In der dynamischen Welt des PC-Gamings gibt es zwei dominante Kräfte, die um die Gunst der Spieler und Entwickler ringen: Steam von Valve und der Epic Games Store. Was einst eine unangefochtene Vorherrschaft von Steam war, hat sich in den letzten Jahren zu einem intensiven Wettbewerb entwickelt, der von Innovationen, Kontroversen und vor allem von einer breiten Palette an Spielen geprägt ist. Doch welche der beiden Gaming-Plattformen ist letztendlich die bessere Wahl? Diese Frage ist komplex und hängt stark von individuellen Präferenzen ab. In diesem Artikel tauchen wir tief in die Welt von Steam und Epic ein, vergleichen ihre Stärken und Schwächen und helfen Ihnen, eine fundierte Entscheidung zu treffen.
Die Pioniere vs. der aufstrebende Herausforderer: Eine kurze Geschichte
Steam, 2003 von Valve Corporation ins Leben gerufen, war ursprünglich dazu gedacht, Updates für Valves eigene Spiele wie Counter-Strike zu verwalten. Schnell entwickelte es sich jedoch zur führenden digitalen Vertriebsplattform für PC-Spiele weltweit. Mit jahrelanger Erfahrung hat Steam ein riesiges Ökosystem aufgebaut, das weit über den bloßen Spielekauf hinausgeht. Es ist eine umfassende Community-Plattform, die sich über zwei Jahrzehnte hinweg etabliert hat.
Der Epic Games Store hingegen ist ein verhältnismäßig junger Akteur, der Ende 2018 an den Start ging. Gestärkt durch den immensen Erfolg von Fortnite, trat Epic Games mit einem klaren Ziel an: den Markt aufzumischen und eine entwicklerfreundlichere Alternative zu Steam zu bieten. Ihre aggressive Strategie, die vor allem auf Exklusivtitel und wöchentliche kostenlose Spiele setzte, sorgte von Anfang an für Aufsehen und heftige Diskussionen in der Gaming-Community.
Spielbibliothek und Exklusivität: Umfang vs. Einzigartigkeit
Die Spielbibliothek ist für viele Spieler das Herzstück einer Plattform. Hier zeigt sich ein deutlicher Unterschied zwischen den beiden Giganten:
- Steam: Der Katalog-König
Steam bietet eine unübertroffene Vielfalt an Spielen, die von den neuesten AAA-Blockbustern bis hin zu Tausenden von Indie-Perlen reichen. Die schiere Menge an Titeln, die über die Jahre hinweg gesammelt wurden, ist atemberaubend. Egal, welches Genre Sie bevorzugen oder nach welcher Nische Sie suchen – die Chancen stehen gut, dass Sie es auf Steam finden werden. Die Plattform ist auch bekannt für ihre umfangreichen Benutzerrezensionen, die oft eine wertvolle Orientierungshilfe beim Kauf darstellen. - Epic Games Store: Die Macht der Exklusivität
Der Epic Games Store kann zwar nicht mit der Breite von Steams Katalog mithalten, punktet aber mit einer Reihe von begehrten Exklusivtiteln. Viele neue, große Spiele waren in den ersten Monaten oder sogar Jahren nur im Epic Games Store erhältlich. Diese Strategie hat Epic geholfen, schnell Marktanteile zu gewinnen, wurde aber von Teilen der Community kritisch gesehen, da sie zur Fragmentierung des Marktes führt. Ein weiteres riesiges Zugpferd sind die wöchentlichen kostenlosen Spiele, die Epic anbietet. Diese Aktionen haben Millionen von Nutzern angezogen und ihre Bibliotheken im Laufe der Zeit erheblich erweitert, ohne einen Cent auszugeben.
Die Frage ist hier: Bevorzugen Sie die umfassendste Auswahl an Spielen, die jederzeit verfügbar ist, oder sind Sie bereit, für bestimmte neue Titel und regelmäßige Gratis-Spiele auf Exklusivität zu setzen?
