Horror zum Schnäppchenpreis: Lohnt sich The Dark Pictures Anthology wirklich, wenn es im Sale ist?

Einleitung: Wenn der Schreck ein Schnäppchen wird

Jeder Gamer kennt das Gefühl: Man scrollt durch die digitalen Storefronts, der Blick fällt auf ein Spiel, das schon länger auf der Wunschliste steht – und dann die magischen Worte: „Jetzt im Sale!” Gerade bei Horrorspielen, die oft ein intensives, aber manchmal auch kurzes Vergnügen bieten, stellt sich die Frage nach dem Preis-Leistungs-Verhältnis besonders akut. Eine Reihe, die sich in den letzten Jahren einen Namen gemacht hat und regelmäßig in den Verkaufsaktionen auftaucht, ist The Dark Pictures Anthology von Supermassive Games, den Meistern des interaktiven Horrors. Doch ist der Nervenkitzel wirklich das Geld wert, selbst wenn der Preis purzelt? Oder handelt es sich um eine Mogelpackung, die auch zum reduzierten Preis ihre Schwächen offenbart? Tauchen wir ein in die düsteren Geschichten und finden heraus, ob sich der Kauf im Sale für dich lohnt.

Was ist The Dark Pictures Anthology eigentlich?

Bevor wir über den Wert sprechen, klären wir, was uns hier überhaupt erwartet. The Dark Pictures Anthology ist eine Reihe von voneinander unabhängigen, cineastischen Horrorspielen, die von Supermassive Games entwickelt wurden – dem Studio, das bereits mit „Until Dawn” neue Maßstäbe im Genre der interaktiven Story-Spiele setzte. Jedes Spiel der Anthologie ist eine in sich geschlossene Geschichte mit neuen Charakteren, Settings und Horror-Subgenres. Das verbindende Element ist der mysteriöse „Kurator”, der als Erzähler fungiert und die Spieler zwischen den Kapiteln mit seinen düsteren Kommentaren begleitet.

Das Kernkonzept der Spiele basiert auf dem sogenannten „Schmetterlingseffekt”: Jede Entscheidung, die der Spieler trifft, jede Dialogoption und jede Quick-Time-Aktion kann weitreichende Konsequenzen haben. Charaktere können sterben, Beziehungen sich ändern, und die Geschichte kann sich in unzählige Richtungen entwickeln, was zu einem hohen Maß an Replayability führt. Die Spiele sind eher interaktive Filme als klassische Videospiele mit komplexen Kampfsystemen oder tiefgehender Erkundung. Der Fokus liegt ganz klar auf der Story, der Atmosphäre und den Entscheidungen des Spielers.

Bisher umfasst die erste „Season” der Anthologie vier Titel:

• Man of Medan: Eine Gruppe junger Leute auf einem Tauchausflug gerät auf ein verfluchtes Geisterschiff im Pazifik.
• Little Hope: Studenten und ihr Professor stranden in einer nebelverhangenen Stadt, die von den Schatten ihrer Hexenprozess-Vergangenheit heimgesucht wird.
• House of Ashes: Amerikanische und irakische Soldaten entdecken während des Irak-Kriegs in einem unterirdischen Tempel ein uraltes, tödliches Übel.
• The Devil in Me: Ein Dokumentarfilmteam begibt sich in ein nachgebautes „Mörderhotel” des ersten amerikanischen Serienmörders H. H. Holmes und wird selbst zu Opfern.

Jeder dieser Teile ist für sich genommen ein vergleichsweise kurzes Erlebnis (ca. 4-6 Stunden pro Durchlauf), wurde aber explizit für mehrfaches Spielen und für den Koop-Modus („Shared Story” online, „Movie Night” lokal) konzipiert.

Die Faszination der dunklen Bilder: Was macht die Anthologie so reizvoll?

Warum sind so viele Spieler von The Dark Pictures Anthology begeistert, selbst wenn sie wissen, dass die Spiele eher kurz sind? Es gibt mehrere Gründe für die anhaltende Popularität:

