Ist City Car Driving der realistischste Fahrsimulator auf dem Markt?

Die Welt der Fahrsimulatoren ist riesig und vielfältig. Von packenden Rennspielen bis hin zu entspannten LKW-Fahrten – für jeden Geschmack ist etwas dabei. Doch wenn es um die ultimative Darstellung des alltäglichen Straßenverkehrs und die Schulung realistischer Fahrfähigkeiten geht, fällt oft der Name City Car Driving (CCD). Aber hält es dem Anspruch stand, der realistischste Fahrsimulator auf dem Markt zu sein? Dieser Artikel nimmt CCD unter die Lupe und vergleicht es mit seinen Konkurrenten, um eine umfassende Antwort zu finden.

Was ist City Car Driving und wofür wurde es entwickelt?

Im Gegensatz zu vielen anderen Fahrsimulatoren, die sich auf den Nervenkitzel des Rennsports oder die Weite der offenen Straße konzentrieren, wurde City Car Driving von Forward Development gezielt als pädagogisches Werkzeug entwickelt. Es ist primär ein Verkehrssimulator und Fahrschul-Training, dessen Hauptaugenmerk auf dem Erlernen und Einhalten von Verkehrsregeln, dem Manövrieren im Stadtverkehr und dem Üben verschiedener Fahrsituationen liegt. Es geht darum, das Fahren in einer urbanen Umgebung so genau wie möglich nachzubilden – mit Fußgängern, komplexen Kreuzungen, dynamischem Wetter und unterschiedlichen Tageszeiten.

Die Komplexität von „Realismus” in Fahrsimulatoren

Bevor wir uns mit CCD im Detail befassen, müssen wir definieren, was „Realismus” in einem Fahrsimulator überhaupt bedeutet. Es ist kein monolithisches Konzept, sondern setzt sich aus vielen Facetten zusammen:

• Fahrphysik und Fahrzeugdynamik: Wie authentisch fühlen sich Lenkung, Beschleunigung, Bremsen und das Fahrverhalten des Fahrzeugs unter verschiedenen Bedingungen an?
• Verkehrs-KI (Künstliche Intelligenz): Wie intelligent und unvorhersehbar verhalten sich andere Verkehrsteilnehmer, Fußgänger und die Polizei?
• Umgebung und Immersion: Wie detailliert und lebendig ist die Spielwelt? Wie überzeugend sind Grafik, Sound und die Reaktion der Umgebung auf den Spieler?
• Regelsystem und Konsequenzen: Wie genau werden Verkehrsregeln abgebildet und welche Konsequenzen haben Verstöße?
• Lernaspekte und Feedback: Bietet der Simulator nützliches Feedback zur Verbesserung der Fahrweise?
• Hardware-Unterstützung: Wie gut werden Lenkräder, Pedale und Force Feedback-Systeme unterstützt, um ein immersives Erlebnis zu schaffen?

Ein Simulator kann in einem Bereich glänzen, während er in einem anderen Defizite aufweist. Die Frage ist also nicht nur, ob CCD realistisch ist, sondern in welchen Aspekten es am realistischsten ist.

Wo City Car Driving glänzt: Der Realismus des Alltags

City Car Driving hat unbestreitbar einige Stärken, die es in seiner Nische hervorheben:

1. Die Einhaltung von Verkehrsregeln und Fahrschulrelevanz

Hier liegt die Kernkompetenz von CCD. Kein anderer Simulator auf dem Markt legt einen derart strengen Fokus auf das Erlernen und Einhalten von Verkehrsregeln. Das Spiel überwacht jede Ihrer Handlungen: Blinken, Schulterblick, Geschwindigkeitsbegrenzungen, Abstand, Vorfahrtsregeln, Parkvorschriften und vieles mehr. Verstöße werden sofort gemeldet und mit einem Punktesystem belegt, ähnlich wie bei einer echten Fahrprüfung. Für Fahranfänger und Personen, die ihre Kenntnisse auffrischen möchten, ist dies von unschätzbarem Wert. Es bietet spezielle Übungslektionen für das Einparken, das Fahren auf Autobahnen oder das Abbiegen an komplexen Kreuzungen – Situationen, die in Rennsimulatoren meist ignoriert werden.

