Übelkeit beim Zocken? Was du tun kannst, wenn du deine PS5 nicht verträgst

Du hast dir die neueste Konsole, die PS5, zugelegt, freust dich auf atemberaubende Grafik und flüssiges Gameplay. Doch anstatt in epische Welten einzutauchen, spürst du nach kurzer Zeit ein mulmiges Gefühl im Magen, Kopfschmerzen oder sogar Schwindel? Du bist nicht allein! Viele Spieler erleben Phänomene wie Motion Sickness oder Gaming-induzierte Übelkeit, die den Spaß am Zocken erheblich trüben können. Besonders bei modernen Konsolen wie der PS5, die mit hoher Bildrate, brillanter Auflösung und dynamischen Effekten protzen, können diese Symptome verstärkt auftreten. Aber keine Sorge, es gibt viele Ansätze und Tricks, um diesem unangenehmen Gefühl den Kampf anzusagen und deine PS5 endlich in vollen Zügen genießen zu können. Dieser umfassende Guide beleuchtet die Ursachen und bietet dir praktische Lösungen und Präventionsstrategien.

Warum tritt Übelkeit beim Zocken auf? Die Wissenschaft dahinter

Bevor wir uns den Lösungen widmen, ist es wichtig zu verstehen, was genau in unserem Körper passiert, wenn wir beim Zocken seekrank werden. Das Kernproblem ist oft eine Diskrepanz zwischen dem, was unsere Augen sehen, und dem, was unser Gleichgewichtssinn (Vestibularsystem im Innenohr) wahrnimmt. Dein Gehirn erhält widersprüchliche Signale – und reagiert manchmal auf eine Weise, die uns nicht lieb ist:

1. Motion Sickness (Bewegungsübelkeit): Dies ist der häufigste Übeltäter. Dein Gehirn erhält widersprüchliche Signale. Deine Augen sehen intensive Bewegung auf dem Bildschirm (z.B. eine schnelle Kamerafahrt in einem Ego-Shooter oder ein rasanter Flug durch eine Landschaft), dein Körper sitzt aber still auf der Couch oder dem Stuhl. Das Gehirn interpretiert diese Inkongruenz fälschlicherweise als eine Art Vergiftung und versucht, diese durch Übelkeit und Erbrechen abzuwehren.
2. Hohe oder inkonsistente Bildraten (FPS): Ironischerweise können sowohl zu hohe als auch zu niedrige Bildraten Probleme verursachen. Die hohen Bildraten, die die PS5 bietet (bis zu 120 FPS), können bei manchen Menschen paradoxerweise die Übelkeit auslösen, da das Gehirn es nicht gewohnt ist, so viele visuelle Informationen in so kurzer Zeit zu verarbeiten. Noch häufiger ist jedoch eine inkonsistente oder zu niedrige FPS-Rate (z.B. unter 30 FPS), die zu einem „Ruckeln” oder einer „Stottern” führt, das den Gleichgewichtssinn irritiert und die Augen zusätzlich anstrengt.
3. Sichtfeld (Field of View – FOV): Ein zu enges Sichtfeld kann ein Gefühl der „Tunnelvision” erzeugen und die Orientierung erschweren, da es dir zu wenig periphere Sicht bietet. Ein zu weites FOV hingegen kann zu Verzerrungen an den Bildschirmrändern führen, die ebenfalls störend wirken und ein Gefühl der Dehnung oder Krümmung vermitteln. Die ideale FOV-Einstellung ist sehr individuell und spielabhängig.
4. Bewegungsunschärfe (Motion Blur) und Kamerawackeln (Camera Shake): Diese Effekte sollen Realismus erzeugen und die Immersion verstärken. Allerdings können sie bei empfindlichen Personen die Symptome der Motion Sickness erheblich verstärken, da sie die visuelle Klarheit reduzieren und die Illusion von Bewegung noch stärker betonen. Besonders Kamerawackeln, oft bei Explosionen oder Schlägen, kann stark desorientierend wirken.
5. Tiefe, Kontrast und Helligkeit (HDR, Auflösung): Die brillante Darstellung moderner Spiele in 4K HDR kann für die Augen anspruchsvoller sein. Extreme Kontraste, übermäßig helle Szenen oder eine zu hohe Schärfe können die Augen ermüden, Kopfschmerzen begünstigen und die Anfälligkeit für Übelkeit erhöhen.
6. Geräte und Einstellungen des Setups:
   • Bildschirmgröße und -abstand: Ein zu großer Bildschirm in zu geringem Abstand füllt dein gesamtes Sichtfeld aus und verstärkt die Illusion der Bewegung, da dein peripheres Sehen keine stabilen Bezugspunkte mehr findet.
   • Bildwiederholrate (Refresh Rate) und Reaktionszeit des Monitors/TVs: Ein älterer Fernseher mit hoher Input-Lag (Verzögerung zwischen Eingabe und Anzeige) oder einer niedrigen Bildwiederholrate kann ebenfalls zu Unbehagen führen. VRR (Variable Refresh Rate) der PS5 kann hier helfen, aber nicht jeder TV unterstützt es.
7. Individuelle Sensibilität und weitere Faktoren: Jeder Mensch reagiert anders. Auch Faktoren wie Dehydration, Hunger, schlechte Belüftung des Raumes, Ermüdung, Stress oder sogar bestimmte Medikamente können die Anfälligkeit für Gaming-Übelkeit erhöhen. Manche Spiele, insbesondere schnelle Ego-Shooter, Flugsimulationen oder Rennspiele mit viel Eigenbewegung der Kamera, sind bekannter dafür, Motion Sickness auszulösen.

