Der Start in die Ausbildung ist ein aufregender Lebensabschnitt. Plötzlich bist du nicht mehr „nur” Schüler, sondern ein Auszubildender mit eigenen Rechten, Pflichten und einem eigenen Einkommen. Aber was genau steht dir zu? Welche Anträge kannst du stellen, um deine finanzielle Situation während der Ausbildung zu verbessern? Dieser Artikel soll dir einen umfassenden Überblick verschaffen und dir helfen, dich in der Welt der Ausbildung und Förderungen zurechtzufinden.
Deine Rechte während der Ausbildung
Als Auszubildender hast du eine Reihe von Rechten, die im Berufsbildungsgesetz (BBiG) und in deinem Ausbildungsvertrag festgelegt sind. Diese Rechte sollen sicherstellen, dass deine Ausbildung ordnungsgemäß verläuft und du optimal gefördert wirst.
* **Recht auf eine ordnungsgemäße Ausbildung:** Dein Ausbilder ist verpflichtet, dir alle notwendigen Kenntnisse und Fertigkeiten zu vermitteln, die für deinen Beruf erforderlich sind. Dies umfasst sowohl die praktische Ausbildung im Betrieb als auch den theoretischen Unterricht in der Berufsschule.
* **Recht auf einen Ausbildungsplan:** Du hast Anspruch auf einen schriftlichen Ausbildungsplan, der den Ablauf deiner Ausbildung, die zu vermittelnden Inhalte und die jeweiligen Zeiträume festlegt. Dieser Plan soll dir helfen, den Überblick zu behalten und deine Fortschritte zu verfolgen.
* **Recht auf angemessene Vergütung:** Du hast Anspruch auf eine angemessene Ausbildungsvergütung, die jährlich steigt. Die Höhe der Vergütung ist in der Regel im Tarifvertrag oder im Ausbildungsvertrag festgelegt.
* **Recht auf Urlaub:** Dir steht ein gesetzlicher Urlaubsanspruch zu. Die genaue Anzahl der Urlaubstage richtet sich nach deinem Alter und ist im Berufsbildungsgesetz geregelt.
* **Recht auf Freistellung für die Berufsschule:** Dein Ausbilder muss dich für den Besuch der Berufsschule freistellen und dir die dafür benötigte Zeit einräumen. Auch für Prüfungen hast du Anspruch auf Freistellung.
* **Recht auf ein Ausbildungszeugnis:** Nach Abschluss deiner Ausbildung hast du Anspruch auf ein qualifiziertes Ausbildungszeugnis, das deine Leistungen und Fähigkeiten während der Ausbildung bewertet.
Deine Pflichten während der Ausbildung
Neben deinen Rechten hast du als Auszubildender auch eine Reihe von Pflichten, die du erfüllen musst. Diese Pflichten tragen dazu bei, dass deine Ausbildung erfolgreich verläuft und du dich gut in den Betrieb integrierst.
* **Lernpflicht:** Du bist verpflichtet, dich aktiv am Ausbildungsprozess zu beteiligen und die dir vermittelten Kenntnisse und Fertigkeiten zu erlernen. Das bedeutet, dass du dich sowohl im Betrieb als auch in der Berufsschule anstrengen und deine Aufgaben gewissenhaft erledigen musst.
* **Sorgfaltspflicht:** Du bist verpflichtet, sorgfältig mit den Arbeitsmitteln und -materialien des Betriebs umzugehen und Schäden zu vermeiden.
* **Gehorsamspflicht:** Du bist verpflichtet, den Anweisungen deines Ausbilders und anderer weisungsbefugter Personen Folge zu leisten.
* **Schweigepflicht:** Du bist verpflichtet, über betriebsinterne Angelegenheiten Stillschweigen zu bewahren.
* **Berufsschulpflicht:** Du bist verpflichtet, regelmäßig die Berufsschule zu besuchen und an den Unterrichtsveranstaltungen teilzunehmen.
* **Teilnahmepflicht an Prüfungen:** Du bist verpflichtet, an den Zwischen- und Abschlussprüfungen teilzunehmen.
* **Melde- und Anzeigepflicht:** Du musst deinem Ausbilder unverzüglich mitteilen, wenn du krank bist oder aus anderen Gründen nicht zur Arbeit erscheinen kannst.
Finanzielle Unterstützung während der Ausbildung
Die Ausbildungsvergütung reicht oft nicht aus, um alle Kosten zu decken. Glücklicherweise gibt es verschiedene Möglichkeiten, finanzielle Unterstützung zu erhalten.
* **Berufsausbildungsbeihilfe (BAB):** BAB ist eine staatliche Leistung, die Auszubildenden gewährt wird, deren Ausbildungsvergütung nicht ausreicht, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Die Höhe der BAB richtet sich nach deinem Einkommen, dem Einkommen deiner Eltern und deiner Wohnsituation. Der Antrag auf BAB muss bei der Agentur für Arbeit gestellt werden.
