Die Bewerbung – für viele ein notwendiges Übel, für andere eine Chance, sich von der besten Seite zu zeigen. Doch was, wenn der Lebenslauf nicht ganz so geradlinig verläuft, wie man es sich vielleicht wünscht? Was ist mit der abgebrochenen Ausbildung, die wie ein dunkler Fleck auf dem ansonsten weißen Blatt Papier lastet? Sollte man sie verschweigen, in der Hoffnung, dass sie niemand bemerkt, oder offen damit umgehen?
Diese Frage stellen sich viele Bewerber und die Antwort ist leider nicht so einfach, wie man es sich vielleicht wünschen würde. Es gibt kein Richtig oder Falsch, sondern vielmehr ein „Es kommt darauf an”. Dieser Artikel soll dir helfen, die Situation richtig einzuschätzen und die beste Entscheidung für deine individuelle Bewerbungssituation zu treffen.
Verschweigen oder Offenlegen? Die Vor- und Nachteile
Beginnen wir mit den möglichen Konsequenzen beider Strategien:
Verschweigen der abgebrochenen Ausbildung
Vorteile:
- Weniger Fragen: Du vermeidest unangenehme Fragen im Vorstellungsgespräch, die dich in Erklärungsnot bringen könnten.
- Positiver Eindruck: Du präsentierst einen lückenloseren Lebenslauf, der potenziell einen positiveren Eindruck hinterlässt.
- Vermeidung von Vorurteilen: Manche Personaler könnten Vorurteile gegenüber Bewerbern mit abgebrochenen Ausbildungen haben. Das Verschweigen kann diese umgehen.
Nachteile:
- Lücken im Lebenslauf: Eine fehlende Angabe erzeugt eine Lücke, die Fragen aufwirft. Personaler sind trainiert, solche Lücken zu erkennen.
- Ehrlichkeit: Das Verschweigen ist nicht ehrlich und kann im schlimmsten Fall zur Kündigung führen, wenn es später herauskommt.
- Misstrauen: Entdeckt der Personaler die Lücke und stellt Nachforschungen an, kann das Misstrauen erwecken und deine Chancen erheblich schmälern.
- Weniger Selbstreflexion: Du verpasst die Chance, aus der Erfahrung zu lernen und dich weiterzuentwickeln.
Offenlegen der abgebrochenen Ausbildung
Vorteile:
- Ehrlichkeit: Du zeigst Ehrlichkeit und Transparenz, was von vielen Unternehmen geschätzt wird.
- Kontrolle über die Geschichte: Du hast die Möglichkeit, die Geschichte selbst zu erzählen und den Abbruch in einem positiven Licht darzustellen.
- Lernen und Weiterentwicklung: Du kannst zeigen, dass du aus der Erfahrung gelernt hast und dich weiterentwickelt hast.
- Authentizität: Du präsentierst dich authentisch und selbstbewusst, was einen positiven Eindruck hinterlassen kann.
Nachteile:
- Erklärungsbedarf: Du musst dich auf Fragen zum Abbruch vorbereiten und eine plausible Erklärung liefern.
- Mögliche Vorurteile: Manche Personaler könnten Vorurteile gegenüber Bewerbern mit abgebrochenen Ausbildungen haben.
- Risiko der Ablehnung: Es besteht das Risiko, dass du aufgrund des Abbruchs abgelehnt wirst.
Wann solltest du die abgebrochene Ausbildung angeben?
Hier sind einige Situationen, in denen es sinnvoll sein kann, die abgebrochene Ausbildung anzugeben:
- Kurze Ausbildungsdauer: Wenn die Ausbildung nur wenige Monate gedauert hat und keine relevanten Kenntnisse vermittelt wurden.
- Relevante Erfahrungen: Wenn du während der Ausbildung relevante Erfahrungen gesammelt hast, die für die angestrebte Position von Vorteil sind.
- Nachweisbare Weiterentwicklung: Wenn du nach dem Abbruch eine Weiterbildung absolviert oder andere Qualifikationen erworben hast, die deine Eignung für die Stelle unterstreichen.
- Ehrlichkeitspolitik des Unternehmens: Wenn das Unternehmen eine offene und ehrliche Unternehmenskultur pflegt und Wert auf Transparenz legt.
- Lücken im Lebenslauf vermeiden: Wenn das Verschweigen zu einer auffälligen und schwer zu erklärenden Lücke im Lebenslauf führen würde.
Wann solltest du die abgebrochene Ausbildung lieber verschweigen?
Es gibt auch Situationen, in denen es ratsam sein kann, die abgebrochene Ausbildung nicht zu erwähnen:
- Lange Ausbildungsdauer: Wenn die Ausbildung mehrere Jahre gedauert hat und du relevante Kenntnisse erworben hast, die du nicht anders nachweisen kannst. (Hier wäre es sinnvoller, die positiven Aspekte der Ausbildung hervorzuheben, ohne den Abbruch zu betonen).
