Herzlichen Glückwunsch! Du bist auf Jobsuche und bereit, dich in die Arbeitswelt zu stürzen. Aber kennst du auch deine Rechte als Bewerber? Das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) spielt dabei eine zentrale Rolle. Aber wer genau gilt eigentlich rechtlich als Bewerber im Sinne dieses Gesetzes? Das ist keine nebensächliche Frage, denn nur wenn du als Bewerber im Sinne des AGG giltst, kannst du dich auch auf dessen Schutz berufen. Dieser Artikel beleuchtet diese wichtige Frage umfassend und gibt dir das nötige Wissen, um deine Rechte bei der Jobsuche zu wahren.
Was ist das AGG und warum ist es für Bewerber wichtig?
Das AGG, das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz, soll Diskriminierung verhindern und fördern die Gleichbehandlung aller Menschen. Es verbietet Benachteiligungen aufgrund von:
- Rasse oder ethnischer Herkunft
- Geschlecht
- Religion oder Weltanschauung
- Behinderung
- Alter
- Sexueller Identität
Dieses Gesetz ist für dich als Bewerber von enormer Bedeutung, denn es schützt dich vor Diskriminierung im gesamten Bewerbungsprozess – von der Stellenausschreibung bis hin zur Entscheidung über die Einstellung. Stell dir vor, du wirst aufgrund deines Alters nicht zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen, obwohl du die fachlichen Qualifikationen erfüllst. Das AGG gibt dir die Möglichkeit, dich dagegen zu wehren.
Wer gilt als Bewerber im Sinne des AGG? Die Definition
Die juristische Definition des Bewerbers im Sinne des AGG ist nicht immer ganz einfach zu fassen, aber im Kern geht es darum, dass eine Person ernsthaftes Interesse an einer ausgeschriebenen Stelle bekundet und die entsprechenden Schritte unternimmt, um sich auf diese zu bewerben. Das bedeutet:
- Ernsthaftes Interesse: Du musst tatsächlich die Absicht haben, die ausgeschriebene Stelle anzunehmen, wenn du sie angeboten bekommst. Eine „Spaßbewerbung“ fällt in der Regel nicht unter den Schutz des AGG.
- Ausschreibung muss vorhanden sein: Es muss eine konkrete Stellenausschreibung geben, auf die du dich beziehst. Eine Initiativbewerbung genießt unter Umständen nicht den gleichen Schutz, obwohl auch hier Diskriminierung möglich ist.
- Bewerbungshandlung: Du musst eine Bewerbungshandlung vorgenommen haben, also aktiv etwas getan haben, um dich auf die Stelle zu bewerben. Dazu gehört in der Regel das Einreichen von Bewerbungsunterlagen (Lebenslauf, Anschreiben, Zeugnisse).
Wichtig ist: Der AGG-Schutz beginnt nicht erst mit der Einladung zum Vorstellungsgespräch, sondern bereits mit dem Moment, in dem du deine Bewerbung absendest. Auch die Prüfung deiner Unterlagen durch den Arbeitgeber fällt bereits unter den Schutz des Gesetzes.
Was bedeutet „ernsthaftes Interesse” konkret?
Das „ernsthafte Interesse” ist ein entscheidender Punkt. Gerichte prüfen bei Streitfällen, ob ein Bewerber tatsächlich die Absicht hatte, die Stelle anzunehmen. Indizien dafür können sein:
- Qualifikation: Verfügst du über die in der Stellenausschreibung geforderten Qualifikationen? Je besser du auf das Profil passt, desto glaubwürdiger ist dein ernsthaftes Interesse.
- Aufwand der Bewerbung: Hast du dir Mühe mit deiner Bewerbung gegeben? Ein individuelles Anschreiben, das auf die Stelle zugeschnitten ist, spricht eher für ein ernsthaftes Interesse als eine Standardbewerbung.