2. Vielfältige und komplexe Verkehrssituationen

CCD simuliert ein breites Spektrum an alltäglichen Verkehrssituationen. Dazu gehören dichte Stadtgebiete mit vielen Fußgängern, enge Gassen, mehrspurige Autobahnen, Kreisverkehre und ländliche Straßen. Die dynamischen Wettereffekte (Regen, Schnee, Nebel) und Tageszeiten (Tag, Nacht, Dämmerung) beeinflussen Sicht und Fahrverhalten (wenn auch letzteres nicht immer physikalisch perfekt). Die schiere Vielfalt der Szenarien, die man hier trainieren kann, ist beeindruckend und trägt maßgeblich zur Lernkurve bei.

3. Interaktion mit Fußgängern und anderen Verkehrsteilnehmern

Obwohl die KI der anderen Verkehrsteilnehmer nicht immer perfekt ist (dazu später mehr), ist die Präsenz von Fußgängern, die Zebrastreifen benutzen oder plötzlich die Straße überqueren, ein wichtiges Element des Realismus. Dies zwingt den Spieler, aufmerksam zu sein und vorausschauend zu fahren, genau wie im echten Leben. Auch das plötzliche Bremsen anderer Fahrzeuge oder unerwartete Spurwechsel simulieren Herausforderungen des realen Straßenverkehrs.

4. Unterstützung für Lenkräder und Peripheriegeräte

City Car Driving ist hervorragend optimiert für die Verwendung mit Lenkrädern, Pedalen und Gangschaltungen, inklusive der Unterstützung für Force Feedback. Dies verbessert die Immersion erheblich und ermöglicht ein Gefühl, das dem Fahren eines echten Autos näherkommt als die Steuerung mit Tastatur oder Gamepad. Die Möglichkeit, verschiedene Kamerawinkel zu wählen, einschließlich der Innenansicht mit realistischen Armaturen, trägt ebenfalls zur Authentizität bei.

Wo City Car Driving hinterherhinkt: Die Grenzen des Realismus

Trotz seiner Stärken hat CCD auch deutliche Schwächen, die es davon abhalten, in allen Aspekten der realistischste Fahrsimulator zu sein:

1. Fahrphysik und Fahrzeugdynamik

Dies ist der am häufigsten kritisierte Punkt. Die Fahrphysik in City Car Driving wird oft als eher „arcade-ähnlich” denn als „hardcore-simulationsartig” beschrieben. Fahrzeuge können sich leicht und schwammig anfühlen, das Lenkgefühl ist manchmal unpräzise und die Auswirkungen von Gewichtstransfer, Reifenhaftung bei Nässe oder die Reaktion auf plötzliche Bremsmanöver sind weniger detailliert als in spezialisierten Rennsimulatoren wie Assetto Corsa, iRacing oder rFactor 2. Für Hardcore-Simulanten, die Wert auf jedes Quäntchen Grip und präzises Force Feedback legen, kann dies enttäuschend sein.

2. Künstliche Intelligenz (KI) des Verkehrs

Die Verkehrs-KI ist zwar komplex, aber auch fehleranfällig. Andere Fahrzeuge können sich unlogisch verhalten: plötzlich ohne Grund bremsen, in Kreuzungen stecken bleiben, Vorfahrtsregeln missachten oder auf die eigene Spur wechseln, ohne zu blinken. Dies kann frustrierend sein und den Realismus der simulierten Umgebung erheblich mindern. Zwar gibt es in der Realität auch schlechte Fahrer, doch die Verhaltensmuster der KI in CCD wirken oft eher roboterhaft als menschlich.

3. Grafik und Sound

Optisch wirkt City Car Driving im Vergleich zu modernen Titeln oft veraltet. Die Grafiken sind funktional, aber nicht fotorealistisch. Texturen können unscharf sein, Umgebungsdetails sind oft repetitiv und die Fahrzeugmodelle sind relativ einfach gehalten. Auch die Soundkulisse ist eher rudimentär; Motorengeräusche sind generisch, Umgebungsgeräusche sind begrenzt und tragen wenig zur Immersion bei. Für Spieler, die hohe grafische Standards von aktuellen Spielen gewohnt sind, kann dies ein deutlicher Nachteil sein.

