Jeder kennt das: Man schliesst eine externe Festplatte an, startet die Übertragung großer Dateien und wartet… und wartet… und wartet. Oftmals liegt das Problem nicht am Speichergerät selbst, sondern an der USB-Verbindung. Aber wie findet man heraus, ob der USB-Port wirklich die versprochene Leistung bringt und wo die Flaschenhälse liegen?
Die USB-Verwirrung: Standards und Geschwindigkeiten
Die Welt der USB-Standards ist kompliziert und kann für Verwirrung sorgen. Es gibt USB 2.0, USB 3.0, USB 3.1 Gen 1, USB 3.1 Gen 2, USB 3.2 Gen 1×1, USB 3.2 Gen 1×2, USB 3.2 Gen 2×1, USB 3.2 Gen 2×2 und schließlich USB4. Und das ist noch nicht alles! Die Marketingbezeichnungen wie „SuperSpeed USB” oder „SuperSpeed+ USB” machen die Sache nicht einfacher.
Lassen Sie uns die wichtigsten Standards und ihre theoretischen Maximalgeschwindigkeiten aufschlüsseln:
- USB 2.0: Der Klassiker, der immer noch in vielen Geräten zu finden ist. Bietet eine theoretische Maximalgeschwindigkeit von 480 Mbit/s (Megabit pro Sekunde), was etwa 60 MB/s (Megabyte pro Sekunde) entspricht. In der Praxis sind aber eher 30-40 MB/s realistisch.
- USB 3.0 / USB 3.1 Gen 1 / USB 3.2 Gen 1×1: Diese Standards sind im Wesentlichen identisch und bieten eine theoretische Maximalgeschwindigkeit von 5 Gbit/s (Gigabit pro Sekunde), also etwa 625 MB/s. Auch hier sind in der Realität eher 400-500 MB/s üblich.
- USB 3.1 Gen 2 / USB 3.2 Gen 2×1: Verdoppelt die Geschwindigkeit auf 10 Gbit/s (1250 MB/s). In der Praxis sind Geschwindigkeiten von 800-1000 MB/s erreichbar.
- USB 3.2 Gen 2×2: Nutzt zwei 10-Gbit/s-Lanes und erreicht somit theoretisch 20 Gbit/s (2500 MB/s).
- USB4: Basiert auf Thunderbolt 3 und bietet theoretische Geschwindigkeiten von bis zu 40 Gbit/s (5000 MB/s).
Wichtig: Die angegebenen Geschwindigkeiten sind *theoretische* Maximalwerte. Die tatsächliche Geschwindigkeit hängt von vielen Faktoren ab, darunter:
- Das verwendete USB-Gerät: Eine alte Festplatte mit langsamen Schreib- und Lesegeschwindigkeiten wird auch an einem schnellen USB-Port nicht schneller.
- Das verwendete USB-Kabel: Ein minderwertiges oder beschädigtes Kabel kann die Datenübertragung beeinträchtigen.
- Der Chipsatz des Motherboards: Ältere Motherboards unterstützen möglicherweise nicht die neuesten USB-Standards vollständig.
- Andere Geräte, die den USB-Bus teilen: Wenn viele Geräte gleichzeitig Daten über den gleichen USB-Controller übertragen, kann es zu Engpässen kommen.
- Treiberprobleme: Veraltete oder fehlerhafte USB-Treiber können die Leistung beeinträchtigen.
- Das Betriebssystem: Bestimmte Betriebssysteme können die USB-Leistung optimieren oder beeinträchtigen.
Wie man die USB-Geschwindigkeit testet
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, die tatsächliche Geschwindigkeit Ihrer USB-Anbindung zu testen:
1. Einfacher Test mit großen Dateien
Die einfachste Methode ist das Kopieren einer großen Datei (mehrere Gigabyte) von und zu dem USB-Gerät. Stoppen Sie die Zeit und berechnen Sie die Übertragungsgeschwindigkeit. Diese Methode ist zwar nicht sehr genau, gibt aber einen ersten Eindruck.
- Erstellen Sie eine große Datei (z.B. ein ZIP-Archiv mit vielen kleinen Dateien) auf Ihrer internen Festplatte.
- Kopieren Sie die Datei auf das USB-Gerät und stoppen Sie die Zeit.
- Berechnen Sie die Übertragungsgeschwindigkeit: Dateigröße (in MB) / Zeit (in Sekunden) = Geschwindigkeit (in MB/s).
- Wiederholen Sie den Vorgang in umgekehrter Richtung (vom USB-Gerät auf die interne Festplatte).
