Seit über einem Jahrzehnt fesselt uns The Elder Scrolls V: Skyrim mit seinen weiten Landschaften, tiefgründigen Geschichten und unzähligen Möglichkeiten. Wir haben Drachen bezwungen, uralte Geheimnisse gelüftet und unser Schicksal als Dovahkiin angenommen. Doch neben all den epischen Taten gibt es eine Frage, die selbst die erfahrensten Wanderer Himmelsrands immer wieder beschäftigt: Welchen Gildenbeitritt bereut ihr bis heute?
Es ist eine Frage, die in den tiefsten Ecken unserer kollektiven Erinnerung lauert, eine leise Stimme, die flüstert: „Hättest du es anders machen sollen?” Jeder von uns hat sich mindestens einmal in eine der großen Fraktionen gestürzt, angelockt von Ruhm, Macht oder einfach der Neugier auf neue Abenteuer. Doch nicht jeder Weg war ein Quell ungetrübter Freude. Manchmal führt die Entscheidung für eine Gilde zu einer Erkenntnis: Das war vielleicht doch nicht der richtige Pfad für meinen Drachenblut. Dieser Artikel taucht tief in diese Reue ein, analysiert die Beweggründe und beleuchtet, warum manche Gilden uns mehr Frust als Faszination beschert haben.
Die Verlockung der Gilden: Ein Versprechen von Abenteuer und Identität
Die Gilden in Skyrim sind weit mehr als nur Quest-Hubs; sie sind ein zentraler Pfeiler des Rollenspielerlebnisses. Sie bieten eine Struktur, eine Identität und eine Zugehörigkeit in einer ansonsten freien und oft chaotischen Welt. Ob ihr ein mächtiger Magier, ein ehrenhafter Krieger, ein gerissener Dieb oder ein tödlicher Assassine sein wollt – es gibt eine Gilde, die euch willkommen heißt. Sie versprechen einzigartige Ausrüstung, mächtige Fähigkeiten und eine Geschichte, die sich eng an eure gewählte Spielweise anlehnt. Doch gerade in diesen Versprechungen liegt auch das Potenzial für Enttäuschung und ja, Gildenbeitritt-Reue.
Die Entscheidung für eine Gilde ist oft eine der ersten großen Weichenstellungen, die wir in Skyrim treffen. Sie prägt unser frühes Spiel, unsere Ausrüstung, unsere Begleiter und sogar unsere moralischen Entscheidungen. Und manchmal, so stellen wir fest, passt diese frühe Entscheidung einfach nicht mehr zu dem Charakter, den wir später entwickeln, oder zu unseren persönlichen Präferenzen als Spieler. Lassen wir uns die Hauptkandidaten für diesen tiefsitzenden Gilden-Groll genauer ansehen.
Die Gefährten: Ehre, Werwölfe und endlose Besenkammern
Für viele ist der Beitritt zu den Gefährten in Weißlauf der erste Schritt auf dem Weg zum kriegerischen Ruhm. Die Vorstellung, Seite an Seite mit legendären Nord-Kriegern zu kämpfen, Drachenpriester zu jagen und ein Werwolf zu werden, klingt verlockend. Das Gefühl von Bruderschaft und Ehre ist sofort spürbar, und die Aussicht auf die Verwandlung in eine Bestie ist für viele ein absoluter Höhepunkt. Doch schon bald kann sich diese anfängliche Begeisterung in eine zähe Routine verwandeln.
Die Hauptkritikpunkte, die zur Reue führen können, sind oft die repetitiven Radiant-Quests. „Räum eine Höhle auf”, „Töte ein Tier”, „Schüchtere jemanden ein” – diese Aufgaben wiederholen sich immer und immer wieder und fühlen sich oft wie reine Beschäftigungstherapie an, um die Hauptquestlinie voranzutreiben. Für Spieler, die sich nicht ausschließlich auf den Nahkampf konzentrieren wollen, kann das Gefühl, in eine reine Kriegerrolle gezwungen zu werden, frustrierend sein. Ein Dieb, der zu den Gefährten geht, oder ein Magier, der mit den Waffen der Nord kämpfen soll, findet sich schnell in einer Rolle wieder, die nicht zu seiner Spielweise passt.