4. Fehlende Tiefe bei Fahrzeugschäden und Tuning

Fahrzeugschäden sind in CCD meist nur kosmetischer Natur oder führen zu einer simplen Funktionsstörung ohne realistische physikalische Verformung. Wer eine realistische Schadensmodellierung wie in BeamNG.drive erwartet, wird enttäuscht sein. Auch tiefgreifende Tuning-Möglichkeiten oder ein umfangreiches Karrieresystem fehlen, da der Fokus des Spiels woanders liegt.

Vergleich mit anderen Schwergewichten auf dem Markt

Um die Position von City Car Driving als Fahrsimulator besser einzuordnen, lohnt ein kurzer Blick auf andere Genres:

• Rennsimulatoren (z.B. Assetto Corsa, iRacing, Project CARS): Diese Titel bieten eine unübertroffene Fahrphysik, detailliertes Force Feedback und hochpräzise Fahrzeugmodelle. Ihre Stärke liegt im Erleben von Geschwindigkeit und Grenzbereichen. Sie simulieren jedoch kaum den Alltagsverkehr oder das strikte Einhalten von Verkehrsregeln.
• Truck-Simulatoren (z.B. Euro Truck Simulator 2, American Truck Simulator): Diese bieten eine riesige Open-World, ein tiefes Wirtschaftssystem und ein entspannteres Fahrgefühl. Sie haben eine bessere Grafik und ein besseres Gefühl für die offene Straße, aber ihr Fokus liegt auf dem Transportwesen, nicht auf dem Training städtischer Fahrmanöver oder der strikten Regeltreue wie in CCD. Die Verkehrs-KI ist hier oft ebenfalls ein Problem.
• Arcade-Racer (z.B. Forza Horizon, Need for Speed): Diese Spiele priorisieren Spielspaß, Grafik und eine zugängliche Steuerung über den reinen Realismus. Ihre Fahrphysik ist stark vereinfacht und Verkehrsregeln spielen kaum eine Rolle.
• Physik-Sandboxen (z.B. BeamNG.drive): Unübertroffen in der Simulation von Fahrzeugschäden und Soft-Body-Physik. Fahrzeuge zerlegen sich hier extrem realistisch. Der Fokus liegt jedoch nicht auf dem organisierten Stadtverkehr oder der Einhaltung von Regeln, sondern auf Experimenten mit physikalischen Interaktionen.

Dieser Vergleich zeigt, dass City Car Driving eine einzigartige Nische besetzt. Es versucht nicht, mit der Fahrphysik eines Assetto Corsa oder der Grafik eines Forza zu konkurrieren, sondern konzentriert sich auf das, was diese Spiele vernachlässigen: den realistischen, regelbasierten Stadtverkehr.

Zielgruppe und Fazit: Der „realistischste” Fahrsimulator – es kommt darauf an

Die Frage, ob City Car Driving der realistischste Fahrsimulator auf dem Markt ist, lässt sich nicht mit einem einfachen Ja oder Nein beantworten. Es hängt stark davon ab, welche Aspekte des Realismus man priorisiert.

Für Fahranfänger, die sich auf ihre Führerscheinprüfung vorbereiten, oder für jeden, der seine Kenntnisse der Verkehrsregeln und seine Fähigkeiten im Umgang mit dem alltäglichen Straßenverkehr verbessern möchte, ist CCD unbestreitbar einer der realistischsten und nützlichsten Simulatoren, die es gibt. Die akribische Umsetzung von Verkehrsregeln, das Feedbacksystem und die Vielfalt der Fahrsituationen machen es zu einem exzellenten Trainingssimulator.

Wenn Ihr Verständnis von Realismus jedoch hauptsächlich auf hochpräziser Fahrphysik, makelloser Grafik, detailliertem Force Feedback oder einer perfekt funktionierenden Verkehrs-KI beruht, dann wird City Car Driving wahrscheinlich nicht Ihre erste Wahl sein. In diesen Bereichen gibt es Simulatoren, die deutlich mehr Tiefe und Immersion bieten.

Zusammenfassend lässt sich sagen: City Car Driving ist der realistischste Fahrsimulator auf dem Markt, wenn es um das authentische Training von Verkehrsregeln und die Bewältigung typischer Alltagssituationen im Stadtverkehr geht. Es ist ein Spezialist, kein Generalist. Für seinen spezifischen Zweck ist es herausragend und füllt eine wichtige Lücke auf dem Markt der Fahrsimulatoren.