Der Start ins Berufsleben ist aufregend – besonders die Ausbildung. Doch was passiert, wenn die Leistungen nicht stimmen und plötzlich die Wiederholung des Ausbildungsjahres im Raum steht? Diese Situation ist für viele Azubis ein Schock. In diesem Artikel beleuchten wir die Gründe für eine solche Entscheidung, wann sie tatsächlich unvermeidbar ist und vor allem, was du als Azubi tun kannst, um gegenzusteuern.
Warum droht die Wiederholung des Ausbildungsjahres?
Es gibt verschiedene Gründe, die dazu führen können, dass ein Ausbildungsjahr wiederholt werden muss. Diese lassen sich grob in zwei Kategorien einteilen:
* **Leistungsmängel:** Dies ist der häufigste Grund. Wenn die schulischen Leistungen in der Berufsschule dauerhaft unterdurchschnittlich sind oder die praktischen Fertigkeiten im Betrieb nicht den Anforderungen entsprechen, kann eine Wiederholung notwendig werden. Schlechte Noten in wichtigen Fächern, ungenügende praktische Leistungen oder das Nichtbestehen von Zwischenprüfungen sind deutliche Warnsignale.
* **Fehlzeiten:** Hohe Fehlzeiten, insbesondere unentschuldigte, können ebenfalls zur Wiederholung führen. Fehlzeiten unterbrechen den Lernprozess und erschweren es dem Auszubildenden, den Stoff zu beherrschen und die praktischen Fähigkeiten zu erlernen. Krankheiten sind natürlich legitim, aber auch hier ist wichtig, sich ordnungsgemäß krankzumelden und gegebenenfalls Atteste vorzulegen.
Es ist wichtig zu betonen, dass nicht jede schlechte Note oder jeder Krankheitstag sofort zur Wiederholung führt. Meistens gibt es vorher Gespräche, Ermahnungen und Unterstützungsmöglichkeiten. Die Wiederholung wird in der Regel erst dann in Betracht gezogen, wenn alle anderen Optionen ausgeschöpft sind.
Wann ist die Wiederholung unvermeidbar? – Die rechtliche Lage
Die Entscheidung, ob ein Ausbildungsjahr wiederholt werden muss, liegt letztendlich beim Ausbildungsbetrieb in Absprache mit der Berufsschule. Rechtlich ist die Grundlage hierfür das Berufsbildungsgesetz (BBiG). Dieses Gesetz regelt die Rechte und Pflichten von Auszubildenden und Ausbildern.
Laut BBiG kann ein Ausbildungsvertrag vorzeitig beendet werden, wenn der Auszubildende die notwendigen Fähigkeiten und Kenntnisse nicht erwerben kann, um das Ausbildungsziel zu erreichen. Die Wiederholung ist oft eine mildere Maßnahme als die Kündigung des Ausbildungsvertrages.
Konkret wird die Wiederholung oft dann notwendig, wenn:
* Die Zwischenprüfung nicht bestanden wurde und eine Wiederholung nicht erfolgreich scheint.
* Die Berufsschule eine deutliche Empfehlung zur Wiederholung ausspricht, da die Grundlagen für das nächste Ausbildungsjahr fehlen.
* Der Ausbildungsbetrieb feststellt, dass die praktischen Fähigkeiten trotz intensiver Bemühungen nicht ausreichen, um die Anforderungen zu erfüllen.
* Die Fehlzeiten so hoch sind, dass ein erfolgreiches Nachholen des versäumten Stoffes nicht mehr möglich ist.
Es ist wichtig zu wissen, dass vor einer endgültigen Entscheidung zur Wiederholung in der Regel ein Gespräch zwischen dem Auszubildenden, dem Ausbilder und gegebenenfalls einem Vertreter der Berufsschule stattfindet. Hier hat der Auszubildende die Möglichkeit, seine Sicht der Dinge darzulegen und eventuelle Probleme anzusprechen.
Was kannst du tun, wenn die Wiederholung droht? – Deine Handlungsoptionen
Wenn du merkst, dass die Wiederholung des Ausbildungsjahres im Raum steht, ist es wichtig, nicht den Kopf in den Sand zu stecken, sondern aktiv zu werden. Hier sind einige Schritte, die du unternehmen kannst:
1. **Sprich mit deinem Ausbilder:** Suche das Gespräch mit deinem Ausbilder und schildere offen deine Probleme. Frage nach konkreten Verbesserungsvorschlägen und Unterstützungsangeboten. Zeige deine Bereitschaft, an dir zu arbeiten.
