In der dynamischen Welt des Gamings hat sich in den letzten Jahren ein Phänomen etabliert, das die Art und Weise, wie wir Spiele konsumieren, grundlegend verändert hat: der Xbox Game Pass. Microsofts Abo-Service, oft als „Netflix für Videospiele” bezeichnet, verspricht eine gigantische Bibliothek an Spielen für eine monatliche Gebühr. Aber ist dieses Versprechen wirklich für jeden Gamer ein Goldesel? Oder verbirgt sich dahinter ein Abo-Modell, das nur für bestimmte Spielertypen Sinn ergibt?
Wir unterziehen den Game Pass einer schonungslosen Untersuchung. Keine Marketingfloskeln, keine Schönfärberei – nur die pure Wahrheit. Am Ende dieser Analyse wirst du genau wissen, ob der Game Pass dein Gaming-Leben bereichert oder ob du dein hart verdientes Geld besser anderweitig investierst.
Was ist der Xbox Game Pass überhaupt? Ein kurzer Überblick
Bevor wir ins Detail gehen, klären wir kurz, was der Game Pass eigentlich ist. Es ist ein Abonnementdienst, der dir Zugriff auf eine rotierende Bibliothek von Hunderten von Spielen ermöglicht. Diese Bibliothek umfasst Titel von Microsofts eigenen Studios (Xbox Game Studios), aber auch viele Spiele von Drittanbietern und Indie-Entwicklern. Die Besonderheit: Alle Xbox-Exclusives und Spiele der Xbox Game Studios sind vom ersten Tag ihrer Veröffentlichung an im Game Pass enthalten. Darüber hinaus gibt es verschiedene Stufen des Abonnements, die wir später noch genauer beleuchten werden.
Die strahlende Seite: Für wen der Game Pass ein absoluter No-Brainer ist
Es gibt definitiv eine Gruppe von Spielern, für die der Xbox Game Pass wie maßgeschneidert ist. Hier schlägt das Kosten-Nutzen-Verhältnis klar zugunsten des Abos aus:
1. Der Vielspieler und Entdecker
Bist du jemand, der gerne verschiedene Genres ausprobiert, sich nicht auf ein einziges Spiel festlegen möchte und ständig auf der Suche nach dem nächsten Gaming-Abenteuer ist? Dann ist der Game Pass dein Paradies. Die schiere Vielfalt der Spielebibliothek ermöglicht es dir, ohne zusätzliche Kosten in Rollenspiele, Shooter, Strategietitel, Indie-Perlen und vieles mehr einzutauchen. Statt jedes Spiel für 60, 70 oder sogar 80 Euro einzeln zu kaufen, hast du für einen festen monatlichen Betrag Zugang zu einer Fülle von Titeln. Das Risiko, einen Fehlkauf zu tätigen, entfällt komplett – gefällt dir ein Spiel nicht, wechselst du einfach zum nächsten.
2. Der Budget-Bewusste mit hohem Spielbedarf
Gaming kann ein teures Hobby sein, besonders wenn du gerne aktuelle Blockbuster spielst. Für Spieler mit einem begrenzten Budget, die aber dennoch viel zocken wollen, ist der Game Pass eine Offenbarung. Stell dir vor, du spielst nur zwei brandneue Vollpreistitel pro Jahr. Schon diese beiden Spiele würden dich mehr kosten als ein ganzes Jahr Game Pass Ultimate. Wenn du bereit bist, die große Auswahl zu nutzen, um neue oder auch ältere Spiele zu entdecken, maximierst du deinen Entertainment-Wert pro Euro dramatisch. Der Game Pass ist hier ein echter Game Changer für die Kosten-Nutzen-Rechnung.
3. Der Day-One-Fan von Xbox-Exklusives und Bethesda-Titeln
Wenn du ein Fan von Franchises wie Halo, Forza, Starfield, Hellblade, Fable oder den kommenden Activision Blizzard-Titeln bist und diese Spiele sofort am Erscheinungstag erleben möchtest, dann führt am Game Pass kein Weg vorbei. Anstatt jedes dieser Spiele zum vollen Preis zu erwerben, sind sie alle direkt in deinem Abonnement enthalten. Das ist ein unschlagbarer Vorteil und der vielleicht größte Selling Point des Dienstes. Für diese Spieler ist der Game Pass, insbesondere der Game Pass Ultimate, eine Investition, die sich vom ersten Tag an auszahlt.
4. Der Cloud-Gaming-Enthusiast und flexible Zocker
Der Game Pass Ultimate bietet zusätzlich Cloud Gaming (xCloud). Das bedeutet, du kannst viele Spiele direkt auf deinem Smartphone, Tablet oder Smart-TV streamen, ohne eine Xbox-Konsole besitzen zu müssen. Für Pendler, Reisende oder einfach für diejenigen, die mal schnell eine Runde zocken wollen, ohne den Fernseher zu blockieren, ist das ein unglaublicher Mehrwert. Wenn du diese Flexibilität schätzt und eine stabile Internetverbindung hast, eröffnet dir der Game Pass völlig neue Gaming-Möglichkeiten.
