Die Welt der visuellen Effekte (VFX) ist dynamisch und ständig im Wandel. Neue Effekte tauchen ständig auf, erobern das Internet im Sturm und werden zu viralen Sensationen. Aber was, wenn du diesen Hype nutzen und diese Effekte selbst erstellen könntest? In diesem Artikel enthüllen wir eine detaillierte, schrittweise Anleitung, wie du einen beliebten viralen Effekt direkt in Adobe After Effects nachbilden kannst. Egal, ob du ein erfahrener Motion Designer oder ein neugieriger Anfänger bist, diese Anleitung wird dir die Werkzeuge und das Wissen geben, die du brauchst, um deine eigenen atemberaubenden visuellen Effekte zu erstellen.
Bevor wir ins Detail gehen, ist es wichtig zu betonen, dass „virale Effekte” sehr unterschiedlich sein können. Daher werden wir uns in diesem Tutorial auf einen Effekt konzentrieren, der in den letzten Monaten häufig in Kurzvideos und Animationen zu sehen war: Den „Fluid Dissolve”-Effekt. Dieser Effekt erweckt den Eindruck, als ob ein Objekt oder Text sich in eine Flüssigkeit auflöst und dann auf elegante Weise wieder zusammensetzt. Er ist visuell ansprechend, vielseitig einsetzbar und überraschend einfach zu erstellen, sobald man die Grundlagen verstanden hat.
Was du brauchst:
- Adobe After Effects (CS6 oder neuer wird empfohlen)
- Ein Objekt oder Text, das du auflösen möchtest
- Grundkenntnisse in After Effects (Ebenen, Keyframes, Effekte)
Schritt 1: Importiere dein Footage und erstelle eine Komposition
Beginne mit dem Starten von After Effects und dem Importieren deines Videomaterials oder deiner Grafik. Ziehe deine Datei in den Bereich „Projekt” und erstelle dann eine neue Komposition, indem du die Datei auf das „Neue Komposition erstellen”-Symbol unten im Projektfenster ziehst. Stelle sicher, dass die Komposition die richtige Auflösung und Framerate für dein Projekt hat. Üblicherweise verwendet man hier 1920×1080 (Full HD) mit 24 oder 30 Bildern pro Sekunde.
Schritt 2: Dupliziere deine Ebene
Wähle deine Ebene in der Zeitleiste aus und drücke Strg+D (oder Cmd+D auf dem Mac), um sie zu duplizieren. Diese doppelte Ebene wird die Grundlage für unseren Fluid Dissolve Effekt sein.
Schritt 3: Den Turbulent Displace Effekt anwenden
Wähle die obere, duplizierte Ebene aus und gehe zum Effekt- und Vorgabenfenster (normalerweise rechts). Suche nach dem „Turbulent Displace”-Effekt und ziehe ihn auf die ausgewählte Ebene. Der Turbulent Displace-Effekt ist der Schlüssel, um die organische, flüssigkeitsähnliche Verzerrung zu erzeugen.
Schritt 4: Turbulent Displace Einstellungen anpassen
Im Effektsteuerungsfenster (links) siehst du nun die Einstellungen für den Turbulent Displace-Effekt. Hier sind die wichtigsten Einstellungen, die wir anpassen werden:
- Amount: Dies steuert die Intensität der Verzerrung. Beginne mit einem Wert zwischen 50 und 100. Wir werden dies später animieren.
- Size: Dies bestimmt die Größe der Verzerrungsdetails. Ein kleinerer Wert erzeugt feinere Details, während ein größerer Wert zu gröberen Verformungen führt. Experimentiere mit Werten zwischen 20 und 50.
- Complexity: Dies steuert die Komplexität des Verzerrungsmusters. Höhere Werte erzeugen kompliziertere und detailliertere Verzerrungen, können aber auch die Rendering-Zeit erhöhen. Ein Wert zwischen 5 und 10 ist oft ein guter Ausgangspunkt.
