Die Resident Evil-Reihe hat sich über Jahrzehnte als Synonym für Survival-Horror etabliert. Mit Resident Evil 7: Biohazard wagte Capcom 2017 einen radikalen Neuanfang, der die Serie wieder zu ihren Wurzeln der Furcht zurückführte. Drei Jahre später folgte Resident Evil Village, das die neue First-Person-Perspektive beibehielt, aber eine ganz eigene Vision von Horror präsentierte. Seit ihrer Veröffentlichung entbrennt in der Community immer wieder die hitzige Debatte: Welches der beiden Spiele ist eigentlich gruseliger? Wir tauchen tief in die Materie ein, beleuchten die Stärken beider Titel und enthüllen, wohin die Tendenz der Spielergemeinschaft zeigt.
Der radikale Schock: Resident Evil 7 – Das Fundament des modernen Horrors
Als Resident Evil 7 2017 erschien, war es ein Schock im besten Sinne. Nach den actionlastigeren Vorgängern war dies eine Rückkehr zum puren, unverfälschten Survival-Horror. Spieler schlüpften in die Rolle des unbedarften Ethan Winters, der in einem abgelegenen Anwesen in Louisiana nach seiner verschwundenen Frau Mia sucht. Was ihn dort erwartete, war ein Albtraum, der sich tief in die Psyche einbrennt.
Die unerbittliche Atmosphäre und das Setting
RE7 ist Meister im Aufbau einer erdrückenden Atmosphäre. Das Baker-Anwesen ist klaustrophobisch, verrottet und voller unheilvoller Geräusche. Jeder knarrende Boden, jedes ferne Geräusch, jeder Schatten erzeugt eine ständige Spannung. Die Umgebung ist so dicht gestaltet, dass sie selbst zum Antagonisten wird. Die schiere Verwahrlosung und der Schmutz des Ortes sind greifbar und tragen maßgeblich zur Ekel- und Gruselkomponente bei. Die begrenzte Munition und die spärlichen Heilmittel verstärken das Gefühl der Hilflosigkeit, ein Markenzeichen des klassischen Survival-Horrors.
Die Bakers: Eine Familie des Terrors
Der wohl größte Gruselfaktor in RE7 sind die Baker-Familie. Jack, Marguerite und Lucas sind nicht einfach nur Zombies oder Monster; sie sind mutierte, sadistische Psychopathen, die Ethan unerbittlich jagen. Besonders Jack, der unkaputtbare Patriarch, der immer wieder auftaucht und den Spieler durch das Haus verfolgt, erzeugt eine konstante Angst vor Verfolgung. Die Kämpfe gegen sie sind oft verstörend, brutal und persönlich. Sie sind unberechenbar, sprechen den Spieler an und sind mit einer verstörenden Hintergrundgeschichte versehen, die ihre Motive (und ihr Leid) nachvollziehbar, aber nicht weniger furchteinflößend macht. Die Gore-Darstellung und der Body-Horror sind extrem explizit und nichts für schwache Nerven.
Psychologischer Horror und die First-Person-Perspektive
Die Entscheidung für die First-Person-Perspektive war revolutionär für die Hauptreihe und katapultierte die Immersion auf ein neues Level. Spieler erleben den Terror direkt durch Ethans Augen, was die Distanz zum Geschehen minimiert und die Schrecken unmittelbarer macht. RE7 setzt mehr auf schleichenden, psychologischen Horror als auf Jump Scares. Das Gefühl des Ausgeliefertseins und die konstante Bedrohung durch die Baker-Familie, die ihre Opfer quält und zersetzt, sind das Herzstück der Furcht. Es ist ein dreckiger, unbarmherziger Horror, der unter die Haut geht und dort verweilt.
Die vielfältige Schreckenslandschaft: Resident Evil Village – Ein Märchen des Grauens
Mit Resident Evil Village (RE8) setzte Capcom die Geschichte von Ethan Winters fort, diesmal in einem abgelegenen rumänischen Dorf voller gotischer Kreaturen und grotesker Lords. RE8 behielt die First-Person-Perspektive bei, erweiterte aber das Spektrum des Horrors drastisch.
Eine Reise durch verschiedene Horror-Subgenres
RE8 ist weniger ein monothematischer Schocker als vielmehr eine Reise durch verschiedene Horror-Subgenres. Vom klassischen Werwolf-Horror im Dorf über den gotischen Vampirismus in Schloss Dimitrescu bis hin zu psychologischem Puppen-Horror in Haus Beneviento und den Body-Horror in Moreaus Reservoir bietet das Spiel eine beeindruckende Bandbreite an Schrecken. Diese Abwechslung ist eine große Stärke, denn sie verhindert, dass sich der Horror abnutzt. Jedes Gebiet und jeder Lord hat seine eigene Identität und seine eigenen Gruseltaktiken.
Die ikonischen Bösewichte und ihre Domänen
Die vier Lords – Lady Dimitrescu, Donna Beneviento, Salvatore Moreau und Karl Heisenberg – sind allesamt unvergessliche Charaktere. Lady Dimitrescu, die über drei Meter große Vampirin, wurde schnell zur Internet-Ikone. Ihre Verfolgung durch die Gänge ihres Schlosses ist beängstigend, doch oft mit einem Hauch von Stil und sogar einer gewissen Faszination versehen. Aber der unbestreitbare Höhepunkt des Horrors in RE8 ist zweifellos Haus Beneviento. Dieser Abschnitt verzichtet fast vollständig auf Kampf und setzt stattdessen auf intensiven, surrealen Psychoterror. Die Puppen, die verstörende Stille und das Gefühl der Isolation machen diesen Teil zu einem der beängstigendsten der gesamten Serie.