Erste Hilfe: Akute Maßnahmen gegen die Übelkeit

Wenn du während des Zockens plötzlich merkst, dass sich dein Magen dreht oder dir schwindelig wird, ist schnelles Handeln gefragt. Ignoriere die Symptome nicht, denn das kann sie nur verschlimmern.

1. Sofortige Spielpause: Das Wichtigste ist, das Spiel sofort zu pausieren oder auszuschalten. Gib deinem Gehirn Zeit, sich zu beruhigen und die widersprüchlichen Signale zu verarbeiten. Lege den Controller weg und stehe auf.
2. Frische Luft: Geh an ein offenes Fenster oder noch besser, kurz nach draußen. Frische Luft hilft, den Kreislauf zu stabilisieren und die Sinne zu erfrischen. Ein kühlerer Raum kann ebenfalls Linderung verschaffen.
3. Fokuspunkt in der Ferne: Richte deinen Blick auf einen festen Punkt in der Ferne, idealerweise etwas, das sich nicht bewegt. Das hilft deinem Gehirn, die Realität wieder zu verankern und die Illusion der Bewegung aufzulösen. Schau zum Beispiel aus dem Fenster auf einen Baum oder ein Gebäude.
4. Ingwer oder Pfefferminze: Ingwer ist ein bewährtes Hausmittel gegen Übelkeit. Ein Stück frischer Ingwer kauen, Ingwertee trinken oder Ingwerbonbons lutschen kann schnell Linderung verschaffen. Auch Pfefferminztee oder das Riechen an einem Pfefferminzöl kann beruhigend wirken.
5. Trinken (Wasser!): Dehydration kann Übelkeit verstärken. Trinke langsam ein Glas Wasser. Vermeide zuckerhaltige Getränke, koffeinhaltige Getränke oder Alkohol, da diese den Zustand verschlimmern könnten.
6. Augen schließen: Manchmal hilft es, die Augen für ein paar Minuten zu schließen, um den visuellen Input vollständig zu eliminieren und den Augen eine Pause zu gönnen.
7. Atemübungen: Konzentriere dich auf langsame, tiefe Atemzüge. Atme tief in den Bauch ein und langsam wieder aus. Das kann helfen, Panik zu reduzieren, den Magen zu beruhigen und den Parasympathikus zu aktivieren.

Langfristige Lösungen und Präventionsstrategien für PS5-Spieler

Um zukünftige Episoden von Gaming-Übelkeit zu vermeiden, solltest du proaktiv werden und verschiedene Aspekte deines Gaming-Setups und deiner Gewohnheiten überprüfen.

1. Grafikeinstellungen im Spiel optimieren:

Viele moderne PS5-Spiele bieten umfangreiche Grafikoptionen, die du zu deinem Vorteil nutzen kannst. Experimentiere mit diesen Einstellungen, bis du die für dich optimale Balance gefunden hast:

