellt wird. Dies ist ein ganz normaler Prozess in der Konsolenindustrie. Sony hatte das Ziel, die PS5 schnellstmöglich in großen Mengen zu den Spielern zu bringen, und das bedeutete, alle verfügbaren Kapazitäten dafür zu nutzen. Alte Produktionslinien für den DualShock 4 wurden demontiert oder umgerüstet, um die Komponenten für den DualSense oder andere neue PS5-Peripherie zu produzieren.
**Wirtschaftliche Rentabilität:** Die Margen für die Produktion älterer Controller sind in der Regel geringer, da die Preise im Laufe der Zeit sinken und der Forschungs- und Entwicklungsaufwand längst amortisiert ist. Doch die Kosten für Material, Arbeitskraft und Logistik bleiben bestehen oder steigen sogar. Die Priorisierung der Produktion des DualSense-Controllers für die PS5, der einen höheren Verkaufspreis und damit eine höhere Marge erzielt, ist aus unternehmerischer Sicht absolut sinnvoll. Niemand investiert gern in Produkte, die am Ende ihres Lebenszyklus stehen, wenn das Nachfolgeprodukt wesentlich mehr Profit verspricht.
Globale Herausforderungen: Lieferketten, Chip-Mangel und Logistik
Die COVID-19-Pandemie hat die Welt in vielerlei Hinsicht verändert, und die globale Wirtschaft, insbesondere die Elektronikbranche, wurde hart getroffen. Auch die Verfügbarkeit von originalen PS4-Controllern ist eine direkte Folge dieser unvorhergesehenen Entwicklungen.
**Der globale Chip-Mangel:** Dies ist wahrscheinlich der entscheidendste Faktor. Ein moderner Controller ist alles andere als ein einfaches Eingabegerät. Er enthält komplexe Schaltkreise, Sensoren, Wireless-Module und Microcontroller – allesamt „Chips”. Die Pandemie führte zu Fabrikschließungen, Produktionsausfällen und einer gleichzeitig explodierenden Nachfrage nach Elektronik für Home-Office und Entertainment. Dies schuf einen massiven Engpass bei Halbleiterprodukten. Chiphersteller mussten Prioritäten setzen. Und ganz klar wurden Chips für brandneue Konsolen, Grafikkarten oder Automobile gegenüber denen für ein Auslaufmodell wie den DualShock 4 bevorzugt. Selbst wenn Sony die Produktion des PS4-Controllers aufrechterhalten wollte, fehlten schlichtweg die notwendigen Komponenten. Jeder verfügbare Chip wurde für die PS5 oder andere dringendere Produkte reserviert.
**Gestörte Lieferketten:** Nicht nur Chips waren betroffen. Auch andere Komponenten, Kunststoffe und Metalle wurden knapp. Dazu kamen massive Störungen in den globalen Lieferketten. Häfen waren überlastet, Containerschiffe steckten fest, und die Kosten für den Warentransport explodierten. Produkte, die unter diesen Bedingungen noch für ältere Konsolen hergestellt wurden, mussten zu höheren Preisen angeboten werden, was sie für Sony noch unattraktiver machte. Die schlichte Verfügbarkeit von Teilen und die Möglichkeit, sie an den Produktionsort und anschließend zum Endkunden zu transportieren, wurde zu einem Albtraum für die Logistik.
**Inflationsdruck:** Die steigenden Kosten für Energie, Rohstoffe und Transport haben ebenfalls ihren Teil dazu beigetragen. Selbst wenn die Produktion von DualShock 4s noch technisch möglich gewesen wäre, hätten die höheren Herstellungskosten in Verbindung mit der geringeren Nachfrage im Vergleich zu neuen Produkten zu noch unattraktiveren Margen geführt.
Der Markt reagiert: Preisexplosion, Fälschungen und Alternativen
Die Knappheit hat direkte und spürbare Auswirkungen auf den Markt und die Verbraucher. Wo Angebot und Nachfrage so stark auseinanderklaffen, entstehen neue Dynamiken, die oft zum Nachteil der Spieler sind.
**Die Preisexplosion:** Es ist ein klassisches Gesetz der Marktwirtschaft: Wenig Angebot trifft auf anhaltende Nachfrage, die Preise steigen. Ein originaler DualShock 4, der einst für 50-70 Euro erhältlich war, wird heute – wenn überhaupt neu gefunden – oft für 80 Euro, 100 Euro oder noch mehr angeboten. Diese Preise sind für viele Spieler eine erhebliche Hürde, insbesondere wenn man bedenkt, dass die Konsole selbst schon in die Jahre gekommen ist. Händler, die noch Restbestände haben oder über Importwege an einzelne Exemplare kommen, nutzen die Situation natürlich aus.