- Verhalten im Bewerbungsprozess: Reagierst du zeitnah auf Anfragen des Arbeitgebers? Nimmst du an Vorstellungsgesprächen teil? Ein engagiertes Verhalten deutet auf ein ernsthaftes Interesse hin.
Wenn du dich „zum Spaß” auf eine Stelle bewirbst, um beispielsweise die Ablehnungsquote einer bestimmten Firma zu testen, kannst du dich im Falle einer Diskriminierung in der Regel nicht auf das AGG berufen.
Sonderfall: Initiativbewerbungen
Wie sieht es bei Initiativbewerbungen aus? Hier ist die Rechtslage etwas komplizierter. Da es keine konkrete Stellenausschreibung gibt, auf die du dich beziehst, ist es schwieriger, ein Diskriminierungsmerkmal nachzuweisen. Allerdings schließt das AGG Initiativbewerbungen nicht grundsätzlich aus. Wenn du nachweisen kannst, dass du aufgrund eines der im AGG genannten Merkmale benachteiligt wurdest, obwohl du für die Stelle potenziell geeignet gewesen wärst, kann auch eine Initiativbewerbung unter den Schutz des Gesetzes fallen. Hier ist die Beweislast allerdings höher.
Beweislast: Was tun im Falle einer Diskriminierung?
Wenn du den Verdacht hast, dass du im Bewerbungsprozess diskriminiert wurdest, ist es wichtig, Beweise zu sammeln. Das können beispielsweise sein:
- Die Stellenausschreibung selbst: Sie dient als Grundlage, um deine Qualifikation für die Stelle zu belegen.
- Deine Bewerbungsunterlagen: Sie zeigen, dass du dich aktiv beworben hast.
- E-Mails oder Briefe des Arbeitgebers: Achte auf Formulierungen, die möglicherweise diskriminierend sind.
- Gesprächsnotizen: Wenn du ein Vorstellungsgespräch hattest, notiere dir wichtige Aussagen, die möglicherweise auf Diskriminierung hindeuten.
- Zeugenaussagen: Wenn andere Personen Zeugen der Diskriminierung geworden sind, können ihre Aussagen hilfreich sein.
Wenn du genügend Beweise gesammelt hast, kannst du dich an eine Antidiskriminierungsstelle wenden. Diese Stellen bieten kostenlose Beratung und Unterstützung an. Du kannst auch rechtliche Schritte einleiten, um deine Rechte durchzusetzen.
Tipps für deine Jobsuche: So schützt du dich vor Diskriminierung
Neben dem Wissen um deine Rechte als Bewerber gibt es einige praktische Tipps, wie du dich im Bewerbungsprozess vor Diskriminierung schützen kannst:
- Sei selbstbewusst: Lass dich nicht von negativen Erfahrungen entmutigen. Glaube an deine Fähigkeiten und dein Potenzial.
- Bereite dich gut vor: Informiere dich gründlich über das Unternehmen und die Stelle, auf die du dich bewirbst.
- Achte auf deine Körpersprache: Vermittle im Vorstellungsgespräch Selbstsicherheit und Kompetenz.
- Dokumentiere alles: Bewahre alle relevanten Dokumente und E-Mails auf.
- Hol dir Unterstützung: Wenn du dich diskriminiert fühlst, scheue dich nicht, Hilfe bei einer Antidiskriminierungsstelle oder einem Anwalt zu suchen.
Fazit: Kenne deine Rechte und setze sie ein!
Die Frage, wer als Bewerber im Sinne des AGG gilt, ist für deine Jobsuche von entscheidender Bedeutung. Nur wenn du deine Rechte kennst, kannst du dich effektiv vor Diskriminierung schützen und deine Chancen auf den Traumjob maximieren. Das AGG bietet dir einen wichtigen Schutz, aber es liegt auch an dir, diesen Schutz zu nutzen und für deine Rechte einzustehen. Wir wünschen dir viel Erfolg bei deiner Jobsuche!