1. Vielfältige Horror-Geschichten: Supermassive Games schöpft aus dem Vollen der Horror-Genres. Von Geistergeschichten über Hexenwahn und Lovecraft’schem Schrecken bis hin zu psychologischen Thrillern mit Serienkillern ist für jeden Geschmack etwas dabei. Diese Abwechslung sorgt dafür, dass die Reihe frisch bleibt und man sich nicht so schnell sattgesehen hat. Die Entwickler sind geschickt darin, Erwartungen zu unterlaufen und mit Horror-Tropen zu spielen.
2. Einflussreiche Entscheidungen und Replayability: Das Herzstück der Spiele ist die Möglichkeit, die Geschichte maßgeblich zu beeinflussen. Wer lebt? Wer stirbt? Welche Charaktere entwickeln eine Bindung, welche werden zu Feinden? Jede Entscheidung zählt und führt zu spürbaren Konsequenzen. Dies motiviert Spieler, die Spiele mehrmals durchzuspielen, um alle möglichen Enden zu sehen oder bestimmte Charaktere zu retten – oder eben sterben zu lassen. Die oft subtilen, aber gravierenden Abweichungen machen den Wiederspielwert aus.
3. Intensive Atmosphäre und Präsentation: Optisch und akustisch sind die Spiele von The Dark Pictures Anthology meist herausragend. Die detaillierten Umgebungen, die realistischen Charaktermodelle und die exzellente Soundkulisse tragen maßgeblich zur beklemmenden Stimmung bei. Jumpscares sind zwar vorhanden, aber sie werden oft durch eine clever aufgebaute Spannung und eine dichte Atmosphäre ergänzt, die den Spieler tief in die Geschichte zieht. Besonders in den dunklen, klaustrophobischen Settings entfalten die Spiele ihre volle Wirkung.
4. Der ultimative Koop-Horror-Spaß: Eines der größten Argumente für die Anthologie ist der Koop-Modus. Im Online-Modus „Shared Story” erleben zwei Spieler die Geschichte gemeinsam, indem sie abwechselnd die Kontrolle über verschiedene Charaktere übernehmen und so oft unterschiedliche Perspektiven auf das Geschehen erhalten. Im lokalen „Movie Night”-Modus können sogar bis zu fünf Spieler einen Controller herumreichen und gemeinsam Entscheidungen treffen. Das macht die Spiele zu einem perfekten Erlebnis für Horrorabende mit Freunden und verstärkt den Gruselfaktor ungemein, da man gemeinsam rätseln, schreien und überleben muss.
5. Zugänglichkeit: Im Vergleich zu komplexen Survival-Horror-Spielen mit Inventarmanagement und aufwendigen Kampfsystemen sind die Spiele der Anthologie sehr einsteigerfreundlich. Der Fokus liegt auf der Geschichte, den Dialogen und den Quick-Time-Events, was sie auch für Spieler attraktiv macht, die sonst weniger mit Videospielen am Hut haben, aber eine spannende Story erleben möchten.

Potenzielle Schattenseiten: Was man vor dem Kauf bedenken sollte

Trotz all dieser Stärken gibt es auch Aspekte, die man vor einem Kauf, selbst im Sale, berücksichtigen sollte:

1. Kurze Spielzeit für einen Durchlauf: Wie bereits erwähnt, ist ein einzelner Durchlauf pro Spiel mit 4-6 Stunden relativ kurz. Wer ein episches Erlebnis mit dutzenden Spielstunden erwartet, könnte enttäuscht werden. Der Wiederspielwert ist zwar hoch, aber nicht jeder Spieler möchte eine Geschichte mehrfach erleben, nur um andere Enden zu sehen.
2. Fokus auf Quick-Time-Events und interaktive Szenen: Die Spiele sind sehr auf interaktive Sequenzen und Quick-Time-Events (QTEs) ausgelegt. Echte „Gameplay-Mechaniken” wie komplexe Rätsel oder actionreiche Kämpfe sind rar. Dies kann für Spieler, die mehr aktive Steuerung und spielerische Herausforderungen suchen, auf Dauer etwas monoton wirken. Es ist eher ein „Wähle dein eigenes Abenteuer”-Film als ein Action-Adventure.
3. Ungleichmäßige Qualität der Geschichten und Charaktere: Während einige Teile der Anthologie (z.B. House of Ashes) für ihre straffe Story, gut geschriebenen Dialoge und überzeugenden Charaktere gelobt werden, können andere Teile in diesen Bereichen schwächeln. Manchmal wirken Entscheidungen weniger impactful oder Charaktere bleiben blass. Die Qualität kann also von Spiel zu Spiel variieren.
4. Vorhersehbare Schreckmomente: Obwohl die Atmosphäre oft grandios ist, verlassen sich die Spiele auch stark auf Jumpscares. Während sie anfangs effektiv sind, können sie für manche Spieler im Laufe der Zeit etwas vorhersehbar oder gar ermüdend wirken. Kenner des Genres könnten sich hier mehr originellen Psychoterror wünschen.
5. Das „Ende” der Illusion: Nach dem ersten Durchlauf, wenn man die grundlegende Handlung und die größten Wendungen kennt, verliert ein Teil der Magie. Obwohl man andere Pfade einschlagen kann, ist die Überraschung des Unbekannten nur einmal wirklich neu.

Der Sale-Faktor: Wenn der Preis den Schrecken süßt

Kommen wir zum Kern der Frage: Lohnt sich The Dark Pictures Anthology wirklich, wenn es im Sale ist? Die klare Antwort lautet: Ja, definitiv!

Betrachten wir die Preis-Leistungs-Rechnung: Jedes Spiel der Anthologie kostet zum Vollpreis um die 20 bis 30 Euro. Für 4-6 Stunden Spielzeit mag das für manche knapp bemessen sein. Wenn man aber die gesamte Anthologie, oder zumindest ein Bundle von zwei oder mehr Spielen, mit einem Rabatt von 50%, 60% oder sogar 75% bekommt, ändert sich die Perspektive drastisch.