Preise, Sales und die „Free Games”-Strategie
Ein entscheidender Faktor für Spieler ist der Preis. Beide Plattformen haben unterschiedliche Ansätze:
- Steam: Die Sale-Maschine
Steam ist bekannt für seine saisonalen Verkaufsaktionen (Frühlings-, Sommer-, Herbst-, Winter-Sales), bei denen Tausende von Spielen stark reduziert werden. Hinzu kommen tägliche und wöchentliche Angebote sowie Publisher-Sales. Spieler können Spiele auf ihre Wunschliste setzen und werden benachrichtigt, sobald diese im Preis fallen. Der Rabattmechanismus ist tief in Steams Ökosystem verwurzelt und bietet oft Gelegenheiten, Spiele zu attraktiven Preisen zu erwerben. - Epic Games Store: Coupons und Gratis-Spiele als Lockmittel
Epic Games verfolgt eine aggressive Preispolitik. Neben regelmäßigen Sales bietet Epic oft hochprozentige Coupons an, die während größerer Verkaufsaktionen auf fast jedes Spiel angewendet werden können. Dies führt häufig zu Preisen, die selbst die besten Steam-Angebote unterbieten. Der größte Trumpf sind jedoch die bereits erwähnten kostenlosen Spiele. Jede Woche erhalten Nutzer ein oder mehrere Spiele gratis, die sie für immer behalten können. Dies ist ein unschlagbares Argument für preisbewusste Spieler und hat dazu geführt, dass viele eine beträchtliche Bibliothek auf Epic aufgebaut haben, ohne dafür bezahlen zu müssen.
Nicht zu vergessen ist die Entwickler-Umsatzbeteiligung: Steam nimmt standardmäßig 30% des Umsatzes, reduziert diesen Anteil aber bei höheren Umsätzen (25% ab 10 Mio. USD, 20% ab 50 Mio. USD). Epic Games hingegen bietet Entwicklern eine pauschale 88/12-Aufteilung an, was bedeutet, dass Entwickler 88% des Umsatzes erhalten. Dieser attraktivere Deal ist ein Hauptgrund, warum viele Entwickler sich für Exklusivvereinbarungen mit Epic entscheiden.
Features und Benutzerfreundlichkeit: Komfort vs. Funktionalität
Die Benutzeroberfläche und die gebotenen Funktionen spielen eine große Rolle für das tägliche Spielerlebnis.
- Steam: Der Feature-Gigant
Steam ist reich an Funktionen. Der Client bietet eine umfassende Freundesliste, Gruppen-Chats, Sprach-Chats, einen integrierten Browser, den Steam Workshop für Mod-Support, Broadcasting, In-Game-Overlay, Cloud-Speicherung, detaillierte Erfolge und Sammelkarten. Das Steam Input-System ermöglicht eine beispiellose Anpassung von Controllern. All diese Features machen Steam zu einer sehr mächtigen und vielseitigen Plattform. Die Kehrseite ist, dass der Client manchmal überladen oder weniger intuitiv wirken kann, besonders für neue Nutzer. Die Bibliothek kann bei Tausenden von Spielen unübersichtlich werden, obwohl Filter- und Sortierfunktionen helfen. - Epic Games Store: Der aufstrebende Minimalist
Der Epic Games Store begann mit einem sehr schlanken Funktionsumfang, der sich auf den Kauf und das Starten von Spielen konzentrierte. Im Laufe der Zeit wurden viele wichtige Funktionen hinzugefügt, wie Cloud-Speicherung, eine Wunschliste, Erfolge und eine verbesserte Freundesliste. Die Oberfläche ist im Allgemeinen sauberer und moderner gestaltet als die von Steam, was sie für einige Nutzer intuitiver macht. Allerdings hinkt Epic in Bezug auf Community-Features, Mod-Integration und Controller-Anpassung immer noch deutlich hinterher. Es gibt keine integrierten Foren, keine Sammelkarten und der Mod-Support ist oft auf externe Websites angewiesen.
Die Wahl hängt davon ab, ob Sie eine allumfassende Plattform mit vielen Social- und Community-Features wünschen oder eine schlankere Erfahrung bevorzugen, die sich auf das Wesentliche konzentriert.