• Sichtfeld (FOV): Experimentiere mit den FOV-Einstellungen, falls das Spiel dies zulässt. Starte oft mit einer mittleren Einstellung und passe sie schrittweise an, bis du dich am wohlsten fühlst. Ein leicht vergrößertes FOV kann helfen, da es mehr von der Umgebung zeigt und so das Gefühl von Tunnelvision reduziert.
• Bewegungsunschärfe (Motion Blur): Dies ist oft der größte Übeltäter! Deaktiviere Motion Blur vollständig oder reduziere es auf das Minimum. Viele Spieler empfinden diesen Effekt als störend und desorientierend. In schnellen Bewegungen verschwimmt alles, was dein Gehirn zusätzlich verwirren kann.
• Kamerawackeln (Camera Shake) / Head Bob: Auch diese Effekte, die oft in Ego-Perspektive-Spielen beim Gehen, Rennen oder bei Explosionen auftreten, sollten deaktiviert oder reduziert werden. Sie verstärken die Illusion von Bewegung und können den Gleichgewichtssinn irritieren.
• Bildwiederholrate (FPS): Die PS5 bietet oft einen „Performance-Modus” (höhere FPS, meist 60 oder 120 FPS, aber geringere Auflösung/Grafikdetails) und einen „Qualitäts-Modus” (höhere Auflösung/Grafikdetails, aber geringere FPS, oft 30 FPS). Für viele ist eine stabile und konstante Bildrate wichtiger als die reine Höhe der FPS. Wenn 30 FPS bei dir Übelkeit auslösen, probiere den Performance-Modus. Wenn 120 FPS zu überwältigend sind, bleibe bei 60 FPS, falls möglich. Ein konstanter 60-FPS-Modus ist oft der beste Kompromiss.
• HDR (High Dynamic Range): Während HDR ein beeindruckendes Bild liefert, können extreme Helligkeits- und Kontrastwerte die Augen belasten. Passe die HDR-Einstellungen in den PS5-Systemeinstellungen und im Spiel an. Manchmal hilft es, HDR komplett zu deaktivieren, um zu sehen, ob dies eine Verbesserung bringt.
• Raytracing: Dieser anspruchsvolle Grafikeffekt erzeugt realistische Beleuchtung, kann aber die FPS in Mitleidenschaft ziehen. Wenn du Probleme mit unstabilen FPS hast, deaktiviere Raytracing, falls im Spiel eine Option dafür existiert.

2. Dein Gaming-Setup anpassen:

Die Umgebung, in der du spielst, hat einen erheblichen Einfluss auf dein Wohlbefinden.

• Bildschirmgröße und -abstand: Spiele nicht zu nah an einem zu großen Bildschirm. Halte einen angemessenen Abstand ein, sodass der Bildschirm nicht dein gesamtes peripheres Sichtfeld ausfüllt und du noch statische Elemente im Raum wahrnehmen kannst. Ein guter Richtwert ist etwa 1,5-2,5 mal die Bildschirmdiagonale. Ein kleinerer Monitor kann in manchen Fällen besser sein als ein riesiger TV.
• Beleuchtung im Raum: Spiele nicht in einem völlig dunklen Raum, da dies den Kontrast zwischen Bildschirm und Umgebung erhöht und die Augen stärker beansprucht. Eine sanfte, indirekte Beleuchtung im Hintergrund (z.B. eine Lampe hinter dem TV) hilft den Augen, sich zu entspannen und bietet einen visuellen Anker außerhalb des Bildschirms.
• Sitzposition: Achte auf eine ergonomische und bequeme Sitzposition. Halte den Kopf gerade und versuche, dich nicht zu sehr in das Spiel zu „lehnen” oder zu bewegen, wenn die Action hektisch wird. Ein stabiler Sitz kann helfen, deinem Gleichgewichtssinn mehr Sicherheit zu geben.
• Belüftung: Sorge für gute Luftzirkulation im Raum. Eine stickige, überhitzte Atmosphäre kann Kopfschmerzen und Übelkeit begünstigen. Ein Ventilator kann helfen, die Luft zu bewegen und dir ein frisches Gefühl zu geben.
• Audio: Manchmal kann auch der Sound zu Überstimulation beitragen. Probiere, ob es hilft, die Lautstärke zu reduzieren oder bestimmte Audio-Effekte anzupassen. Das Tragen von Kopfhörern kann die Immersion verstärken, aber auch die Desorientierung, da Umgebungsgeräusche fehlen.

3. Deine Spielgewohnheiten überprüfen:

Mindful Gaming kann einen großen Unterschied machen.

