Seit über zwei Jahrzehnten entführt uns LEGO Star Wars in eine weit, weit entfernte Galaxis. Was 1999 mit einer Handvoll Sets begann, hat sich zu einem der erfolgreichsten und umfangreichsten Themenwelten in der Geschichte von LEGO entwickelt. Mit dieser Flut an Sets kam auch eine unermessliche Anzahl an LEGO Star Wars Minifiguren – von den ikonischen Helden wie Luke Skywalker und Darth Vader bis hin zu obskuren Droiden und imperiale Offizieren. Für viele Fans ist das Sammeln dieser kleinen Plastikfiguren mehr als nur ein Hobby; es ist eine Leidenschaft, ein Wettbewerb und oft auch eine Obsession. Doch die ultimative Frage, die sich jeder LEGO Star Wars Sammler irgendwann stellt, ist: Wie viele Menschen auf der Welt besitzen wirklich alle LEGO Star Wars Figuren? Und ist dieses Ziel überhaupt realistisch?
Die Faszination LEGO Star Wars: Eine Galaxis in Plastik
Der Reiz von LEGO Star Wars ist unbestreitbar. Er vereint zwei der größten Popkultur-Phänomene unserer Zeit: die zeitlose Erzählung von Star Wars und die grenzenlose Kreativität von LEGO. Die Minifiguren sind dabei das Herzstück. Sie sind die Charaktere, die die Geschichten zum Leben erwecken, die Helden und Schurken, die wir lieben und fürchten. Jede Figur erzählt ihre eigene Geschichte, und in ihrer Gesamtheit bilden sie ein gigantisches Mosaik der Star Wars Saga. Für viele ist das Sammeln dieser Figuren eine Möglichkeit, ihre Verbindung zu dieser geliebten Franchise auszudrücken, ihre Lieblingsszenen nachzustellen oder einfach nur die Detailverliebtheit und den Charme der kleinen Helden zu genießen.
Was bedeutet „alle Figuren”? Eine Definitionssache
Bevor wir uns der Frage widmen, wie viele Menschen „alle” Figuren besitzen, müssen wir definieren, was „alle” überhaupt bedeutet. Hier liegt bereits die erste und größte Hürde. Spricht man von:
- Allen einzigartigen LEGO Star Wars Minifiguren (unterschiedliche Charaktere, auch wenn sie mehrmals mit geringen Variationen erschienen sind)?
- Allen Variationen eines Charakters (z.B. verschiedene Luke Skywalker-Versionen, vom Bauernjungen bis zum Jedi-Meister, unterschiedliche Gesichtsdrücke, verschiedene Outfits)?
- Allen regionalen, exklusiven, promotionalen oder Event-Minifiguren?
- Oder sogar Prototypen und extrem seltenen, inoffiziellen oder in sehr begrenzter Stückzahl produzierten Figuren, die nie offiziell an die breite Öffentlichkeit gelangten?
Diese Definition ist entscheidend. Wenn man nur die grundlegend unterschiedlichen Charaktere zählt, ist die Aufgabe schon gigantisch. Zählt man aber jede noch so kleine Variation, jeden Druckfehler, jede exklusive Version, dann wird das Ziel nahezu unerreichbar.
Die schiere Masse: Eine Zahlenreise durch die Galaxis
Seit 1999 wurden Hunderte von LEGO Star Wars Sets veröffentlicht. Jedes Set enthält in der Regel mindestens eine, oft aber drei bis acht oder mehr Minifiguren. Datenbanken wie BrickLink oder BrickSet, die von der Community gepflegt werden, listen Tausende von einzigartigen LEGO Star Wars Minifiguren auf. Die genaue Zahl variiert je nach Zählweise, liegt aber weit über 1.000, und manche Schätzungen gehen bei Einbeziehung aller Variationen sogar auf über 1.500 oder 2.000 unterschiedliche Figuren. Allein im Jahr 2023 wurden Dutzende neue Figuren eingeführt. Diese Zahl wächst jedes Jahr weiter, was die Jagd nach der Vollständigkeit zu einem ständig beweglichen Ziel macht.
Die finanziellen Hürden: Ein Vermögen auf zwei Noppen
Die Kosten für eine vollständige LEGO Star Wars Sammlung sind astronomisch. Selbst wenn man „nur” alle regulär veröffentlichten Figuren sammeln möchte, müsste man Tausende von Euro für die Sets ausgeben. Viele der begehrtesten Figuren sind jedoch nicht einfach in einem Set zu finden, sondern müssen auf dem Sekundärmarkt erworben werden – über Plattformen wie BrickLink, eBay oder spezialisierte Händler. Hier explodieren die Preise für seltene LEGO Figuren:
- Reguläre Figuren: Kosten ein paar Euro bis zu zwanzig oder dreißig Euro pro Stück.