Ein weiterer Punkt ist die Werwolf-Verwandlung. Während sie anfangs aufregend ist, stellen einige Spieler fest, dass die Nachteile (keine Gegenstandsinteraktion, geringer Schaden später im Spiel, anfängliche Ablehnung durch Wachen) die Vorteile überwiegen, besonders wenn der eigene Charakter nicht auf Nahkampf spezialisiert ist. Die schnelle Story-Entwicklung und das Gefühl, dass man viel zu schnell zu den Top-Rängen aufsteigt, ohne sich wirklich beweisen zu müssen, tragen ebenfalls dazu bei, dass manche Spieler diesen Beitritt später bedauern. Der Weg zum Anführer fühlt sich oft unverdient an und die Geschichte, obwohl atmosphärisch, ist für viele zu kurz und oberflächlich.
Die Magiergilde (Akademie von Winterfeste): Schnell zum Erzmagier, aber zu welchem Preis?
Die Akademie von Winterfeste ist der Ort für alle, die dem Ruf der Magie folgen. Die eisigen Landschaften und die majestätische Akademie versprechen tiefe magische Geheimnisse und die Beherrschung arkane Künste. Doch auch hier kann sich schnell eine gewisse Ernüchterung einstellen. Viele Spieler bemängeln, dass der Aufstieg zum Erzmagier viel zu schnell und unverdient erfolgt. Man tritt als kompletter Neuling ein und wird innerhalb kürzester Zeit zum Anführer einer der mächtigsten Institutionen in Himmelsrand ernannt, oft ohne wirklich beeindruckende magische Leistungen erbracht zu haben.
Die Questreihe der Magiergilde wird oft als zu linear und wenig herausfordernd empfunden. Der Hauptantagonist Ancano wird von vielen als eher blass wahrgenommen, und die Storyline konzentriert sich stärker auf Artefakte als auf das tiefgründige Studium der Magie. Für Spieler, die sich eine komplexe Geschichte mit echten magischen Herausforderungen und einer langsamen, befriedigenden Entwicklung ihres Charakters vorgestellt haben, kann die Realität enttäuschend sein. Das Gefühl, dass man als Dovahkiin ohnehin der „Auserwählte“ ist und deshalb alles mit Leichtigkeit meistert, nimmt der Erfahrung oft die Tiefe. Es mangelt an der Notwendigkeit, sein Können wirklich unter Beweis zu stellen oder ein tieferes Verständnis für die Magie zu entwickeln.
Die repetitiven Nebenquests (z.B. Zaubersprüche für NPCs finden) sind ebenfalls ein Ärgernis und können sich wie eine Pflichtübung anfühlen, die man schnell hinter sich bringen möchte. Für manche ist die Magiergilde eine Gilde, die man betritt, um die Fähigkeiten-Boni und den Erzmagier-Mantel zu bekommen, aber nicht, weil die Geschichte oder das Gefühl der Zugehörigkeit wirklich fesselt. Die Reue hier entspringt oft dem Gefühl, eine verpasste Gelegenheit für eine tiefere, komplexere magische Geschichte erlebt zu haben.
Die Diebesgilde: Moralische Dilemmata und der endlose Grind
Ah, die Diebesgilde in Rifton. Versteckt in den Kanälen unter der Stadt, verspricht sie den Nervenkitzel des heimlichen Vorgehens, den Reichtum gestohlener Schätze und das Gefühl, Teil einer verschworenen Gemeinschaft von Schurken zu sein. Für viele ist der Beitritt zur Diebesgilde ein absolutes Highlight – die charmanten Charaktere wie Brynjolf und Karliah, die düstere Atmosphäre und die coolen Nachtigall-Rüstungen sind unbestreitbar ansprechend. Doch hier manifestiert sich die Reue oft auf einer tieferen Ebene: der der moralischen Implikationen und des endlosen Grinds.
Die Hauptquestreihe der Diebesgilde ist sicherlich eine der fesselndsten und erzählerisch dichtesten im Spiel. Doch nachdem Mercer Frey erledigt und die Daedrische Quest um Nocturnal abgeschlossen ist, beginnt der eigentliche Test der Geduld: die Wiederherstellung des Ruhms der Diebesgilde. Dies erfordert das Erfüllen unzähliger Radiant-Quests – Taschendiebstahl, Einbrüche und „Kassenzettel fälschen” in jeder der großen Städte. Diese Aufgaben sind nicht nur schnell repetitiv, sondern zwingen Spieler auch, in Gebiete zu reisen, die sie vielleicht gar nicht erkunden möchten, um immer und immer wieder die gleichen Aktionen auszuführen.
