In der Welt der Videospiele gibt es Genres, die für ihre gnadenlose Herausforderung gefeiert werden. Zwei davon stechen besonders hervor und haben sich einen Ruf als wahre Prüfsteine für Geschick und Geduld erarbeitet: Die ikonischen Souls-Spiele wie Dark Souls, Bloodborne und das jüngste Epos Elden Ring, sowie das gefeierte Metroidvania Hollow Knight. Beide werden von ihren Fans gleichermaßen geliebt und gefürchtet, doch stellt sich immer wieder die Frage: Welches dieser Spielerlebnisse ist eigentlich das schwerere? Ist es die methodische Präzision eines Ausdauer-basierten Kampfes oder die rasante, akrobatische Meisterschaft eines Käfers? Dieser Artikel taucht tief in die Mechaniken, Philosophien und die subjektive Wahrnehmung der Schwierigkeit dieser Meisterwerke ein, um einen umfassenden Vergleich zu bieten.
Die Philosophie der Herausforderung: Souls-Spiele (Dark Souls, Elden Ring & Co.)
Die von FromSoftware entwickelten Souls-Spiele haben ein ganzes Subgenre geprägt. Ihr Ruf eilt ihnen voraus: Sie sind gnadenlos, doch stets fair. Die Schwierigkeit hier rührt aus einer Kombination von Faktoren, die den Spieler zwingen, methodisch, vorsichtig und lernbereit zu sein.
Kampfsystem & Ausdauer-Management
Das Herzstück jedes Souls-Spiels ist sein Kampfsystem, das stark auf Ausdauer-Management basiert. Jede Aktion – Angreifen, Blocken, Ausweichen, Sprinten – verbraucht Ausdauer. Dies zwingt den Spieler zu überlegten Entscheidungen. Unüberlegtes Angreifen oder übermäßiges Ausweichen führt schnell zur Erschöpfung und macht den Charakter anfällig. Das Lernen der Angriffsfenster und des besten Zeitpunkts für das Ausweichen (der sogenannte „Dodge-Roll“) ist überlebenswichtig. Das Timing von Paraden kann ganze Kämpfe trivialisieren, erfordert aber höchste Präzision und Risikobereitschaft.
Feindvielfalt & Umweltgefahren
Jeder Gegner in einem Souls-Spiel, selbst der kleinste Mob, kann tödlich sein, wenn man ihn unterschätzt. Sie alle haben einzigartige Angriffe, Muster und Schwachstellen. Darüber hinaus sind die Umgebungen selbst oft gefährlich: Fallgruben, toxische Sümpfe, versteckte Fallen, bröckelnde Pfade und feindliche Platzierungen, die den Spieler in Hinterhalte locken. Das Leveldesign ist oft labyrinthartig und vertikal, was die Erkundung gefährlich, aber auch unglaublich lohnend macht.
Boss-Design & Mechaniken
Die Boss-Kämpfe sind die Höhepunkte der Souls-Erfahrung. Sie sind oft gigantisch, visuell beeindruckend und mechanisch komplex. Bosse haben mehrere Phasen, die sich dramatisch ändern können, und erfordern das Auswendiglernen langer Angriffskombinationen. Berühmte Beispiele wie Malenia aus Elden Ring, die sich bei jedem Treffer heilt, oder Midir aus Dark Souls 3, dessen gewaltige Angriffe das gesamte Schlachtfeld abdecken, zeigen, wie die Spiele den Spielern alles abverlangen. Hier geht es nicht nur um Reflexe, sondern um Ausdauer, Geduld und das Verstehen komplexer Muster.
Verlust & Konsequenzen
Der Tod hat in Souls-Spielen Gewicht. Der Spieler verliert seine gesammelten „Seelen” (oder Runen in Elden Ring), die sowohl als Erfahrungspunkte als auch als Währung dienen. Stirbt man erneut, bevor man seine Seelen am Todesort zurückgeholt hat, sind sie für immer verloren. Dazu kommen oft lange und gefährliche „Runbacks“ zum Boss, was jeden Versuch wertvoller und frustrierender macht, wenn er scheitert. Die psychologische Belastung durch den potenziellen Verlust von Fortschritt ist ein großer Teil der Schwierigkeit.
Charakterentwicklung & Builds
Souls-Spiele bieten eine immense Build-Vielfalt. Ob man sich auf schwere Rüstung und große Waffen, schnelle Dex-Waffen, Magie, Wunder oder eine Kombination davon spezialisiert – die Möglichkeiten sind nahezu unbegrenzt. Ein cleverer Build kann bestimmte Abschnitte oder Bosse erheblich erleichtern, während ein schlecht optimierter Build die Erfahrung exponentiell schwieriger machen kann. Das Verständnis der RPG-Elemente und das Anpassen des Charakters an den eigenen Spielstil sind entscheidend.