- Keine relevanten Erfahrungen: Wenn du während der Ausbildung keine relevanten Erfahrungen gesammelt hast, die für die angestrebte Position von Vorteil sind.
- Psychische Belastung: Wenn die Auseinandersetzung mit dem Abbruch dich psychisch stark belastet und du befürchtest, im Vorstellungsgespräch emotional zu werden.
- Vorurteile des Unternehmens: Wenn du den Eindruck hast, dass das Unternehmen Vorurteile gegenüber Bewerbern mit abgebrochenen Ausbildungen hat.
- Kurze Zeit zwischen Abbruch und Bewerbung: Wenn der Abbruch erst kürzlich erfolgt ist und du noch keine Zeit hattest, dich beruflich neu zu orientieren.
Wie du den Abbruch positiv darstellst
Wenn du dich entscheidest, die abgebrochene Ausbildung anzugeben, ist es wichtig, den Abbruch positiv darzustellen und den Fokus auf die daraus gezogenen Lehren zu legen. Hier sind einige Tipps:
- Übernehme Verantwortung: Beschönige nichts und schiebe die Schuld nicht auf andere. Zeige, dass du die Verantwortung für deine Entscheidung übernimmst.
- Begründe den Abbruch ehrlich und nachvollziehbar: Erkläre die Gründe für den Abbruch sachlich und ohne dich zu rechtfertigen. Vermeide negative Äußerungen über den Ausbildungsbetrieb oder die Ausbilder.
- Betone die positiven Aspekte: Konzentriere dich auf die positiven Erfahrungen, die du während der Ausbildung gesammelt hast, und die Kenntnisse, die du erworben hast.
- Zeige, was du aus der Erfahrung gelernt hast: Erkläre, was du aus dem Abbruch gelernt hast und wie du dich dadurch weiterentwickelt hast.
- Beweise deine Motivation und dein Engagement: Zeige, dass du trotz des Abbruchs motiviert und engagiert bist, deine beruflichen Ziele zu erreichen.
- Konzentriere dich auf deine Stärken und Kompetenzen: Lenke den Fokus auf deine Stärken und Kompetenzen, die für die angestrebte Position relevant sind.
- Biete eine Lösung an: Erkläre, wie du die entstandene Lücke geschlossen hast oder wie du planst, sie zu schließen.
Formulierungshilfen für die Bewerbung
Hier sind einige Beispiele, wie du den Abbruch in deinem Lebenslauf und Anschreiben formulieren kannst:
Im Lebenslauf:
* „08/2020 – 03/2021: Ausbildung zum/zur [Beruf] (abgebrochen)”
* „08/2020 – 03/2021: Ausbildung zum/zur [Beruf], [Name des Unternehmens] (Ausbildungsschwerpunkte: [relevante Aufgaben und Kenntnisse])”
Im Anschreiben:
* „Während meiner Ausbildung zum/zur [Beruf] bei [Name des Unternehmens] konnte ich bereits wertvolle Erfahrungen im Bereich [Bereich] sammeln. Allerdings habe ich mich nach [Anzahl] Monaten entschieden, die Ausbildung aus persönlichen Gründen abzubrechen und mich beruflich neu zu orientieren.”
* „Die Ausbildung zum/zur [Beruf] bei [Name des Unternehmens] habe ich nach [Anzahl] Monaten abgebrochen, da ich feststellte, dass meine Interessen und Stärken eher im Bereich [Bereich] liegen. Dies hat mich dazu motiviert, mich intensiver mit [Bereich] auseinanderzusetzen und [Weiterbildung/Praktikum] zu absolvieren.”
* „Nach dem Abbruch meiner Ausbildung als [Beruf] habe ich erkannt, dass meine Leidenschaft für [Beruf] liegt. Um meine Kenntnisse und Fähigkeiten in diesem Bereich zu vertiefen, habe ich…”
Fazit: Die Entscheidung liegt bei dir
Die Entscheidung, ob du eine abgebrochene Ausbildung in deiner Bewerbung angibst oder nicht, ist eine individuelle Entscheidung, die von deiner persönlichen Situation und den Umständen des Abbruchs abhängt. Wäge die Vor- und Nachteile sorgfältig ab und entscheide dich für die Strategie, die dir am meisten Sicherheit gibt und deine Chancen auf den Job maximiert. Wichtig ist, dass du ehrlich und authentisch bist und dich selbstbewusst präsentierst.
Denke daran: Eine abgebrochene Ausbildung ist kein Weltuntergang. Es ist eine Erfahrung, aus der du lernen und dich weiterentwickeln kannst. Mit der richtigen Strategie und einer positiven Einstellung kannst du den Abbruch in einen Vorteil verwandeln und deine Traumstelle finden.