Der Wunsch nach einem eigenen Verdienst ist bei vielen Schülerinnen und Schülern groß. Ein Minijob bietet die Möglichkeit, das Taschengeld aufzubessern, erste Arbeitserfahrung zu sammeln und sich etwas Eigenes zu leisten. Doch was passiert, wenn die Eltern Bürgergeld beziehen? Darf man trotzdem einen Minijob annehmen? Welche Auswirkungen hat das Einkommen auf die Leistungen der Familie? Dieser Ratgeber gibt umfassende Antworten und zeigt, worauf Sie achten müssen.
Grundlagen: Bürgergeld und Minijobs – Ein Überblick
Bevor wir ins Detail gehen, ist es wichtig, die Grundlagen von Bürgergeld und Minijobs zu verstehen.
Was ist Bürgergeld?
Das Bürgergeld ist eine staatliche Leistung, die dazu dient, den Lebensunterhalt von Menschen zu sichern, die nicht in der Lage sind, ihren Bedarf aus eigenen Mitteln oder aus vorrangigen Leistungen (z.B. Arbeitslosengeld I) zu decken. Es umfasst den Regelbedarf zur Deckung der laufenden Ausgaben, Kosten für Unterkunft und Heizung sowie eventuelle Mehrbedarfe (z.B. für Alleinerziehende oder Menschen mit Behinderungen). Das Bürgergeld wird an die sogenannte Bedarfsgemeinschaft ausgezahlt, zu der in der Regel Eltern und ihre Kinder gehören, solange diese unter 25 Jahre alt sind und im elterlichen Haushalt leben.
Was ist ein Minijob?
Ein Minijob, auch geringfügige Beschäftigung genannt, ist eine Beschäftigung, bei der entweder die monatliche Verdienstgrenze nicht überschritten wird (derzeit 538 Euro, Stand 2024) oder die Beschäftigung von vornherein auf maximal drei Monate oder 70 Arbeitstage im Kalenderjahr begrenzt ist. Für Minijobber gelten besondere Regelungen in Bezug auf Sozialversicherung und Steuern. In den meisten Fällen zahlen Minijobber keine eigenen Beiträge zur Kranken-, Pflege- und Arbeitslosenversicherung. Sie können sich aber von der Rentenversicherungspflicht befreien lassen.
Darf eine Schülerin mit Bürgergeldbezug der Eltern einen Minijob ausüben?
Grundsätzlich ja! Eine Schülerin, deren Eltern Bürgergeld beziehen, darf durchaus einen Minijob ausüben. Allerdings gibt es dabei einiges zu beachten, da das Einkommen der Schülerin Auswirkungen auf den Bürgergeldanspruch der gesamten Bedarfsgemeinschaft haben kann.
Wie wird das Einkommen aus dem Minijob beim Bürgergeld angerechnet?
Das Einkommen aus dem Minijob wird nicht vollständig auf das Bürgergeld angerechnet. Es gibt Freibeträge, die dazu dienen, den Anreiz für die Aufnahme einer Beschäftigung aufrechtzuerhalten. Die genaue Anrechnung ist jedoch etwas komplizierter und hängt von der Höhe des Einkommens ab.
Die Freibeträge im Überblick:
Für erwerbstätige Schülerinnen und Schüler (und generell erwerbstätige Mitglieder der Bedarfsgemeinschaft) gelten folgende Freibeträge:
- 100 Euro Grundfreibetrag: Dieser Betrag wird grundsätzlich nicht angerechnet.
- 20 Prozent des Bruttoeinkommens zwischen 100 und 520 Euro: Von diesem Einkommensanteil dürfen 20 Prozent behalten werden.
- 10 Prozent des Bruttoeinkommens zwischen 520 und 1000 Euro: Von diesem Einkommensanteil dürfen 10 Prozent behalten werden.
Beispielrechnung:
Nehmen wir an, eine Schülerin verdient 300 Euro brutto im Monat durch ihren Minijob. Die Anrechnung auf das Bürgergeld würde wie folgt aussehen:
- Grundfreibetrag: 100 Euro sind frei.
- Einkommen zwischen 100 und 300 Euro: Das sind 200 Euro. Davon dürfen 20 Prozent behalten werden, also 40 Euro.