Die Präzision der Herausforderung: Hollow Knight
Hollow Knight, ein 2D-Metroidvania von Team Cherry, wird oft als eines der besten Indie-Spiele aller Zeiten bezeichnet. Es teilt mit den Souls-Spielen die Betonung auf Erkundung, atmosphärisches Storytelling und vor allem einen hohen Schwierigkeitsgrad, der jedoch auf andere Weise zum Ausdruck kommt.
Kampfsystem & Präzision
Das Kampfsystem in Hollow Knight ist wesentlich schneller und flüssiger als in Souls-Spielen. Es gibt kein Ausdauer-Management im klassischen Sinne. Stattdessen liegt der Fokus auf präziser Bewegung, Angriffstiming und dem Einsatz von Zaubern. Der Ritter, der Protagonist, kann springen, dashen und seinen Nagel (Schwert) in verschiedene Richtungen schwingen. Der sogenannte „Pogo-Jump“ (ein Abwärtsschlag auf Feinde oder Objekte, um höher zu springen) ist eine zentrale Mechanik, die sowohl im Kampf als auch in der Erkundung meisterhaft eingesetzt werden muss. Viele Kämpfe werden zu einem Tanz aus Ausweichen, Kontern und dem Finden des richtigen Rhythmus.
Boss-Design & Aggressivität
Die Boss-Kämpfe in Hollow Knight sind oft extrem schnell und aggressiv. Die Bosse haben ausgeprägte Muster, die es zu lernen und zu antizipieren gilt. Es gibt weniger Phasenwechsel als in Souls-Spielen, dafür aber eine höhere Angriffsfrequenz und oft kleinere Zeitfenster zum Heilen. Bosse wie der Mantis Lords, Grimm oder der Nightmare King Grimm erfordern eine fast fehlerfreie Ausführung und extrem schnelle Reflexe. Hier ist die Meisterschaft des Kern-Movesets des Ritters absolut entscheidend.
Plattform-Elemente
Ein Kernbestandteil von Hollow Knight sind die Plattform-Passagen, die oft höchste Präzision erfordern. Diese sind nicht nur Teil der Erkundung, sondern werden auch in Kämpfe integriert. Der berüchtigte „Path of Pain” ist ein optionaler Abschnitt, der Spieler an den Rand der Verzweiflung treibt und reines Geschick in Sprüngen und Dashes fordert, ohne jeglichen Kampf. Diese Art von Schwierigkeit ist in Souls-Spielen, abgesehen von einigen wenigen Ausnahmen, weniger prominent.
Heilung & Ressourcen-Management
Der Ritter kann sich durch das Sammeln von „Soul” (Seelen-Energie) heilen, die er durch Angriffe auf Feinde generiert. Allerdings ist das Heilen eine langsame Aktion, die den Spieler verwundbar macht. Das Finden der kurzen, sicheren Fenster zum Heilen ist in den schnellen Boss-Kämpfen eine eigene Herausforderung. Der Spieler muss abwägen: Greife ich an und riskiere Schaden, um mehr Soul für einen späteren Heilversuch zu bekommen, oder spiele ich sicherer und verzichte auf Heilung?
Charms & Anpassung
Anstatt einer tiefgreifenden Build-Vielfalt wie in Souls-Spielen, bietet Hollow Knight ein Charms-System. Charms sind Ausrüstungsgegenstände, die verschiedene Boni gewähren, von erhöhter Angriffsreichweite bis zu schnellerer Heilung. Sie müssen in bestimmte Slots passen, deren Anzahl begrenzt ist. Dieses System erlaubt eine gewisse Anpassung an den eigenen Spielstil und kann bestimmte Kämpfe erleichtern, aber es ersetzt nicht die Fähigkeit, das Kern-Gameplay zu meistern. Der Fokus liegt klar auf der Spielerfertigkeit und weniger auf der Charakteroptimierung.
Verlust & Konsequenzen
Beim Tod verliert der Ritter seine gesammelte Währung „Geo” und hinterlässt einen „Shade” an der Todesstelle. Dieser Shade muss besiegt werden, um die Geo zurückzuerhalten. Stirbt man erneut, bevor der Shade geborgen wurde, ist die Geo verloren. Während dies ärgerlich sein kann, ist es oft weniger gravierend als der Seelenverlust in Souls-Spielen, da Geo nicht direkt für Level-Ups verwendet wird und oft leichter wiederbeschafft werden kann.
Allerdings gibt es im Spätspiel von Hollow Knight optionale Herausforderungen, die den Schwierigkeitsgrad ins Astronomische treiben. Das „Pantheon of Hallownest” ist eine Abfolge von 40 Boss-Kämpfen am Stück, mit wenigen Heilpausen und ohne die Möglichkeit, Speicherpunkte zu nutzen. Dies ist eine der extremsten Herausforderungen in der gesamten Videospielgeschichte und erfordert hunderte Stunden Training.
Der Direkte Vergleich: Wo liegen die Unterschiede?
Der Vergleich zwischen Hollow Knight und den Souls-Spielen ist kein einfaches „X ist schwerer als Y”, sondern eher ein „X ist auf diese Weise schwerer, Y auf jene Weise”.