- Evolution: Dies erzeugt die Bewegung der Verzerrung über die Zeit. Wir werden diese Einstellung animieren, um den „Auflösung”-Effekt zu erzeugen.
Schritt 5: Den Auflösungseffekt animieren
Jetzt kommt der spaßige Teil! Wir werden die Einstellungen des Turbulent Displace-Effekts animieren, um den Eindruck zu erwecken, dass sich unser Objekt in eine Flüssigkeit auflöst. Gehe zum Anfang deiner Zeitleiste. Setze einen Keyframe für die „Amount”-Eigenschaft bei einem Wert von 0. Gehe dann etwa 1 Sekunde vorwärts und setze einen weiteren Keyframe für „Amount”, diesmal mit einem Wert zwischen 50 und 100 (je nach gewünschter Intensität).
Um die Bewegung organischer zu gestalten, setze einen Keyframe für die „Evolution”-Eigenschaft am Anfang der Zeitleiste und ändere den Wert dann am Ende der Zeitleiste. Du kannst den Wert beispielsweise um 1-2 Umdrehungen erhöhen. Dies erzeugt eine kontinuierliche Bewegung der Verzerrung.
Um den „Zusammensetzen”-Effekt zu erzeugen, kopiere die Keyframes für „Amount” und „Evolution” und füge sie hinter dem ersten Animationsabschnitt ein. Kehre dann die Reihenfolge der Keyframes um. Das bedeutet, dass der Keyframe mit dem hohen „Amount”-Wert zuerst kommt, gefolgt vom Keyframe mit dem „Amount”-Wert von 0. Dadurch wird die Animation umgekehrt und das Objekt setzt sich wieder zusammen.
Schritt 6: Feintuning und Detailarbeit
Nachdem du die grundlegende Animation erstellt hast, kannst du die Effekteinstellungen weiter anpassen, um den Look zu perfektionieren. Hier sind ein paar zusätzliche Tipps:
- Ease In/Ease Out: Wähle deine Keyframes aus und drücke F9, um „Ease In/Ease Out” anzuwenden. Dies erzeugt eine sanftere Beschleunigung und Verlangsamung der Animation, was den Effekt natürlicher wirken lässt.
- Zusätzliche Effekte: Experimentiere mit anderen Effekten wie „Glow” oder „Rauschen”, um dem Effekt mehr Tiefe und Interesse zu verleihen. Ein subtiles Glühen kann dem „Fluid Dissolve” einen magischen Touch verleihen.
- Masken verwenden: Wenn du nur einen Teil des Objekts auflösen möchtest, kannst du Masken verwenden, um den Effekt auf bestimmte Bereiche zu beschränken.
- Farben anpassen: Die Farben deiner Grafik spielen eine große Rolle. Experimentiere mit verschiedenen Farbkombinationen, um den Effekt noch stärker hervorzuheben.
Schritt 7: Rendering und Export
Wenn du mit dem Ergebnis zufrieden bist, ist es an der Zeit, dein Projekt zu rendern und zu exportieren. Gehe zu „Komposition” > „Zur Renderwarteschlange hinzufügen”. Wähle im Renderwarteschlangenfenster die gewünschten Ausgabeeinstellungen (Format, Codec, Speicherort) aus. H.264 ist ein gängiges Format für Videos, die online geteilt werden sollen. Klicke dann auf „Rendern”, um den Prozess zu starten.
Zusammenfassung
Der Fluid Dissolve Effekt ist nur einer von vielen viralen Effekten, die du in After Effects nachbilden kannst. Der Schlüssel liegt darin, die Grundlagen der Software zu verstehen, mit verschiedenen Effekten zu experimentieren und kreativ zu werden. Mit ein wenig Übung und Geduld kannst du deine eigenen atemberaubenden visuellen Effekte erstellen und deine Videos auf die nächste Stufe heben. Nutze diese Schritt-für-Schritt-Anleitung als Ausgangspunkt und lass deiner Kreativität freien Lauf! Viel Erfolg beim Motion Design!