2. Verwendung von Benchmarking-Software
Für genauere Ergebnisse empfiehlt sich die Verwendung von spezieller Benchmarking-Software. Diese Tools messen die Lese- und Schreibgeschwindigkeiten des USB-Geräts unter verschiedenen Bedingungen und liefern detaillierte Ergebnisse.
Einige beliebte Optionen sind:
- CrystalDiskMark: Ein kostenloses und weit verbreitetes Tool, das verschiedene Tests durchführt, darunter sequentielle und zufällige Lese- und Schreibgeschwindigkeiten.
- ATTO Disk Benchmark: Ein weiteres kostenloses Tool, das die Leistung von Speichermedien über einen weiten Bereich von Blockgrößen misst.
- Blackmagic Disk Speed Test (für macOS): Ein kostenloses Tool, das speziell für die Überprüfung der Leistung von Festplatten und SSDs für die Videobearbeitung entwickelt wurde.
So verwenden Sie CrystalDiskMark:
- Laden Sie CrystalDiskMark von der offiziellen Website herunter und installieren Sie es.
- Wählen Sie das USB-Gerät als Ziel aus (achten Sie darauf, dass Sie das richtige Laufwerk auswählen!).
- Lassen Sie die Standardeinstellungen aktiviert (es sei denn, Sie wissen genau, was Sie ändern möchten).
- Klicken Sie auf „All”, um alle Tests durchzuführen.
- Interpretieren Sie die Ergebnisse: Achten Sie besonders auf die „Seq Q32T1” (Sequential Read/Write) Werte, die die maximale sequentielle Lese- und Schreibgeschwindigkeit angeben.
3. Überprüfung der USB-Port-Informationen im Geräte-Manager (Windows)
Unter Windows können Sie im Geräte-Manager überprüfen, welcher USB-Standard von den einzelnen Ports unterstützt wird. Diese Information ist allerdings nicht immer eindeutig und kann fehlerhaft sein.
- Öffnen Sie den Geräte-Manager (suchen Sie im Startmenü nach „Geräte-Manager”).
- Erweitern Sie den Eintrag „USB-Controller”.
- Suchen Sie nach Einträgen, die „USB 3.0 Root Hub”, „USB 3.1 eXtensible Host Controller” oder ähnliches enthalten. Diese Einträge deuten auf USB 3.0 oder höher hin.
- Doppelklicken Sie auf einen Eintrag und wechseln Sie zum Reiter „Erweitert”. Hier können Sie weitere Informationen über den unterstützten USB-Standard finden.
Was tun, wenn die USB-Geschwindigkeit zu langsam ist?
Wenn Sie festgestellt haben, dass Ihre USB-Geschwindigkeit unter den Erwartungen liegt, gibt es verschiedene Maßnahmen, die Sie ergreifen können:
- Überprüfen Sie das USB-Kabel: Verwenden Sie ein hochwertiges USB-Kabel, das für den jeweiligen USB-Standard geeignet ist.
- Verbinden Sie das Gerät direkt mit dem Computer: Vermeiden Sie USB-Hubs, da diese die Geschwindigkeit reduzieren können. Insbesondere passive USB-Hubs können zu Leistungseinbußen führen.
- Aktualisieren Sie die USB-Treiber: Besuchen Sie die Website des Motherboard-Herstellers oder des Computerherstellers, um die neuesten USB-Treiber herunterzuladen und zu installieren.
- Schließen Sie unnötige Programme: Schließen Sie alle Programme, die im Hintergrund laufen und möglicherweise auf die Festplatte zugreifen.
- Überprüfen Sie die Festplatte: Stellen Sie sicher, dass die Festplatte nicht defragmentiert werden muss oder andere Probleme aufweist.
- Probieren Sie einen anderen USB-Port: Manchmal sind bestimmte USB-Ports auf dem Motherboard schneller als andere.
- Aktualisieren Sie das BIOS/UEFI: In seltenen Fällen kann ein veraltetes BIOS/UEFI Probleme mit der USB-Leistung verursachen. Seien Sie bei der Aktualisierung des BIOS/UEFI vorsichtig, da dies riskant sein kann.
- Überlegen Sie ein Upgrade: Wenn Ihr Computer schon älter ist, kann ein Upgrade auf ein neueres Motherboard mit aktuelleren USB-Standards die beste Lösung sein.
Fazit
Die USB-Geschwindigkeit ist ein wichtiger Faktor für die effiziente Datenübertragung. Mit den oben genannten Tipps und Tools können Sie die Leistung Ihrer USB-Anbindung testen, potenzielle Probleme identifizieren und beheben. So stellen Sie sicher, dass Ihre Datenübertragungen nicht unnötig lange dauern und Sie das Maximum aus Ihren USB-Geräten herausholen.