**Das Problem der Fälschungen:** Die Knappheit des Originals schafft einen Nährboden für Betrüger. Der Markt wird überschwemmt von gefälschten PS4-Controllern. Diese Fälschungen sehen dem Original auf den ersten Blick oft täuschend ähnlich, doch bei genauerer Betrachtung und im Gebrauch offenbaren sie ihre Mängel. Die Qualität ist miserabel: schlechte Haptik, ungenaue Analogsticks, hakelnde Tasten, kurze Akkulaufzeit und fehlende Funktionen (z.B. nicht funktionierende Touchpads oder mangelhafte Rumble-Funktion). Schlimmer noch, sie können sogar Sicherheitsrisiken darstellen, da die Ladeelektronik oft minderwertig ist. Spieler, die auf ein vermeintliches Schnäppchen hereinfallen, sind nicht nur enttäuscht, sondern haben auch ihr Geld verschwendet.
**Der Gebrauchtmarkt:** Eine logische Konsequenz ist die Stärkung des Gebrauchtmarktes. Plattformen wie eBay Kleinanzeigen, Rebuy oder lokale Second-Hand-Läden bieten noch eine gewisse Auswahl an DualShock 4s. Hier sind die Preise in der Regel moderater, aber der Kauf birgt Risiken. Der Zustand ist oft ungewiss: Wie lange wurde der Controller genutzt? Gibt es Stick-Drift? Funktionieren alle Tasten einwandfrei? Der Kauf eines gebrauchten Controllers erfordert eine genaue Prüfung und birgt immer das Risiko, dass der Controller bald den Geist aufgibt.
**Drittanbieter-Controller als Ausweg?** Hersteller wie Nacon, Hori, Razer oder Trust bieten weiterhin Controller für die PS4 an. Diese Drittanbieter-Controller sind oft günstiger als die wenigen verbliebenen Originale und bieten manchmal sogar zusätzliche Funktionen wie programmierbare Tasten oder austauschbare Module. Allerdings gibt es hier große Qualitätsunterschiede. Einige sind offiziell von Sony lizenziert und bieten eine gute Qualität, andere sind unlicensed und können Kompatibilitätsprobleme aufweisen oder sich einfach nicht wie das Original anfühlen. Die Haptik, das Gewicht, die Präzision der Analogsticks – all das ist beim Original oft unübertroffen. Spieler müssen hier sorgfältig recherchieren und Testberichte lesen, um eine gute Alternative zu finden.
Die anhaltende Nachfrage: Warum der DualShock 4 noch immer begehrt ist
Trotz des Alters der Konsole und der Veröffentlichung der PS5 bleibt die Nachfrage nach dem DualShock 4 bestehen. Dies ist auf mehrere Faktoren zurückzuführen:
**Die riesige installierte Basis:** Wie eingangs erwähnt, wurden über 117 Millionen PS4-Konsolen verkauft. Ein großer Teil dieser Konsolen ist immer noch in Betrieb. Viele Spieler haben (noch) nicht auf die PS5 aufgerüstet, sei es aus finanziellen Gründen, mangelnder Verfügbarkeit der PS5 oder weil sie einfach mit ihrer PS4 zufrieden sind. Diese Spieler benötigen weiterhin Ersatzcontroller, wenn ihr alter den Geist aufgibt oder sie mit Freunden couch-coop spielen möchten.
**PS4 als Zweitkonsole:** Auch viele PS5-Besitzer behalten ihre PS4. Sei es für eine umfangreiche Bibliothek von PS4-Spielen, die sie noch nicht auf der PS5 spielen können/wollen, oder als Konsole für das Gästezimmer oder andere Familienmitglieder. Für diese Zwecke ist oft ein funktionierender PS4-Controller erforderlich.
**Budget-Gaming:** Die PS4 ist nach wie vor eine hervorragende und preiswerte Möglichkeit, in die Welt des Konsolen-Gamings einzusteigen. Gebrauchte Konsolen sind relativ günstig zu bekommen. Doch auch hier stößt man auf das Problem: Die Konsole mag erschwinglich sein, aber die Controller sind es nicht mehr.
