Wir alle haben unsere kulinarischen Vorlieben und Abneigungen. Manche mögen keinen Koriander, andere sind keine großen Fans von Rosenkohl. Das ist völlig normal. Aber was ist mit den Lebensmitteln, die wir so abgrundtief hassen, dass es fast schon irrational ist? Die, bei denen sich uns schon beim Gedanken daran die Nackenhaare aufstellen? Willkommen in der Welt der irrationalen Lebensmittel-Abneigungen!
Wenn Liebe zur Speise Hass wird: Eine persönliche Reise
Ich erinnere mich noch genau an den Tag, an dem mein Verhältnis zu Fenchel kippte. Es war ein sonniger Nachmittag, und meine Mutter hatte eine Fenchelsuppe gekocht. Sie schwärmte von dem anisartigen Aroma, von der gesunden Wirkung des Gemüses. Ich probierte – und fand es widerlich. Nicht einfach nur „nicht lecker“, sondern wirklich widerlich. Seitdem kann ich Fenchel nicht mehr ausstehen. Selbst der Geruch lässt mich erschaudern. Ich weiß, dass Fenchel viele positive Eigenschaften hat, dass er in der mediterranen Küche eine wichtige Rolle spielt. Aber mein Gehirn schaltet bei dem Gedanken daran einfach ab. Es ist purer, irrationaler Hass. Und ich bin damit nicht allein.
Die Psychologie des Lebensmittel-Hasses
Warum entwickeln wir solche irrationalen Abneigungen gegen bestimmte Lebensmittel? Die Gründe sind vielfältig.
* **Erinnerungen und Assoziationen:** Eine negative Erfahrung mit einem bestimmten Lebensmittel in der Kindheit kann zu einer lebenslangen Abneigung führen. Vielleicht hast du dich nach dem Verzehr von Spinat übergeben, oder ein bestimmter Käse hat dich an einen unangenehmen Besuch bei einem Verwandten erinnert. Diese Erfahrungen können tief in unserem Unterbewusstsein verankert sein und uns ein Leben lang begleiten.
* **Textur:** Für viele Menschen spielt die Textur eines Lebensmittels eine entscheidende Rolle. Manche hassen schleimige Texturen, andere können die Konsistenz von rohen Zwiebeln nicht ertragen. Textur ist oft subjektiv, und was für den einen ein Genuss ist, kann für den anderen ein Graus sein.
* **Geruch:** Der Geruchssinn ist eng mit unseren Emotionen verbunden. Ein unangenehmer Geruch kann sofort eine Abwehrreaktion auslösen. So kann beispielsweise der Geruch von gekochtem Kohl bei manchen Menschen regelrechte Übelkeit verursachen.
* **Genetische Veranlagung:** Es gibt Hinweise darauf, dass manche Lebensmittel-Abneigungen genetisch bedingt sein können. So gibt es beispielsweise Menschen, die den Bitterstoff in Koriander besonders stark wahrnehmen und ihn deshalb als seifig empfinden.
* **Kulturelle Prägung:** Unsere Essgewohnheiten werden stark von unserer Kultur beeinflusst. Was in einer Kultur als Delikatesse gilt, kann in einer anderen Kultur als abstoßend empfunden werden.
Die Geständnisse: Welche Lebensmittel lösen irrationalen Hass aus?
Um herauszufinden, welche Lebensmittel die größten irrationalen Abneigungen hervorrufen, habe ich eine kleine Umfrage gestartet. Die Ergebnisse waren überraschend vielfältig und enthüllten einige kuriose Hassliebschaften (oder eher Hass-Hass-Verbindungen). Hier einige der häufigsten Geständnisse:
* **Lakritze:** Für viele ist Lakritze ein echtes Teufelszeug. Der intensive, leicht salzige Geschmack wird entweder geliebt oder gehasst. Es gibt kaum etwas dazwischen. Diejenigen, die sie hassen, beschreiben sie oft als „medizinisch” oder „chemisch”.
* **Rosenkohl:** Der kleine grüne Kohlspross ist der Inbegriff des unbeliebten Gemüses. Viele erinnern sich an verkochte, bittere Rosenkohl aus ihrer Kindheit. Aber auch moderne Zubereitungsarten, wie das Rösten mit Speck, können die eingefleischten Hasser nicht bekehren.
* **Mayonnaise:** Ob im Salat, auf dem Sandwich oder als Dip – Mayonnaise polarisiert. Manche lieben die cremige Textur und den säuerlichen Geschmack, andere finden sie einfach nur ekelhaft. Der hohe Fettgehalt und die rohen Eier schrecken viele ab.
* **Oliven:** Die kleinen, salzigen Früchte sind ein fester Bestandteil der mediterranen Küche. Aber nicht jeder kann sich mit ihrem bitteren Geschmack anfreunden. Manche empfinden sie als „muffig” oder „erdig”.
* **Innereien:** Leber, Niere, Herz – Innereien sind reich an Nährstoffen, aber auch reich an Geschmack und Textur. Für viele sind sie ein absolutes No-Go. Der starke Eigengeschmack und die ungewöhnliche Konsistenz stoßen viele ab.
* **Käse (insbesondere Blauschimmelkäse):** Käse ist nicht gleich Käse. Während viele Menschen Käse lieben, gibt es bestimmte Sorten, die regelrechte Abscheu hervorrufen. Blauschimmelkäse, mit seinem intensiven Geruch und Geschmack, ist oft der Auslöser irrationalen Hasses.
* **Koriander:** Wie bereits erwähnt, ist Koriander ein echter Zankapfel. Manche lieben den frischen, zitronigen Geschmack, andere empfinden ihn als seifig. Die genetische Veranlagung spielt hier eine große Rolle.
Umgang mit irrationalem Lebensmittel-Hass
Was tun, wenn man unter einer irrationalen Lebensmittel-Abneigung leidet?
* **Akzeptanz:** Der erste Schritt ist, die Abneigung zu akzeptieren. Es ist in Ordnung, bestimmte Lebensmittel nicht zu mögen. Niemand zwingt dich, sie zu essen.
* **Vermeidung:** Wenn möglich, vermeide die verhassten Lebensmittel. Es gibt genug andere Köstlichkeiten zu entdecken.
* **Substitution:** Suche nach Alternativen, die dir schmecken. Wenn du keinen Rosenkohl magst, probiere stattdessen Brokkoli oder Grünkohl.
* **Expositionstherapie:** Wenn du deine Abneigung wirklich überwinden möchtest, kannst du es mit einer Expositionstherapie versuchen. Dabei setzt du dich dem verhassten Lebensmittel in kleinen Dosen aus, um dich langsam daran zu gewöhnen. Dies sollte jedoch unter Anleitung eines Therapeuten geschehen.
* **Humor:** Nimm deine Abneigung mit Humor. Lache darüber, erzähle lustige Geschichten und teile deine Erfahrungen mit anderen.
Fazit: Lebensmittel-Hass ist menschlich
Irrationaler Lebensmittel-Hass mag uns komisch vorkommen, aber er ist ein völlig normales Phänomen. Er ist Ausdruck unserer individuellen Erfahrungen, Vorlieben und Abneigungen. Anstatt uns dafür zu schämen, sollten wir unsere kulinarischen Eigenheiten akzeptieren und uns auf die Lebensmittel konzentrieren, die uns Freude bereiten. Denn am Ende des Tages geht es beim Essen vor allem darum, Genuss zu erleben und sich wohlzufühlen. Und wenn das bedeutet, Fenchel, Rosenkohl und Lakritze für immer zu meiden – dann sei es so. Hauptsache, es schmeckt!