* **Wohngeld:** Wenn du nicht mehr bei deinen Eltern wohnst und deine Ausbildungsvergütung nicht ausreicht, um deine Miete zu bezahlen, kannst du Wohngeld beantragen. Die Höhe des Wohngeldes richtet sich nach deiner Miete, deinem Einkommen und der Anzahl der Personen in deinem Haushalt. Der Antrag auf Wohngeld muss bei der Wohngeldstelle deiner Gemeinde gestellt werden.
* **Kindergeld:** Deine Eltern haben in der Regel Anspruch auf Kindergeld, solange du dich in Ausbildung befindest. Das Kindergeld wird an deine Eltern ausgezahlt und soll zur Deckung deiner Lebenshaltungskosten beitragen.
* **BAföG (Berufsausbildungsförderungsgesetz):** In bestimmten Fällen, insbesondere bei schulischen Ausbildungen, kann auch BAföG beantragt werden. Die Voraussetzungen und die Höhe des BAföG hängen von verschiedenen Faktoren ab, wie z.B. der Art der Ausbildung, dem Einkommen deiner Eltern und deinem eigenen Einkommen.
* **Stipendien:** Es gibt zahlreiche Stipendien, die an begabte und engagierte Auszubildende vergeben werden. Die Voraussetzungen für die Vergabe von Stipendien sind unterschiedlich. Es lohnt sich, sich über verschiedene Stipendienprogramme zu informieren und sich zu bewerben.
* **Ausbildungskredit:** Als letzte Option kann ein Ausbildungskredit in Betracht gezogen werden. Hierbei ist jedoch Vorsicht geboten, da ein Kredit zurückgezahlt werden muss und Zinsen anfallen.
Anträge richtig stellen: So geht’s!
Die Antragstellung für finanzielle Unterstützung kann zunächst kompliziert erscheinen. Hier sind einige Tipps, die dir helfen, den Prozess zu vereinfachen:
* **Frühzeitig informieren:** Informiere dich frühzeitig über die verschiedenen Fördermöglichkeiten und die jeweiligen Voraussetzungen. Die Agentur für Arbeit, die Berufsberatung, die Wohngeldstelle und andere Beratungsstellen können dir dabei helfen.
* **Antragsformulare besorgen:** Besorge dir die benötigten Antragsformulare und lies sie sorgfältig durch. Achte darauf, dass du alle erforderlichen Angaben machst und alle notwendigen Unterlagen beifügst.
* **Unterstützung suchen:** Scheue dich nicht, um Hilfe zu bitten. Deine Eltern, Freunde, Lehrer oder Berater können dir bei der Antragstellung helfen.
* **Fristen beachten:** Achte unbedingt auf die Fristen für die Antragstellung. Verspätet eingereichte Anträge können abgelehnt werden.
* **Nachweise sammeln:** Sammle alle relevanten Nachweise, wie z.B. deinen Ausbildungsvertrag, Gehaltsabrechnungen, Mietvertrag und Kontoauszüge.
* **Antrag persönlich abgeben:** Wenn möglich, gib den Antrag persönlich ab. So kannst du sicherstellen, dass er vollständig ist und eventuelle Fragen direkt klären.
Probleme in der Ausbildung? Was tun?
Nicht immer verläuft die Ausbildung reibungslos. Wenn du Probleme hast, solltest du dich nicht scheuen, Hilfe zu suchen.
* **Gespräch mit dem Ausbilder:** Sprich zunächst mit deinem Ausbilder über deine Probleme. Oft lassen sich Probleme im direkten Gespräch lösen.
* **Jugend- und Auszubildendenvertretung (JAV):** In vielen Betrieben gibt es eine JAV, die sich für die Interessen der Auszubildenden einsetzt. Die JAV kann dir bei Problemen helfen und dich beraten.
* **Berufsschullehrer:** Auch deine Berufsschullehrer können dir bei Problemen helfen. Sie haben oft Erfahrung mit den Problemen, die Auszubildende haben, und können dir Tipps geben, wie du sie lösen kannst.
* **Gewerkschaft:** Wenn du Mitglied einer Gewerkschaft bist, kannst du dich an deine Gewerkschaft wenden. Die Gewerkschaft kann dich rechtlich beraten und unterstützen.
* **Beratungsstellen:** Es gibt verschiedene Beratungsstellen, die Auszubildenden bei Problemen helfen. Die Agentur für Arbeit, die Berufsberatung und andere Beratungsstellen können dir weiterhelfen.
Eine Ausbildung ist eine wertvolle Investition in deine Zukunft. Informiere dich gut über deine Rechte und Pflichten und nutze die Möglichkeiten der finanziellen Unterstützung. Mit der richtigen Vorbereitung und Unterstützung kannst du deine Ausbildung erfolgreich abschließen und den Grundstein für deine berufliche Karriere legen.