Action und Horror im Gleichgewicht
RE8 integriert deutlich mehr Action-Elemente als sein Vorgänger. Die Kämpfe gegen Lycans im Dorf oder die Maschinenwesen in Heisenbergs Fabrik sind oft temporeich und erfordern mehr Schusswaffengebrauch. Dies kann für Spieler, die den reinen, defensiven Survival-Horror bevorzugen, die Gruselintensität etwas schmälern. Die Fähigkeit, Waffen aufzurüsten und mehr Munition zu finden, verleiht Ethan mehr Selbstvertrauen, was das Gefühl der Hilflosigkeit, das RE7 so meisterhaft erzeugte, reduziert. Trotzdem gibt es Momente purer Panik und Angst, besonders wenn man von Horden überrannt wird oder in den gruseligeren Umgebungen gefangen ist.
Das Community-Votum: Wer ist der wahre Gruselkönig?
Nachdem wir die Stärken beider Spiele beleuchtet haben, stellt sich die Kernfrage: Welcher Titel ist laut Community gruseliger? Die Meinungen sind zwar oft nuanciert, aber ein klarer Trend lässt sich erkennen: Wenn es um pure, ungeschminkte, unerbittliche Angst geht, hat Resident Evil 7 die Nase vorn.
Warum RE7 oft als gruseliger empfunden wird
- Unerbittliche Intensität: RE7 lässt den Spieler kaum Luft holen. Von Anfang bis Ende ist man einem konstanten Druck und Gefühl des Ausgeliefertseins ausgesetzt. Die Baker-Familie ist eine immerwährende Bedrohung, die fast schon persönlich wirkt.
- Grounded Horror: Der Horror in RE7 ist schmutzig, realistischer und dreckiger. Er basiert auf Gore, Body-Horror und psychologischer Manipulation in einem Setting, das bedrückend real wirkt. Dies macht die Schrecken greifbarer und schwieriger zu ignorieren.
- Isolation und Hilflosigkeit: Die begrenzte Munition, die schwachen Waffen und das Gefühl, in der Plantage gefangen zu sein, verstärken das Gefühl der Isolation und Hilflosigkeit erheblich. Dies sind klassische Elemente, die im Survival-Horror die Angst schüren.
- Weniger Action, mehr Suspense: RE7 konzentriert sich stark auf den Aufbau von Suspense und die langsame Entfaltung des Schreckens, anstatt auf schnelle Action-Sequenzen.
Die Stärke von RE8 und warum es dennoch oft als „weniger gruselig” gilt
RE8 ist zweifellos ein exzellentes Spiel, das eine breitere Palette an Horrorerlebnissen bietet. Die Abwechslung und die ikonischen Charaktere sind Stärken, die dem Spiel eine hohe Wiederspielbarkeit und einen einzigartigen Charme verleihen. Für viele ist RE8 aber eher ein Action-Horror-Spiel mit sehr gruseligen Segmenten, anstatt ein durchgängig furchterregendes Erlebnis. Außerhalb von Haus Beneviento, das von vielen als der gruseligste Teil des Spiels und sogar der modernen RE-Ära angesehen wird, haben die anderen Gebiete zwar ihre Schreckmomente, sind aber oft weniger intensiv oder werden durch Kämpfe aufgelockert. Die Bedrohung durch Lady Dimitrescu ist zwar ikonisch, aber oft weniger beängstigend als die Verfolgung durch Jack Baker, da Ethan in RE8 in der Regel besser bewaffnet ist und mehr Fluchtmöglichkeiten hat.
Die Bedeutung von Präferenz
Es ist wichtig zu betonen, dass die Empfindung von Grusel sehr subjektiv ist. Manche Spieler bevorzugen den konstanten, psychologischen Druck von RE7, während andere die abwechslungsreiche und oft surrealere Art von Horror in RE8, besonders im Beneviento-Abschnitt, als intensiver empfinden. Die Art von Horror, die einen am meisten berührt, hängt von persönlichen Ängsten und Vorlieben ab. Dennoch, wenn man die breite Masse der Diskussionen und Umfragen in Foren, sozialen Medien und auf Gaming-Plattformen betrachtet, tendieren die meisten dazu, Resident Evil 7 als das Spiel zu küren, das das Gefühl des nackten Schreckens am effektivsten und unerbittlichsten vermittelt.
Fazit: Ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit einem klaren Sieger in Sachen Angst
Sowohl Resident Evil 7 als auch Resident Evil Village sind herausragende Beiträge zur Resident Evil-Saga und Meisterwerke des modernen Horrors. Beide haben das Franchise erfolgreich in die First-Person-Perspektive überführt und die Messlatte für interaktiven Grusel hochgelegt. Während RE8 durch seine Vielfalt, ikonische Charaktere und seine beeindruckende Abenteuer-Struktur glänzt, ist es Resident Evil 7, das die Community in den meisten Belangen als den wahren Gruselkönig auszeichnet.
Sein kompromissloser Ansatz beim Survival-Horror, die unerbittliche Verfolgung durch die Baker-Familie, die klaustrophobische Atmosphäre und die schonungslose Darstellung von Gore und psychologischem Druck machen es zu einem Erlebnis, das noch lange nach dem Ausschalten der Konsole im Gedächtnis bleibt. Es ist die Art von Angst, die tief sitzt und die Spieler zwingt, sich ihren dunkelsten Ängsten zu stellen. Für alle, die nach dem ultimativen Schockerlebnis suchen, ist der Weg zurück in die Sümpfe Louisianas vielleicht der gruseligere.