- Anrechenbares Einkommen: 300 Euro (Bruttoeinkommen) – 100 Euro (Grundfreibetrag) – 40 Euro (20% von 200 Euro) = 160 Euro.
In diesem Fall würden also 160 Euro vom Bürgergeldanspruch der Bedarfsgemeinschaft abgezogen.
Worauf müssen Sie achten? – Wichtige Tipps und Hinweise
Um unangenehme Überraschungen zu vermeiden, sollten Sie folgende Punkte beachten:
- Mitteilungspflicht: Informieren Sie das Jobcenter umgehend über die Aufnahme des Minijobs. Geben Sie die genaue Höhe des Einkommens an und legen Sie eine Kopie des Arbeitsvertrags vor.
- Dokumentation: Bewahren Sie alle Gehaltsabrechnungen und Arbeitsverträge sorgfältig auf. Diese dienen als Nachweis für das Jobcenter.
- Regelmäßige Überprüfung: Überprüfen Sie regelmäßig, ob die Berechnung des Bürgergeldes korrekt ist. Achten Sie darauf, dass die Freibeträge richtig berücksichtigt werden.
- Beratung: Scheuen Sie sich nicht, sich bei Unklarheiten von einer Beratungsstelle oder dem Jobcenter beraten zu lassen.
- Schule geht vor: Achten Sie darauf, dass der Minijob nicht Ihre schulischen Leistungen beeinträchtigt. Die Schule sollte immer Priorität haben.
- Arbeitsrechtliche Bestimmungen: Informieren Sie sich über Ihre Rechte und Pflichten als Arbeitnehmer. Achten Sie auf die Einhaltung des Jugendarbeitsschutzgesetzes.
Das Jugendarbeitsschutzgesetz (JArbSchG)
Gerade für minderjährige Schülerinnen und Schüler sind die Bestimmungen des Jugendarbeitsschutzgesetzes von großer Bedeutung. Dieses Gesetz regelt unter anderem:
- Arbeitszeiten: Jugendliche dürfen grundsätzlich nicht mehr als 8 Stunden täglich und 40 Stunden wöchentlich arbeiten.
- Ruhepausen: Nach 4,5 bis 6 Stunden Arbeitszeit muss eine Pause von mindestens 30 Minuten eingelegt werden. Bei mehr als 6 Stunden Arbeitszeit beträgt die Pause mindestens 60 Minuten.
- Nachtarbeit: Jugendliche dürfen in der Regel nicht zwischen 20 Uhr und 6 Uhr arbeiten.
- Wochenendarbeit: Jugendliche dürfen grundsätzlich nicht an Samstagen, Sonntagen und Feiertagen arbeiten. Es gibt jedoch Ausnahmen, z.B. im Gastgewerbe oder in der Landwirtschaft.
- Urlaub: Jugendliche haben Anspruch auf bezahlten Urlaub. Die Höhe des Urlaubsanspruchs richtet sich nach dem Alter.
Sonderfall: Ferienjobs
Während der Ferien können Schülerinnen und Schüler oft mehr arbeiten als während der Schulzeit. Hier gelten jedoch auch bestimmte Regeln. Ferienjobs sind in der Regel kurzfristige Beschäftigungen und werden anders behandelt als reguläre Minijobs. Wichtig ist, dass auch hier das Einkommen, das über die Freibeträge hinausgeht, auf das Bürgergeld angerechnet wird.
Fazit: Minijob als Schülerin ist möglich, aber Transparenz ist wichtig
Ein Minijob kann für Schülerinnen und Schüler, deren Eltern Bürgergeld beziehen, eine gute Möglichkeit sein, das Taschengeld aufzubessern und erste Arbeitserfahrung zu sammeln. Wichtig ist jedoch, dass alle Einnahmen dem Jobcenter gemeldet werden und dass die Freibeträge korrekt berücksichtigt werden. Durch eine offene Kommunikation und sorgfältige Dokumentation lassen sich Missverständnisse vermeiden und der Minijob kann zu einer positiven Erfahrung werden.
Zusätzliche Informationen und Anlaufstellen
Für weitere Informationen und individuelle Beratung stehen Ihnen folgende Anlaufstellen zur Verfügung:
- Das zuständige Jobcenter
- Beratungsstellen für Familien und Jugendliche
- Die Bundesagentur für Arbeit
- Gewerkschaften