5. Der Neueinsteiger ins Xbox-Universum oder PC-Gamer ohne große Bibliothek
Hast du dir gerade eine Xbox Series X|S zugelegt und stehst vor einer leeren Spielebibliothek? Oder bist du ein PC-Spieler, der noch nicht viele Titel besitzt? Der Game Pass füllt diese Lücke sofort mit Hunderten von Spielen. Für einen Bruchteil dessen, was es kosten würde, eine vergleichbare Anzahl an Titeln zu kaufen, hast du sofort eine riesige Auswahl. Für PC-Spieler gibt es sogar den speziellen PC Game Pass, der speziell auf deren Bedürfnisse zugeschnitten ist.
Die Grauzone: Für wen der Game Pass eine Überlegung wert ist, aber kein Muss
Manche Spielertypen profitieren zwar vom Game Pass, aber er ist nicht zwingend die allerbeste Option:
1. Der Gelegenheitsspieler mit spezifischen Interessen
Du spielst vielleicht nur ein paar Stunden in der Woche, aber wenn du spielst, dann intensiv und zielgerichtet? Wenn du nur an ganz bestimmten, meist populären Titeln interessiert bist, die zufällig im Game Pass landen, kann er sich lohnen. Allerdings müsstest du prüfen, ob deine Must-Play-Titel dauerhaft verfügbar sind oder ob es sich für dich eher lohnt, diese Spiele im Sale zu kaufen, wenn du sie ohnehin nur langsam durchspielst. Die Gefahr ist hier, dass du für ein Abo bezahlst, dessen vollen Umfang du nicht nutzt.
2. Der geduldige Schnäppchenjäger
Wenn du gerne auf tiefe Sales wartest, Spiele gebraucht kaufst oder erst Jahre nach Release zum Budgetpreis zuschlägst, dann bist du es gewohnt, sehr günstig zu spielen. Der Game Pass kann hier eine Alternative sein, bietet aber nicht das gleiche Gefühl des „Besitzes”. Wenn du nur ältere Titel spielst, die meist schon sehr günstig zu haben sind, musst du abwägen, ob die monatliche Gebühr sich rechnet, gegenüber dem einmaligen Kaufpreis. Oft finden sich alte Klassiker im Game Pass, aber die ganz spezifischen Nischentitel, die du vielleicht suchst, sind möglicherweise nicht dabei.
3. Der Familienhaushalt mit unterschiedlichen Spielertypen
In Haushalten mit mehreren Spielern (Eltern und Kindern) kann der Game Pass eine große Hilfe sein, um die verschiedenen Geschmäcker zu bedienen. Aber Vorsicht: Wenn ein Familienmitglied sehr spezifisch ist und andere kaum spielen, kann der Vorteil schwinden. Der Game Pass kann hier als eine Art „Grundversorgung” dienen, aber es ist wichtig, dass alle Mitglieder zumindest gelegentlich von der Vielfalt Gebrauch machen. Für eine Familie, in der wirklich jeder gerne zockt und verschiedene Genres ausprobiert, ist es jedoch wieder ein klarer Pluspunkt.
Die Schattenseite: Für wen der Game Pass sich wahrscheinlich nicht lohnt
Es gibt auch Spieler, für die der Game Pass eher eine unnötige Ausgabe darstellt:
1. Der Genre-Fixierte oder „Ein-Spiel”-Spieler
Spielst du hauptsächlich nur ein oder zwei Spiele über Monate oder gar Jahre hinweg? Zum Beispiel nur FIFA, Call of Duty, Fortnite oder ein einziges MMORPG? Dann ist der Game Pass höchstwahrscheinlich Geldverschwendung. Viele dieser Megaseller sind oft nicht dauerhaft oder überhaupt nicht im Game Pass enthalten. Selbst wenn sie es wären, würdest du die Breite des Angebots nicht nutzen. Für dich ist der einmalige Kauf deiner Lieblingsspiele die deutlich günstigere Variante. Dein Gaming-Verhalten ist hier der entscheidende Faktor.
2. Der Sammler und „Besitzer” von Spielen
Für viele Gamer ist der physische oder digitale Besitz eines Spiels ein wichtiger Aspekt ihres Hobbys. Sie wollen ihre Sammlung im Regal stehen haben oder wissen, dass das Spiel für immer in ihrer digitalen Bibliothek ist, unabhängig von einem Abo. Der Game Pass ist ein Mietmodell: Solange du zahlst, hast du Zugriff. Wenn ein Spiel aus dem Katalog genommen wird oder du dein Abo kündigst, ist der Zugriff weg. Für Sammler oder diejenigen, die sich nicht von „ihren” Spielen trennen möchten, ist der Game Pass keine gute Lösung. Sie bevorzugen den Kauf, oft sogar die teureren Collector’s Editions.