• Erhöhter Spielwert: Ein Bundle mit allen vier Spielen, das im Sale oft für den Preis von ein oder zwei Vollpreistiteln angeboten wird, bietet in der Summe leicht 20-30 Stunden Spielzeit für den ersten Durchlauf. Wenn man dann noch die Replayability und den Koop-Modus hinzurechnet, erhält man für einen vergleichsweise geringen Preis ein Vielfaches an Unterhaltung. Die „Kosten pro Gruselstunde” sinken dramatisch und machen die Spiele zu einem echten Schnäppchen.
• Keine Enttäuschung bei kürzerer Spieldauer: Wenn man ein Spiel zum reduzierten Preis kauft, ist die Erwartungshaltung bezüglich der reinen Spielzeit oft eine andere. Man ist eher bereit, ein kürzeres, dafür aber intensives und gut inszeniertes Erlebnis zu genießen.
• Risikominimierung: Wenn du unsicher bist, ob der Stil der Spiele etwas für dich ist, minimiert der Sale-Preis das finanzielle Risiko. Du kannst ein Spiel für wenig Geld ausprobieren und dann entscheiden, ob du in weitere Teile investieren möchtest.
• Perfekt für den Koop-Abend: Da die Spiele im Sale so erschwinglich werden, sind sie eine hervorragende Investition für regelmäßige Horrorabende mit Freunden. Die geteilte Erfahrung ist hier der wahre Mehrwert, und ein günstiger Preis macht es leichter, alle zur Teilnahme zu überreden.

Welches Spiel ist der beste Einstieg (wenn nicht das ganze Bundle)?

Falls du nicht gleich das ganze Bundle kaufen möchtest, hier eine kurze Einschätzung, welches Spiel einen guten Einstieg bieten könnte:

• Man of Medan: Eine solide Einführung in das Konzept, mit einer klassischen Geisterschiff-Story und effektiven Schockmomenten. Gut für den Anfang, wenn man klassische Haunted-House-Vibes mag.
• Little Hope: Experimentiert stärker mit psychologischem Horror und hat eine interessante Wendung. Etwas gemischtere Kritiken, aber für Fans von Hexengeschichten oder Silent Hill-ähnlicher Atmosphäre einen Blick wert.
• House of Ashes: Oft als der beste Teil der Anthologie (bisher) gefeiert. Bietet eine packende Story, mehr Action, überzeugende Charaktere und eine gute Mischung aus militärischem Horror und Lovecraft’schem Grauen. Ein absoluter Kauftipp im Sale.
• The Devil in Me: Der Abschluss der ersten Staffel. Bietet eine Saw-ähnliche Story mit Rätseln und dem Thema Serienmörder. Eine gute Wahl für Fans von „Slasher”-Filmen und cleveren Fallen.

Mein persönlicher Tipp für den Einstieg (neben dem kompletten Bundle): Greif zu House of Ashes, wenn du eine packende, aktionsgeladene Geschichte willst, oder zu Man of Medan, wenn du ein klassisches Horrorerlebnis suchst.

Fazit: Grusel zum kleinen Preis – Ein klares Ja!

The Dark Pictures Anthology ist eine einzigartige Reihe von interaktiven Horrorspielen, die sich auf Story, Atmosphäre und Spielerentscheidungen konzentriert. Sie ist vielleicht nicht für jeden Geschmack geeignet – wer tiefgehende Spielmechaniken oder lange, offene Welten sucht, wird hier nicht fündig. Doch für Fans von narrativen Erlebnissen, Horror-Filmen zum Mitspielen und vor allem für Koop-Horror-Erlebnisse ist die Anthologie ein absoluter Gewinn.

Und wenn die Spiele dann auch noch im Sale sind, schlägt das Pendel der Kaufentscheidung klar zugunsten der Anthologie aus. Der reduzierte Preis macht die kurze Spieldauer eines einzelnen Durchlaufs zu einem verschmerzbaren Punkt und hebt den immensen Wert der Replayability und des einzigartigen Koop-Modus hervor. Insbesondere die Bundles, die oft alle bisherigen Teile umfassen, sind ein unschlagbares Angebot, um sich an einer Vielzahl von Horror-Subgenres zu versuchen und viele gruselige Stunden mit Freunden zu verbringen.

Also, wenn du das nächste Mal siehst, dass The Dark Pictures Anthology im Sale ist, zögere nicht zu lange. Schnapp dir deinen Controller, versammle deine Freunde und stürze dich in die Dunkelheit – es lohnt sich, wenn der Schrecken ein Schnäppchen ist! Du wirst zwar nicht immer tiefgreifendes Gameplay finden, aber eine Achterbahn der Emotionen, die dich garantiert in ihren Bann zieht und dich immer wieder aufs Neue zum Grübeln bringt, was „Wäre wenn…?”