2. **Kontaktiere deine Berufsschullehrer:** Auch deine Lehrer in der Berufsschule können dir helfen. Sprich mit ihnen über deine Schwierigkeiten und frage nach zusätzlichen Übungsmaterialien oder Förderangeboten.
3. **Nutze Nachhilfeangebote:** Viele Berufsschulen und Ausbildungsbetriebe bieten Nachhilfe oder Förderkurse an. Nutze diese Angebote, um deine Wissenslücken zu schließen.
4. **Organisiere Lerngruppen:** Gemeinsam lernen ist oft effektiver. Suche dir Mitschüler, mit denen du dich regelmäßig treffen und den Stoff wiederholen kannst.
5. **Erstelle einen Lernplan:** Ein strukturierter Lernplan hilft dir, den Stoff effektiv zu bearbeiten und dich auf Prüfungen vorzubereiten.
6. **Suche dir einen Mentor:** Ein erfahrener Kollege oder ein ehemaliger Auszubildender kann dir mit Rat und Tat zur Seite stehen und dich motivieren.
7. **Dokumentiere deine Bemühungen:** Es ist wichtig, dass du deine Bemühungen um Verbesserung dokumentierst. Führe ein Lerntagebuch, in dem du festhältst, was du gelernt hast und welche Fortschritte du gemacht hast. Dies kann dir im Gespräch mit deinem Ausbilder und deinen Lehrern helfen.
8. **Wende dich an die zuständige Kammer:** Die Industrie- und Handelskammer (IHK) oder die Handwerkskammer (HWK) bieten ebenfalls Beratungsleistungen für Auszubildende an. Dort kannst du dich über deine Rechte und Pflichten informieren und dich bei Problemen unterstützen lassen.
9. **Bleibe positiv und motiviert:** Auch wenn die Situation schwierig ist, versuche, positiv zu bleiben und dich nicht entmutigen zu lassen. Glaube an dich und deine Fähigkeiten und gib nicht auf.
Die Wiederholung als Chance sehen
Auch wenn die Vorstellung, das Ausbildungsjahr zu wiederholen, zunächst abschreckend wirkt, kann sie auch eine Chance sein. Du bekommst die Möglichkeit, Wissenslücken zu schließen, deine Fähigkeiten zu verbessern und dich besser auf die Abschlussprüfung vorzubereiten. Betrachte die Wiederholung als eine Investition in deine berufliche Zukunft.
Nutze die Zeit, um dich intensiv mit den Inhalten auseinanderzusetzen, die dir schwerfallen. Suche dir Unterstützung, nimm an Förderangeboten teil und arbeite an deinen Schwächen. Wenn du die Wiederholung aktiv angehst und dich voll reinhängst, wirst du am Ende gestärkt daraus hervorgehen.
Was passiert nach der Wiederholung?
Nach der erfolgreichen Wiederholung des Ausbildungsjahres setzt du deine Ausbildung ganz normal fort. Du bist dann im folgenden Ausbildungsjahr mit anderen Auszubildenden zusammen und kannst deine neu erworbenen Kenntnisse und Fähigkeiten einsetzen.
Es ist wichtig, dass du nach der Wiederholung nicht wieder in alte Muster verfällst. Bleibe am Ball, lerne regelmäßig und nutze die Unterstützungsmöglichkeiten, die dir zur Verfügung stehen. Wenn du weiterhin engagiert bist und dich anstrengst, wirst du deine Ausbildung erfolgreich abschließen.
Fazit
Die Wiederholung des Ausbildungsjahres ist für viele Azubis eine Schockdiagnose. Sie ist jedoch nicht das Ende der Welt. Es ist wichtig, die Gründe für die drohende Wiederholung zu verstehen, die eigenen Handlungsoptionen zu kennen und aktiv zu werden. Sprich mit deinem Ausbilder, deinen Lehrern und suche dir Unterstützung. Betrachte die Wiederholung als eine Chance, dich zu verbessern und dich besser auf deine berufliche Zukunft vorzubereiten. Mit Engagement, Lernbereitschaft und Unterstützung kannst du deine Ausbildung erfolgreich abschließen. Lass dich nicht entmutigen!