3. Der exklusive PlayStation-/Nintendo-Spieler ohne PC
Besitzt du ausschließlich eine PlayStation oder Nintendo Switch und keinen Gaming-PC? Dann ist der Xbox Game Pass für dich irrelevant. Der Dienst ist primär auf die Xbox-Konsolenfamilie und Windows-PCs ausgelegt. Auch wenn Cloud Gaming über Browser theoretisch auf anderen Plattformen funktionieren könnte, ist das Ökosystem nicht für dich geschaffen. Hier gibt es keine Berührungspunkte, und das Geld wäre besser in Spiele für deine bevorzugte Konsole investiert.
4. Der chronisch Zeitarme Zocker
Arbeitest du Vollzeit, hast eine Familie und nur sehr selten Zeit für ein kurzes Stündchen Gaming? Wenn du vielleicht ein, zwei Spiele im Jahr durchspielst – und diese vielleicht schon älter und günstig im Sale sind – dann ist die monatliche Gebühr für den Game Pass wahrscheinlich zu hoch im Verhältnis zu deiner Spielzeit. Um den Game Pass rentabel zu machen, solltest du zumindest ein paar Spiele pro Jahr entdecken oder spielen, die du sonst zum Vollpreis gekauft hättest. Wenig Spielzeit bedeutet auch wenig Nutzung der umfangreichen Spielebibliothek.
Die verschiedenen Game Pass-Varianten im Überblick: Welcher passt zu dir?
Es ist wichtig, die verschiedenen Stufen zu kennen, um die richtige Entscheidung zu treffen:
- Xbox Game Pass Core: Dies ist der Einstieg und ersetzt Xbox Live Gold. Er bietet Online-Multiplayer für Xbox-Konsolen und eine kleine Bibliothek von etwa 25 Spielen. Für reiner Online-Multiplayer-Zocker eine Option, aber kaum ein „Game Pass” im eigentlichen Sinne.
- PC Game Pass: Exklusiv für PC-Spieler. Bietet die volle PC-Spielebibliothek, Day-One-Releases und EA Play (eine Sammlung von Electronic Arts Spielen) ohne Konsole.
- Xbox Game Pass Ultimate: Das Premium-Paket. Es kombiniert alles: Xbox-Spielebibliothek, PC-Spielebibliothek, Online-Multiplayer (Core), EA Play, Cloud Gaming und exklusive Abo-Vorteile sowie Rabatte. Für die meisten, die wirklich vom Game Pass profitieren wollen, ist dies die beste Wahl, da es die größte Flexibilität und den größten Umfang bietet.
Die Kosten variieren je nach Region und aktuellen Angeboten. Es lohnt sich oft, nach Aktionen Ausschau zu halten, um das Abo günstiger zu bekommen.
Das „Mieten vs. Kaufen”-Dilemma: Eine philosophische Betrachtung
Am Kern der Game Pass-Entscheidung steht die Frage: Möchtest du deine Spiele mieten oder kaufen? Das Mieten via Abo bietet sofortigen, breiten Zugriff zu geringen monatlichen Kosten und die Freiheit, Risiken beim Ausprobieren neuer Spiele zu minimieren. Es ist ideal für Entdecker und Spieler, die Vielfalt schätzen.
Das Kaufen hingegen bietet Besitz, dauerhaften Zugang und die Möglichkeit, Spiele weiterzuverkaufen oder zu verschenken. Es ist besser für Sammler, Spieler mit spezifischen Lieblingsspielen oder jene, die eine emotionale Bindung an ihre Sammlung haben. Es ist wichtig zu verstehen, dass der Game Pass ein Dienst ist und keine dauerhafte Lizenzierung der Spiele beinhaltet. Diese Unterscheidung ist entscheidend für deine persönliche Präferenz.
Fazit: Dein Gaming-Verhalten ist der Schlüssel
Die „knallharte Analyse” zeigt: Der Xbox Game Pass ist keine Universallösung für jeden Gamer. Er ist ein fantastisches Angebot für bestimmte Zielgruppen, die sein Potenzial voll ausschöpfen können. Wenn du ein Vielspieler, Entdecker, Fan von Xbox-Exclusives, budgetbewusst oder an Cloud Gaming interessiert bist, dann ist der Game Pass (insbesondere Ultimate) eine Investition, die sich mehr als nur rechnet und dir Zugang zu einer unglaublichen Menge an Entertainment verschafft.
Wenn du hingegen nur wenige, spezifische Spiele spielst, diese lieber besitzt, chronisch wenig Zeit hast oder ausschließlich auf anderen Konsolen unterwegs bist, dann ist der Game Pass wahrscheinlich überflüssig für dich. Dein Geld ist dann besser in jene Spiele investiert, die du wirklich liebst und intensiv nutzt.
Nimm dir einen Moment Zeit und überlege: Welcher Spielertyp bist du? Wie oft spielst du? Welche Art von Spielen bevorzugst du? Wie wichtig ist dir der Besitz von Spielen? Nur du selbst kannst die finale Antwort finden, ob der Gaming-Abo-Service von Microsoft dein Leben bereichert. Aber mit dieser Analyse hast du nun die Werkzeuge an der Hand, um eine fundierte Entscheidung zu treffen.