**Lokaler Multiplayer und Familie:** Für viele Familien und Freundeskreise ist die PS4 die zentrale Anlaufstelle für lokale Multiplayer-Spiele. Dafür werden oft zwei, drei oder sogar vier Controller benötigt. Wenn einer davon kaputtgeht, ist der Ersatz eine echte Herausforderung.
Was tun als Spieler? Tipps und Empfehlungen
Angesichts dieser schwierigen Lage stellt sich die Frage: Was kann man als Spieler tun, wenn man dringend einen neuen PS4-Controller benötigt?
1. **Seriöse Händler bevorzugen:** Auch wenn die Preise höher sind, ist es ratsam, bei bekannten und vertrauenswürdigen Elektronikhändlern oder großen Online-Marktplätzen nachzusehen. Dort ist die Wahrscheinlichkeit, ein originales Produkt zu erhalten, am höchsten und man hat im Falle einer Fälschung bessere Rückgaberechte. Achten Sie auf die Angabe „neu & originalverpackt”.
2. **Auf Echtheit achten:** Seien Sie misstrauisch bei Angeboten, die zu gut klingen, um wahr zu sein. Ein neuer DualShock 4 für 30 Euro ist mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit eine Fälschung. Prüfen Sie das Packaging: Ist es hochwertig bedruckt? Gibt es Rechtschreibfehler? Vergleichen Sie Produktbilder des Originals mit dem angebotenen Controller. Achten Sie auf die Haptik, das Gewicht, die Beschriftung der Tasten und die Qualität des Kunststoffs. Originale Controller haben oft eine Seriennummer auf der Rückseite, die bei Sony registriert werden kann. Eine Verbindung mit einem PC und die Nutzung eines Tools zur Controller-Analyse kann ebenfalls Aufschluss geben.
3. **Den Gebrauchtmarkt kritisch prüfen:** Wenn Sie einen gebrauchten Controller kaufen, bitten Sie den Verkäufer um detaillierte Fotos oder Videos, die den Controller in Aktion zeigen. Fragen Sie nach möglichen Mängeln wie Stick-Drift oder lockeren Tasten. Im Idealfall können Sie den Controller vor dem Kauf selbst testen.
4. **Drittanbieter-Alternativen sorgfältig prüfen:** Wenn das Original keine Option ist, recherchieren Sie ausführlich zu Controllern von Drittanbietern. Suchen Sie nach **offiziell lizenzierten PS4-Controllern** von renommierten Marken. Lesen Sie Rezensionen und Testberichte, um die beste Balance zwischen Preis, Qualität und gewünschten Funktionen zu finden. Seien Sie bereit, Kompromisse bei der Haptik oder bestimmten Funktionen einzugehen.
5. **Reparatur als Option:** Ist Ihr alter DualShock 4 vielleicht gar nicht kaputt, sondern leidet nur unter dem berüchtigten Stick-Drift oder einer defekten Taste? Es gibt viele Anleitungen und sogar Reparatur-Kits online, mit denen man kleinere Defekte selbst beheben kann. Für erfahrene Bastler ist dies oft die günstigste und nachhaltigste Lösung. Es gibt auch spezialisierte Reparaturdienste.
Fazit: Ein Abschied auf Raten
Die Verknappung des neuen, originalen PS4-Controllers ist ein symptomatisch für das Ende einer Konsolenära, verstärkt durch globale wirtschaftliche Krisen und eine strategische Neuausrichtung des Herstellers. Was einst ein Standardprodukt war, ist nun zu einem begehrten Sammlerstück oder einer teuren Investition geworden. Für Millionen von PS4-Spielern ist dies eine frustrierende Entwicklung, die den Spielspaß trüben kann.
Es ist unwahrscheinlich, dass Sony die Produktion des DualShock 4 in großem Umfang wieder aufnehmen wird. Die Zukunft gehört der PS5 und ihren Peripheriegeräten. Spieler müssen sich an die neue Realität anpassen: Entweder tief in die Tasche greifen, vorsichtig auf dem Gebrauchtmarkt agieren, sich mit Fälschungen herumschlagen oder auf die Qualität von Drittanbietern vertrauen. Die goldene Ära des mühelosen Kaufs eines originalen PS4-Controllers ist vorbei. Wer noch ein einwandfreies Exemplar besitzt, sollte es hegen und pflegen – es ist inzwischen eine echte Kostbarkeit.