- Gefragte oder ältere Figuren: Können schnell über hundert Euro kosten.
- Extrem seltene und exklusive Figuren: Hier reden wir von Hunderten, Tausenden oder sogar Zehntausenden von Euro.
Man denke an Figuren wie den Chrome Gold C-3PO, der 2012 in einer sehr begrenzten Stückzahl (ca. 10.000) als Promotionartikel verteilt wurde und heute vierstellige Beträge einbringt. Oder noch extremer: Die nur drei existierenden Solid 14k Gold C-3PO Figuren, die nie für den Verkauf bestimmt waren und deren Wert heute wahrscheinlich unbezahlbar ist. Auch Figuren wie der Shadow ARF Trooper, der White Boba Fett (Prototypen/Event-Exklusiv) oder bestimmte San Diego Comic-Con (SDCC) Exklusive sind extrem teuer und schwer zu finden. Eine konservative Schätzung für den Kauf aller *offiziell* veröffentlichten, aber seltenen und exklusiven Figuren, würde sich im sechsstelligen Bereich bewegen.
Die Jagd nach dem Unauffindbaren: Rarität und Exklusivität
Das größte Hindernis auf dem Weg zur Vollständigkeit ist die schiere Rarität bestimmter Figuren. LEGO hat im Laufe der Jahre eine Reihe von Figuren in extrem begrenzter Auflage produziert:
- Event-Exklusive: Figuren, die nur auf Messen wie der Comic-Con in San Diego oder New York oder bei Star Wars Celebration-Events verteilt wurden. Diese waren oft auf wenige Hundert Stück limitiert.
- Store-Eröffnungs-Exklusive: Manchmal erhielten die ersten Kunden in neuen LEGO Stores spezielle, limitierte Figuren.
- Promotionale Figuren: Figuren, die nur bei bestimmten Aktionen oder Magazinen erhältlich waren.
- Fehlerhafte oder Prototypen: Manch ein Sammler versucht, auch Produktionsfehler oder Prototypen zu erwerben, was die Suche ins Absurde treibt.
Viele dieser Figuren waren nie für den regulären Verkauf bestimmt, sondern wurden verschenkt oder verlost. Ihre Verfügbarkeit auf dem Sekundärmarkt ist extrem begrenzt, und wenn sie auftauchen, sind die Preise entsprechend hoch. Selbst mit unbegrenzten finanziellen Mitteln ist es eine Herausforderung, einen Verkäufer für jede dieser limitierten Auflage Minifiguren zu finden.
Der Zeit- und Aufwandfaktor: Ein Lebensprojekt
Das Sammeln aller LEGO Star Wars Minifiguren ist nicht nur eine Frage des Geldes, sondern auch der Zeit und des Engagements. Es erfordert:
- Ständige Recherche: Welche Figuren gibt es? Welche Versionen wurden wann veröffentlicht? Welche sind noch zu finden?
- Netzwerken: Kontakte zu anderen Sammlern, Händlern und der Community sind unerlässlich, um Informationen und Kaufgelegenheiten zu finden.
- Sorgfältige Pflege: Jede Figur muss gelistet, kategorisiert und sorgfältig gelagert werden, um ihren Sammlerwert zu erhalten.
- Geduld: Das Warten auf seltene Stücke, das Verhandeln von Preisen, das Überwachen von Auktionen – all das erfordert enorme Geduld.
Es ist ein fortlaufendes Projekt, das nie wirklich endet, da ständig neue Figuren erscheinen und die Definition von „Vollständigkeit” sich weiterentwickelt.
Die Psychologie des Sammelns: Warum wir suchen
Was treibt Menschen zu einer solch monumentalen Aufgabe an? Es gibt mehrere psychologische Faktoren:
- Komplettierungsdrang (Completionism): Der Wunsch, eine Serie oder eine Sammlung vollständig zu besitzen, ist tief in der menschlichen Psychologie verwurzelt. Das Erreichen der Vollständigkeit bietet ein starkes Gefühl der Befriedigung und des Erfolgs.
- Nostalgie: Für viele sind die Figuren eine Brücke zu ihrer Kindheit und den geliebten Star Wars Filmen. Das Sammeln ist eine Möglichkeit, diese Gefühle wiederzuerleben.