• Regelmäßige Pausen: Die goldene Regel! Stehe alle 20-30 Minuten auf, bewege dich kurz, schaue aus dem Fenster in die Ferne. Diese kurzen Unterbrechungen geben deinen Augen und deinem Gehirn Zeit, sich zu erholen und neu zu kalibrieren. Mache einen kleinen Spaziergang oder eine Dehnübung.
• Hydration und Ernährung: Trinke ausreichend Wasser vor und während des Spielens. Spiele nicht auf völlig nüchternen Magen, da dies die Anfälligkeit für Übelkeit erhöht. Vermeide aber auch schwere, fettige oder stark zuckerhaltige Mahlzeiten kurz vor oder während des Zockens. Leichte Snacks wie Obst, Nüsse oder ein Müsliriegel sind ideal.
• Schrittweise Gewöhnung: Wenn du besonders empfindlich bist, beginne mit kurzen Spielsessions (z.B. 10-15 Minuten) und steigere die Dauer langsam. Dein Gehirn kann sich an die visuellen Reize gewöhnen, ähnlich wie beim Erlernen einer neuen Fähigkeit. Beende die Session, sobald du die ersten Anzeichen von Übelkeit spürst, um eine starke negative Assoziation zu vermeiden.
• Spieleauswahl: Bestimmte Genres wie schnelle Ego-Shooter, Rennspiele, Flugsimulationen oder Spiele mit viel Kamerabewegung sind prädisponiert, Motion Sickness auszulösen. Wenn du besonders empfindlich bist, versuche, diese Spiele in Maßen zu genießen oder weiche auf entspanntere Genres aus (z.B. Strategie, Puzzles, rundenbasierte RPGs, ruhigere Adventure-Spiele).
• Blick auf das Fadenkreuz/den Mittelpunkt: In Ego-Shootern kann es helfen, den Blick fest auf das Fadenkreuz in der Mitte des Bildschirms zu fixieren, anstatt die Augen ständig über den gesamten Bildschirm schweifen zu lassen. Dies gibt dem Gehirn einen festen visuellen Anker, der die Desorientierung reduzieren kann.

4. Persönliche Gesundheitsfaktoren:

Manchmal liegen die Ursachen auch abseits des Spiels und betreffen den allgemeinen Gesundheitszustand.

• Ausreichend Schlaf: Müdigkeit macht anfälliger für alle Arten von Unbehagen, einschließlich Gaming-Übelkeit. Sorge für ausreichend und erholsamen Schlaf.
• Stressmanagement: Stress und Angst können ebenfalls die Sensibilität erhöhen und die Symptome verstärken. Versuche, vor dem Zocken zur Ruhe zu kommen oder kurze Entspannungsübungen zu machen.
• Sehtest: Wenn du schon länger keinen Sehtest hattest, könnte eine unkorrigierte Sehschwäche die Augen zusätzlich belasten und zu den Symptomen beitragen. Ein Besuch beim Augenarzt oder Optiker kann hier Klarheit schaffen.
• Ingwer-Produkte: Einige Spieler schwören darauf, präventiv Ingwertabletten oder Ingwerbonbons vor dem Zocken einzunehmen, um den Magen zu beruhigen und der Übelkeit vorzubeugen. Sprich dies gegebenenfalls mit deinem Apotheker ab.

Wann solltest du einen Arzt aufsuchen?

Während Gaming-induzierte Übelkeit in der Regel harmlos ist und durch Anpassungen in den Griff zu bekommen ist, solltest du aufmerksam werden, wenn die Symptome auch außerhalb des Spielens auftreten, sich stark verschlimmern oder andere, besorgniserregende Begleiterscheinungen wie starke, anhaltende Kopfschmerzen, Desorientierung, Doppelsehen, Gleichgewichtsprobleme, Taubheitsgefühle oder Sehstörungen hinzukommen. In solchen Fällen ist es ratsam, einen Arzt aufzusuchen, um andere medizinische Ursachen auszuschließen.

Fazit

Gaming auf der PS5 sollte ein Vergnügen sein, keine Quelle für Unwohlsein. Mit einem besseren Verständnis der Ursachen von Übelkeit beim Zocken und der Anwendung gezielter Strategien kannst du die Symptome deutlich reduzieren oder sogar ganz vermeiden. Es ist ein Prozess des Ausprobierens, da jeder Mensch unterschiedlich auf visuelle Reize reagiert. Experimentiere mit den verschiedenen Einstellungen und Empfehlungen, um herauszufinden, was für dich am besten funktioniert. Sei geduldig mit dir selbst und erinnere dich daran: Das Ziel ist es, deine Spiele zu genießen – und das geht am besten mit einem klaren Kopf und einem ruhigen Magen. Happy Gaming!