Performance und Stabilität
Beide Launcher sind im Allgemeinen stabil, können aber gelegentlich zu Leistungsproblemen führen. Steam hat in der Vergangenheit mit längeren Ladezeiten oder hoher CPU-Auslastung zu kämpfen gehabt, besonders bei großen Updates. Epic hingegen ist für seine schlankere Implementierung bekannt, auch wenn es gelegentlich Berichte über höhere Ressourcenverbräuche im Hintergrund gibt. Beide Plattformen werden regelmäßig aktualisiert und verbessert, sodass Probleme in der Regel schnell behoben werden.
Entwickler-Unterstützung: Umsatzbeteiligung vs. Reichweite
Für Entwickler ist die Entscheidung zwischen Steam und Epic oft eine Abwägung zwischen finanziellen Vorteilen und Reichweite/Funktionen:
- Steam: Das etablierte Ökosystem
Steam bietet Entwicklern ein ausgereiftes Set an Tools für Marketing, Analysen, Updates und Community-Management. Die riesige Nutzerbasis und die tief integrierten Community-Features (Foren, Workshop) können entscheidend für den Erfolg eines Spiels sein, besonders für Indie-Entwickler, die auf organische Reichweite angewiesen sind. Das Early Access-Programm von Steam ist ebenfalls ein wichtiger Weg für Entwickler, Feedback zu sammeln und ihre Spiele zu finanzieren. - Epic Games Store: Der finanzielle Anreiz
Die 88/12-Umsatzbeteiligung ist ein starkes Argument für Entwickler. Epic bietet zudem oft finanzielle Anreize für Exklusivvereinbarungen, die eine stabile Finanzierung für die Entwicklung eines Spiels sichern können. Obwohl die Entwickler-Tools und die Sichtbarkeit noch nicht so ausgereift sind wie bei Steam, ist die hohe Umsatzbeteiligung für viele Studios, die finanzielle Sicherheit suchen, attraktiv.
Fazit: Welche Plattform ist nun wirklich besser?
Die Antwort auf die Frage, welche Plattform „wirklich besser” ist, ist nicht einfach. Es gibt keinen eindeutigen Sieger, da beide ihre Berechtigung haben und unterschiedliche Stärken ausspielen:
- Wählen Sie Steam, wenn…
…Sie Wert auf die größte Spielauswahl, eine ausgereifte und funktionsreiche Plattform, umfassende Community-Features, Modding-Unterstützung (über den Steam Workshop) und detaillierte Nutzerrezensionen legen. Sie sind bereit, für Komfort und Funktionalität zu zahlen und warten gerne auf gute Sales. Steam ist die Heimat für viele Ihrer alten Lieblingstitel und die Anlaufstelle für ein tief integriertes Gaming-Ökosystem. - Wählen Sie den Epic Games Store, wenn…
…Sie neue, exklusive Titel spielen möchten, an kostenlosen Spielen interessiert sind und die aggressiven Preise und Coupons nutzen möchten, um bei Ihren Einkäufen zu sparen. Eine schlankere Benutzeroberfläche und eine weniger überladene Erfahrung sind Ihnen vielleicht wichtiger als eine Vielzahl an Social-Features oder tiefgehender Modding-Support. Sie sind offen dafür, Ihre Spiele auf mehreren Plattformen zu verteilen.
Letztendlich nutzen viele Gamer beide Plattformen. Steam bleibt die etablierte Größe mit einem unvergleichlichen Ökosystem, während Epic Games mit seinen aggressiven Taktiken und entwicklerfreundlicheren Konditionen für eine gesunde Konkurrenz sorgt. Diese Konkurrenz ist gut für uns Spieler, denn sie treibt Innovationen voran und führt zu besseren Angeboten. Ob Sie ein eingefleischter Steam-Veteran sind oder ein preisbewusster Epic-Fan – die Zukunft des PC-Gamings ist lebendig und voller Möglichkeiten, unabhängig davon, auf welchem Launcher Sie den „Spielen”-Button drücken.