- Wertanlage: Der Sammlerwert vieler seltener LEGO Figuren steigt im Laufe der Zeit. Für manche ist die Sammlung auch eine Form der Investition.
- Prestige und Anerkennung: Eine beeindruckende Sammlung kann in der Sammlergemeinschaft zu hohem Ansehen führen.
- Die Jagd selbst: Oft ist der Prozess des Suchens und Findens genauso befriedigend wie der Besitz.
Die Rolle der Community und Datenbanken
Ohne die globale Sammlergemeinschaft und die von ihr geschaffenen Ressourcen wäre die Jagd nach der Vollständigkeit noch undurchführbarer. Websites wie BrickLink dienen als Marktplatz und als umfassende Datenbank für jede einzelne LEGO-Teil und Minifigur. Hier können Sammler detaillierte Informationen zu jeder Figur finden, ihren geschätzten Wert einsehen und direkt von anderen Sammlern oder Händlern kaufen. BrickSet bietet ebenfalls umfangreiche Listen, Set-Informationen und ein detailliertes Inventar. Foren und soziale Medien ermöglichen den Austausch, die Jagd nach Informationen und das Knüpfen von Kontakten, die für den Erwerb seltener Stücke unerlässlich sind.
Gibt es sie wirklich? Die Suche nach dem „Vollständigen”
Kommen wir zurück zur Kernfrage: Wie viele Menschen auf der Welt besitzen wirklich alle LEGO Star Wars Figuren? Wenn man „alle” im Sinne von *jeder einzelnen, jemals produzierten, offiziellen und inoffiziellen, regulären und exklusiven Variation* versteht – dann ist die Antwort mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit: **Niemand.**
Die Gründe dafür sind vielfältig:
- Die extrem niedrige Stückzahl einiger exklusiver Figuren (z.B. die drei goldenen C-3POs).
- Die schiere Anzahl und die kontinuierliche Veröffentlichung neuer Figuren.
- Der unerschwingliche Preis vieler seltener Stücke.
- Die Schwierigkeit, alle jemals veröffentlichten, oft regional oder event-spezifisch limitierten Figuren überhaupt zu identifizieren und zu lokalisieren.
Es gibt jedoch sicherlich eine kleine Anzahl von Hardcore-Sammlern, die eine *nahezu vollständige* Sammlung besitzen. Das heißt, sie haben möglicherweise alle regulär erschienenen Figuren, fast alle wichtigen Varianten und einen Großteil der teuren Exklusivfiguren. Diese Sammlungen stellen oft einen Wert von mehreren hunderttausend Euro dar und erfordern ein Leben lang Hingabe und immense finanzielle Mittel. Diese Personen sind in der Regel bekannte Persönlichkeiten in der Sammlergemeinschaft und pflegen oft gute Kontakte zu LEGO und anderen Sammlern.
Es ist auch denkbar, dass jemand eine „vollständige” Sammlung innerhalb einer selbst gesetzten Definition besitzt. Zum Beispiel „alle Hauptcharaktere”, „alle Droiden” oder „alle Figuren bis zu einem bestimmten Jahr”. Das Erreichen einer solchen „Mini-Vollständigkeit” ist ein viel realistischeres und erfreulicheres Ziel für die meisten LEGO Star Wars Minifiguren-Sammler.
Das Fazit: Der Weg ist das Ziel
Die Jagd nach der Vollständigkeit bei LEGO Star Wars Figuren ist eine epische Saga für sich. Sie ist geprägt von Leidenschaft, Frustration, dem Nervenkitzel der Jagd und der Freude am Fund. Die Vorstellung, wirklich *alle* Figuren zu besitzen, bleibt wahrscheinlich ein unerreichbarer Traum, eine Art heiliger Gral der Sammlerwelt. Doch genau das macht den Reiz aus. Es ist nicht das Erreichen des Ziels, das zählt, sondern die Reise selbst, die Geschichten, die man dabei erlebt, und die Gemeinschaft, die man auf dem Weg findet.
Die LEGO Star Wars Sammlung ist für die meisten ein Ausdruck der persönlichen Liebe zum Star Wars Universum, ein kreatives Ventil und ein Stück Nostalgie. Ob man nun fünfzig Figuren, fünfhundert oder fünfzehnhundert besitzt – jede Sammlung ist einzigartig und wertvoll auf ihre eigene Weise. Es geht nicht darum, der Einzige zu sein, der „alle” hat, sondern darum, die eigene Galaxis zu erschaffen, eine Minifigur nach der anderen.
Was ist deine seltenste LEGO Star Wars Figur? Teile deine Erfahrungen in den Kommentaren!