Ein weiterer Aspekt, der zur Reue führen kann, ist der moralische Kompromiss. Die Diebesgilde ist eben eine Gilde von Dieben und Betrügern. Für Spieler, die einen ehrenhaften oder zumindest neutralen Charakter spielen möchten, kann es schwierig sein, die Handlungen der Gilde mit dem eigenen Rollenspiel in Einklang zu bringen. Das zwingt einen, Unschuldige zu bestehlen, Leute zu erpressen und moralisch fragwürdige Dinge zu tun, die vielleicht nicht zur eigenen Definition des Drachenbluts passen. Dieses Gefühl, in eine Rolle gedrängt zu werden, die nicht passt, gepaart mit dem repetitiven Grind, macht die Diebesgilde für viele zum Kandidaten für den größten Gildenbeitritt-Fehler.
Die Dunkle Bruderschaft: Mord, Moral und die Suche nach der dunklen Seele
„Süßer Mutter, süßer Mutter, schick mir dein Kind, denn die Sünden der Faulen sollen in der Dunkelheit ersticken.” Die Dunkle Bruderschaft ist berühmt-berüchtigt für ihre einzigartige Ästhetik, ihren makabren Humor und die Möglichkeit, der ultimative Assassine Himmelsrands zu werden. Von der ersten unheimlichen Begegnung mit Astrid bis zum Erlangen des Titels des Zuhörers ist die Questreihe ein blutiger Ritt voller Intrigen und Verrat.
Doch gerade hier scheiden sich die Geister, und die Reue kann tief sitzen. Der erste Punkt ist oft der obligatorische Mord am Anfang der Questreihe. Spieler werden gezwungen, einen von drei Gefangenen zu töten, um ihre Loyalität zu beweisen – unabhängig davon, ob diese Tat zu ihrem Charakter passt oder nicht. Für Spieler, die einen guten oder auch nur neutralen Charakter spielen, kann dies ein Bruch mit dem eigenen Rollenspiel sein, der nur schwer zu verzeihen ist. Man wird sofort in die Rolle eines kaltblütigen Killers gedrängt, und es gibt keinen Weg zurück.
Die Moral der gesamten Gilde ist ein zentraler Kritikpunkt. Das Töten unschuldiger Zivilisten für Gold mag für einen bösen Charakter passend sein, aber für viele Dovahkiins, die sich als Helden verstehen, fühlt es sich einfach falsch an. Selbst wenn man sich damit arrangiert, können die späteren Radiant-Quests – bei denen man einfach nur weitere zufällige NPCs ermorden muss – schnell ihren Reiz verlieren und sich mechanisch anfühlen. Die Zerstörung des Heiligtums und der anschließende Wiederaufbau sind zwar eine interessante Wendung, aber der emotionale Preis und die moralischen Kosten des gesamten Erlebnisses können dazu führen, dass viele Spieler diesen Beitritt als denjenigen bereuen, der sie am weitesten von ihrem wahren Charakter entfernt hat.
Der Bürgerkrieg: Zwei Seiten, eine Enttäuschung?
Obwohl es sich technisch nicht um eine Gilde im klassischen Sinne handelt, ist der Bürgerkrieg zwischen der Kaiserlichen Legion und den Sturmmänteln eine der wichtigsten Fraktionsentscheidungen in Skyrim, die ebenfalls ein enormes Potenzial für Reue birgt. Die Entscheidung für eine Seite ist oft von ideologischen Überlegungen geprägt – für das geeinte Reich oder für ein freies Himmelsrand.
Doch viele Spieler empfinden die Bürgerkriegs-Questreihe als enttäuschend. Die Missionen sind extrem repetitiv: Man erobert immer wieder die gleichen Festungen, die sich kaum voneinander unterscheiden. Die großen Schlachten fühlen sich oft skriptgesteuert und wenig dynamisch an, und der Einfluss der eigenen Taten auf das Gesamtgeschehen wirkt begrenzt. Egal für welche Seite man sich entscheidet, das Gefühl ist oft, dass man lediglich ein kleines Zahnrad in einem viel größeren, generischen Konflikt ist.