- Pacing & Kampf: Souls-Spiele sind methodischer und langsamer. Jeder Kampf ist ein taktisches Puzzle. Hollow Knight ist schneller, präziser und erfordert fast schon rhythmische Reflexe. Ein Fehltritt in Hollow Knight wird oft sofort bestraft, während man in Souls-Spielen manchmal noch eine Chance hat, sich zu erholen.
- Build-Vielfalt vs. Skill-Fokus: Souls-Spiele bieten durch ihre RPG-Elemente viele Wege, eine Herausforderung anzugehen. Ein schwieriger Boss kann durch Level-Grinding, das Finden einer neuen Waffe oder das Wechseln der Magie-Art plötzlich machbar werden. Hollow Knight konzentriert sich mehr auf die Meisterschaft des Kern-Movesets. Die Charms können helfen, aber letztendlich muss der Spieler mit den Grundmechaniken des Ritters perfekt umgehen können.
- Erkundung: Beide Spiele bieten dichte, miteinander verbundene Welten. In Souls-Spielen lauern Gefahren oft in Form von Hinterhalten, starken Gegnern oder Umweltgefahren. In Hollow Knight sind es oft präzise Plattform-Passagen, die den Schwierigkeitsgrad der Erkundung ausmachen.
- Boss-Kämpfe: Souls-Bosse verlangen oft Geduld, das Lernen langer und komplexer Muster sowie Ausdauermanagement. Ihre HP-Balken sind massiv. Hollow Knight-Bosse haben tendenziell weniger HP, sind aber extrem aggressiv und lassen weniger Spielraum für Fehler in der Ausführung. Das Heilungsmanagement ist in HK oft knapper.
- Todesstrafe: Der Verlust von Seelen und die langen Runbacks in Souls-Spielen können frustrierender sein und haben größere Auswirkungen auf den Fortschritt. Der Geo-Verlust in Hollow Knight ist in der Regel weniger gravierend, abgesehen von bestimmten frühen Spielabschnitten oder wenn man eine Menge Geo gespart hat.
- Spätspiel-Herausforderungen: Hier glänzt Hollow Knight mit dem Pantheon of Hallownest. Die Souls-Spiele haben zwar New Game+ und optionale Bosse, aber das Pantheon ist in seiner Ausdauer- und Präzisionsanforderung unerreicht und für viele Spieler die ultimative Hürde.
Subjektivität und Spielerfahrung
Letztendlich ist die Frage, welches Spiel schwerer ist, zutiefst subjektiv. Es hängt stark von den individuellen Stärken und Schwächen des Spielers ab. Wer eine lange Erfahrung mit 2D-Plattformern und schnellen Action-Spielen hat, wird sich vielleicht in Hollow Knight wohler fühlen und die Präzision leichter meistern können. Spieler, die an RPGs und methodische Kämpfe gewöhnt sind und gerne Builds optimieren, könnten in Souls-Spielen ihren Rhythmus finden.
Manche Spieler finden die schiere Komplexität der Souls-Level, die vielen Gegner, die Umweltgefahren und die Bestrafung beim Tod frustrierender. Andere verzweifeln an der unnachgiebigen Präzision der Hollow Knight-Bosse und Plattform-Passagen, wo ein einziger Fehler zum sofortigen Scheitern führen kann. Die Lernkurve ist in beiden Spielen steil, aber die Art des Gelernten unterscheidet sich.
Fazit: Zwei Arten von Meisterwerken der Herausforderung
Sowohl Hollow Knight als auch die Souls-Spiele sind Meisterwerke, die den Spieler herausfordern und für ihre Schwierigkeit gefeiert werden. Sie erreichen dies jedoch auf unterschiedlichen Wegen. Souls-Spiele fordern Geduld, strategisches Denken, Ressourcen- und Ausdauermanagement sowie ein tiefes Verständnis von RPG-Mechaniken. Hollow Knight hingegen verlangt blitzschnelle Reflexe, absolute Präzision im Movement und das Auswendiglernen komplexer, aggressiver Boss-Muster.
Es gibt keinen klaren „Gewinner” in diesem ultimativen Vergleich. Manche würden argumentieren, dass die optionalen Spätspielinhalte von Hollow Knight, insbesondere das Pantheon of Hallownest, eine absolute Spitze der Gaming-Schwierigkeit darstellen, die nur wenige Spiele erreichen. Andere finden die unbarmherzige Welt, die permanenten Gefahren und die bestrafenden Todesstrafen der Souls-Spiele die größere und umfassendere Herausforderung.
Der wichtigste Schluss ist vielleicht, dass beide Spielereihen phänomenal sind und jede für sich eine einzigartige und unvergessliche Erfahrung bietet. Wer eine Herausforderung sucht, egal welcher Art, wird in beiden Welten fündig werden. Sie beweisen, dass Schwierigkeitsgrad nicht nur eine Zahl, sondern eine Kunstform sein kann, die Spieler an ihre Grenzen bringt und sie wachsen lässt.