Herzlichen Glückwunsch! Du hast deine Ausbildungsstelle in Aussicht und freust dich riesig. Vielleicht hast du sogar schon eine mündliche Zusage erhalten. Doch wie sicher ist diese Zusage wirklich? Gilt sie genauso viel wie ein handfester, unterschriebener Ausbildungsvertrag? In diesem Artikel beleuchten wir die rechtlichen Aspekte rund um mündliche Zusagen und zeigen dir, warum ein schriftlicher Vertrag in der Regel die bessere und sicherere Wahl ist.
Die Bedeutung des Ausbildungsvertrags
Ein Ausbildungsvertrag ist mehr als nur ein Stück Papier. Er ist die rechtliche Grundlage für deine gesamte Ausbildung. Er regelt alle wichtigen Aspekte deines Ausbildungsverhältnisses, wie zum Beispiel:
- Ausbildungsberuf: Welchen Beruf du erlernst.
- Ausbildungsdauer: Die Länge deiner Ausbildung.
- Ausbildungsvergütung: Dein monatliches Gehalt während der Ausbildung.
- Urlaubsanspruch: Wie viele Urlaubstage du pro Jahr hast.
- Arbeitszeiten: Deine täglichen und wöchentlichen Arbeitszeiten.
- Rechte und Pflichten: Sowohl deine Rechte und Pflichten als Auszubildender als auch die Rechte und Pflichten deines Ausbildungsbetriebs.
Dieser Vertrag bietet dir als Auszubildendem Sicherheit und Klarheit. Du weißt genau, worauf du dich einlässt und was du von deinem Ausbildungsbetrieb erwarten kannst. Umgekehrt weiß auch der Betrieb, welche Verpflichtungen er dir gegenüber hat.
Die mündliche Zusage: Ein Versprechen mit Tücken
Eine mündliche Zusage für eine Ausbildungsstelle kann zunächst sehr erfreulich sein. Sie signalisiert, dass der Ausbildungsbetrieb dich für geeignet hält und dir die Chance geben möchte, bei ihm zu lernen. Allerdings ist eine mündliche Zusage rechtlich deutlich weniger bindend als ein schriftlicher Vertrag.
Grundsätzlich gilt: Verträge können auch mündlich geschlossen werden
Ja, das stimmt. Im deutschen Recht gilt grundsätzlich Vertragsfreiheit. Das bedeutet, dass Verträge auch mündlich geschlossen werden können – grundsätzlich auch Ausbildungsverträge. Allerdings gibt es hier wichtige Einschränkungen und Beweisprobleme.
Die Beweislast liegt bei dir
Das größte Problem bei einer mündlichen Zusage ist die Beweisbarkeit. Wenn der Ausbildungsbetrieb sich später doch anders entscheidet und dir die Ausbildungsstelle nicht gibt, musst du beweisen, dass eine Zusage überhaupt erfolgt ist. Das kann sehr schwierig sein, insbesondere wenn es keine Zeugen gibt oder die Zeugen nicht mehr erreichbar sind oder sich nicht erinnern.
Du müsstest also nachweisen, dass:
- Ein konkretes Angebot für eine Ausbildungsstelle vorlag.
- Du dieses Angebot angenommen hast.
- Sich beide Seiten über alle wesentlichen Vertragsbestandteile (siehe oben) geeinigt haben.
Ohne schriftliche Unterlagen oder glaubwürdige Zeugen ist dieser Beweis kaum zu erbringen. Im Streitfall wird das Gericht wahrscheinlich gegen dich entscheiden.
Formvorschriften im Berufsbildungsgesetz (BBiG)
Das Berufsbildungsgesetz (BBiG) schreibt in § 11 vor, dass der Ausbildungsvertrag schriftlich abgeschlossen werden muss. Diese Schriftform ist zwar keine Wirksamkeitsvoraussetzung (ein mündlicher Vertrag kann grundsätzlich trotzdem wirksam sein), aber die Nichteinhaltung der Schriftform kann zu Problemen führen, insbesondere bei der Durchsetzung deiner Rechte.
Was tun bei einer mündlichen Zusage?
Auch wenn du eine mündliche Zusage erhalten hast, solltest du nicht auf Nummer sicher gehen und folgende Schritte unternehmen:
- Nachhaken und schriftliche Bestätigung fordern: Bitte den Ausbildungsbetrieb so schnell wie möglich um eine schriftliche Bestätigung der Zusage. Frage, wann du mit dem Ausbildungsvertrag rechnen kannst.
- Gespräch protokollieren: Fertige ein Gedächtnisprotokoll des Gesprächs an, in dem die Zusage gemacht wurde. Notiere Datum, Uhrzeit, Gesprächspartner und die wichtigsten Inhalte.
- Zeugen suchen: Waren andere Personen bei dem Gespräch anwesend? Bitte sie, sich an das Gespräch zu erinnern und notiere ihre Kontaktdaten.
- Alternativen prüfen: Verlasse dich nicht ausschließlich auf die mündliche Zusage. Bewirb dich weiterhin bei anderen Ausbildungsbetrieben, um deine Chancen zu erhöhen.
- Rechtlichen Rat einholen: Wenn du dir unsicher bist oder der Ausbildungsbetrieb sich weigert, die Zusage schriftlich zu bestätigen, solltest du dich rechtlich beraten lassen. Eine Beratung bei der Industrie- und Handelskammer (IHK), der Handwerkskammer (HWK) oder einem Anwalt für Arbeitsrecht kann dir Klarheit verschaffen.
Warum ein schriftlicher Ausbildungsvertrag die bessere Wahl ist
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass ein schriftlicher Ausbildungsvertrag die deutlich sicherere und empfehlenswertere Variante ist. Er bietet dir:
- Rechtssicherheit: Alle wichtigen Aspekte deiner Ausbildung sind klar geregelt und schriftlich fixiert.
- Beweisbarkeit: Im Streitfall hast du einen handfesten Beweis in der Hand.
- Schutz deiner Rechte: Der Vertrag schützt dich vor unfairen Bedingungen oder unberechtigten Forderungen des Ausbildungsbetriebs.
- Planungssicherheit: Du kannst deine Zukunft besser planen, da du genau weißt, welche Rechte und Pflichten du hast.
Fazit
Eine mündliche Zusage für eine Ausbildungsstelle ist zwar erfreulich, aber rechtlich riskant. Verlasse dich nicht darauf und bestehe auf einem schriftlichen Ausbildungsvertrag. Dieser bietet dir die notwendige Sicherheit und Klarheit für einen erfolgreichen Start in deine berufliche Zukunft. Denke daran: Ein Vertrag ist erst dann ein Vertrag, wenn er schriftlich vorliegt und von beiden Seiten unterschrieben wurde. Nur so kannst du sicherstellen, dass deine Ausbildung auf einer soliden rechtlichen Basis steht und du deine Rechte als Auszubildender wahren kannst. Also, handle klug und sorge für deine Zukunft – mit einem schriftlichen Ausbildungsvertrag!