Die moralische Ambiguität, die anfangs so reizvoll ist, kann sich ebenfalls als frustrierend erweisen. Keine der beiden Seiten ist eindeutig „gut” oder „böse”. Die Kaiserlichen können als Unterdrücker wahrgenommen werden, die Sturmmäntel als Rassisten. Diese fehlende Klarheit kann dazu führen, dass Spieler sich nach Abschluss des Bürgerkriegs unzufrieden fühlen, da sie sich keiner Seite wirklich zugehörig fühlen oder die gewählte Seite nicht die idealisierten Werte verkörpert, die sie zu Beginn der Questreihe erwarteten. Die Reue hier ist das Gefühl, dass eine so wichtige Entscheidung zu einer so langweiligen und unbefriedigenden Questreihe geführt hat, die das immense Potenzial des Konflikts nicht ausgeschöpft hat.
Die Bardenakademie: Eine kurze Melodie, die schnell verklingt
Die Bardenakademie in Einsamkeit ist für viele der „Witz” unter den Gilden. Die Questreihe ist extrem kurz, unkompliziert und hat kaum Auswirkungen auf die Spielwelt oder den eigenen Charakter. Man findet drei Instrumente, absolviert eine kurze Zeremonie und wird zum Barden ernannt – ohne jemals wirklich gelernt zu haben, ein Instrument zu spielen oder eine nennenswerte Performance abzuliefern. Die Erwartung, ein reisender Musiker zu werden, der durch seine Lieder die Welt verändert, wird schnell zerschlagen.
Die Reue hier ist weniger tiefgreifend als bei den anderen Gilden, aber dennoch spürbar. Es ist die Reue der verpassten Gelegenheit: Die Bardenakademie hätte so viel mehr sein können. Stattdessen fühlt sie sich wie eine überdimensionierte Nebenquest an, die man schnell abhakt, um den Achievement zu bekommen. Das Gefühl, Zeit mit etwas verbracht zu haben, das so wenig Substanz bietet, lässt viele Spieler diesen „Gildenbeitritt” später bedauern.
Warum die Reue so tief sitzt: Eine Frage der Identität und Erwartung
Die Frage nach dem bereuten Gildenbeitritt ist so vielschichtig, weil sie tief in unser Rollenspiel-Verständnis eingreift. Skyrim ist ein Spiel, in dem wir uns in unseren Charakter hineinversetzen, Entscheidungen treffen, die seine Identität formen. Wenn eine Gilde uns in eine Rolle drängt, die nicht zu diesem Charakter passt – sei es moralisch, spielerisch oder ästhetisch – entsteht ein innerer Konflikt. Die Erwartung an epische Geschichten und bedeutsame Entscheidungen trifft auf die Realität repetitiver Aufgaben und oft zu einfacher Handlungsstränge.
Manche bedauern den Beitritt, weil er ihre Spielweise kompromittierte. Andere, weil er sie moralisch korrumpierte. Wieder andere, weil er schlichtweg langweilig war und keine Herausforderung bot. Die Langlebigkeit von Skyrim sorgt dafür, dass wir diese Entscheidungen über Jahre hinweg reflektieren, oft bei jedem neuen Durchlauf. Es ist ein Beweis für die Tiefe des Spiels, dass solche Fragen noch immer leidenschaftlich diskutiert werden.
Fazit: Die Suche nach dem perfekten Pfad in Himmelsrand
Am Ende des Tages gibt es keine universelle Antwort auf die Frage, welchen Gildenbeitritt man am meisten bereut. Sie ist so persönlich wie die Reise jedes einzelnen Dovahkiin durch Himmelsrand. Doch die Diskussion darüber ist ein vitaler Teil der Skyrim-Community. Sie zeigt, wie sehr wir uns mit diesem Spiel identifizieren, wie sehr uns die Entscheidungen, die wir treffen, am Herzen liegen. Es ist die ständige Suche nach dem perfekten Rollenspiel-Erlebnis, dem idealen Pfad für unser Drachenblut.
Vielleicht habt ihr euch in der Diebesgilde verloren und wurdet zu einem Schurken, der ihr nie sein wolltet. Oder ihr wurdet in der Magiergilde zu schnell zum Erzmagier befördert, ohne euch wirklich verdient zu haben. Oder die Endlos-Quests der Gefährten haben euch schlichtweg die Nerven geraubt. Ganz gleich, was eure Reue ist, ihr seid damit nicht allein. Es ist Teil der Magie von Skyrim, dass es uns erlaubt, diese Pfade zu beschreiten und darüber nachzudenken, was gewesen wäre, wenn… Also, liebe Drachenblüter: Welchen Gildenbeitritt bereut ihr bis heute am meisten? Teilt eure Erfahrungen in den Kommentaren und lasst uns gemeinsam über die unausgesprochenen Gilden-Sünden von Himmelsrand sprechen!